Dem Fachkräftemangel kreativ begegnen

Aus dem Fachkräftemangel ist in vielen Branchen mittlerweile ein genereller Arbeitskräftemangel geworden. Gleichzeitig gibt es noch viele hoch motivierte Menschen, die aufgrund ihrer persönlichen Situation keine passende Anstellung finden. Unternehmen, die auf diese Zielgruppen zugehen, profitieren oft von besonders engagierten Mitarbeitenden.

Die konjunkturellen Aussichten verschlechtern sich, aber die Fachkräfte werden weiterhin händeringend gesucht. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer Umfrage der Handelskammer im Herbst 2023. Mehr als 450 Unternehmen hatten sich daran beteiligt und dabei auch mit großer Mehrheit berichtet, dass sie den Arbeits- und Fachkräftemangel als Risiko für die Geschäftsentwicklung betrachten.

Angesichts dieses Mangels öffnen sich immer mehr Unternehmen für Zielgruppen, die bis jetzt nicht die besten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt hatten – und machen damit oft ausgezeichnete Erfahrungen. Auch die Bindung der vorhandenen Mitarbeitenden, deren Lebenssituation sich geändert hat, spielt eine wachsende Rolle.

In Bremen und Bremerhaven erhalten Unternehmen vielfältige Unterstützung bei der Erschließung dieser ungenutzten Fachkräftepotenziale. So hat der Martinsclub beispielsweise die Vermittlungsagentur „Selbstverständlich Arbeit“ für Menschen mit Beeinträchtigungen gegründet. „Überall ist der Fachkräftemangel ein riesengroßes Thema, Personal fehlt in quasi allen Branchen“, erklärt Madlien Janko vom Martinsclub Bremen e. V. „Der Ansatz, Menschen mit Behinderung für passende Tätigkeiten anzulernen, kann die Problematik zumindest etwas abfedern.“

Eine weitere Gruppe, die aktuell auf den Arbeitsmarkt drängt, sind Geflüchtete. So viele Betriebe wie möglich über die Chancen einer Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten informieren: Das ist das Ziel der bundesweiten Initiative Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge. Der Bremer Regionalbotschafter Michael Guttrof, Geschäftsführer von Zech Logistics, plädiert dafür, dass Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen. „Letztlich geht es darum, sich für Menschen aus anderen Kulturen zu öffnen und gegenseitig voneinander zu profitieren“, erläutert er.

Wenn es um die Bindung von vorhandenen Arbeitskräften geht, steht das Thema Familienfreundlichkeit oft ganz weit oben. Dabei geht es längst nicht mehr ausschließlich um Mütter, die parallel zum Job auch ihre Familie managen müssen. Auch Väter legen zunehmend Wert auf Freiräume für die Betreuung ihrer Kinder. Darüber hinaus gewinnt das Thema Pflege rapide an Bedeutung, denn die Zahl der alternden Familienangehörigen wächst, während die Personalnot in den Pflegeeinrichtungen bereits jetzt oft eklatant ist. Vereinbarkeit der beruflichen Tätigkeit mit den Anforderungen der Familie werde zum strategischen Erfolgsfaktor für die Wirtschaft, betont Rena Fehre von der Servicestelle Beruf und Familie beim RKW Bremen.

Grundsätzlich erfordern alle kreativen Wege zur Erschließung ungenutzter Fachkräftepotenziale den Einsatz von Zeit, Geduld und gutem Willen. Dass sich dieser Einsatz aber mittelfristig lohnt, zeigen die Unternehmensbeispiele auf den folgenden Seiten.

Selbstverständlich Arbeit:
www.martinsclub.de/leistungen/selbstverstaendlich-arbeit

Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge
www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de

„Job-Turbo“ – Unterstützungsleistungen zur Ausbildungs- und Arbeitsaufnahme von Geflüchteten:
arbeitsagentur.de/k/job-turbo

Foto oben:
Hamsa Abo Hassoun kam aus Syrien nach Bremen und wurde nach der Ausbildung zur Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement von der Firma Franz Gottwald direkt übernommen.