New Work: Sinnvolle Arbeit flexibel gestalten

Seit mehr als 40 Jahren gibt es den Begriff „New Work“ jetzt schon, aber so populär wie heute war er nie. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass sich auch eher traditionell aufgestellte Unternehmen inzwischen aktiv mit neuen Modellen der Arbeitsorganisation auseinandersetzen.

Flache Hierarchien, selbstbestimmtes Arbeiten, flexible Arbeitszeiten und -orte, gesunde Work-Life-Balance: Schlagworte wie diese fallen häufig als Erstes, wenn von New-Work-Modellen die Rede ist. Dabei gibt es keine festgelegte Definition des Begriffs. Als der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann Ende der 1970er-Jahre zum ersten Mal seine Vision der neuen Arbeitswelt beschrieb, sollten die Menschen nach seiner Vorstellung einer Arbeit nachgehen, „die sie wirklich, wirklich wollen und mit technologischer Unterstützung Produkte selbst herstellen, die sie zum täglichen Leben brauchen“. Dieses Verständnis findet in der aktuellen Diskussion allerdings nur noch wenig Zustimmung.

Stattdessen assoziieren die meisten Unternehmen in Deutschland New Work mit einer Steigerung des psychologischen Empowerments ihrer Beschäftigten, mit Begriffen wie Freiheit, Selbstverantwortung und Sinn sowie mit Arbeitsplatz- und Arbeitszeitautonomie. Das berichtete Professor Carsten C. Schermuly von der SRH Berlin University of Applied Sciences kürzlich beim fünften Bremerhavener Wirtschaftsdialog, wo er sein aktuelles „New Work Barometer 2022“ vorstellte. New Work sei viel mehr als Homeoffice, machte Schermuly deutlich. Modelle, die auf Empowerment setzten und die Mitarbeitenden in ihrer Kompetenz bestärkten, würden sich lohnen: „Während die Arbeitszufriedenheit und die Innovationsbereitschaft zunehmen, sind Stress und Fluktuation messbar rückläufig.“

Das ist in Zeiten des sich verschärfenden Fachkräftemangels ein nicht unwesentlicher Faktor. Vielen Unternehmen ist inzwischen klar, dass sie sich neuen Modellen der Arbeitsorganisation öffnen müssen, wenn sie erfolgreich in die Zukunft gehen wollen. Dazu gehört es auch, Mitarbeitende in wichtige Entscheidungen mit einzubeziehen und ihnen Freiräume für kreatives und innovatives Arbeiten zu schaffen. Digitalisierung, Globalisierung und demografischer Wandel ebnen den Weg für die Arbeitswelt 4.0. Die Corona-Pandemie hat dem Ganzen noch einen unerwarteten Schub gegeben und mehr Tempo in die Bewegung gebracht.

Mobiles Arbeiten bleibt

Die Vergleichsstudie „Mobiles Arbeiten 2022“, die der AGA Unternehmensverband im Mai und Juni unter norddeutschen Unternehmen durchgeführt hat, zeigt: Die Pandemie hat nachhaltige Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Zwar haben demnach 53 Prozent der befragten Unternehmen nach dem Wegfall der pandemiebedingten Homeoffice-Pflicht die mobile Arbeit wieder reduziert. Mit 50,3 Prozent liegt der Anteil der Beschäftigten, die zumindest teilweise mobil arbeiten, aber immer noch deutlich höher als vor Corona, als dies nur auf 21,4 Prozent zutraf. Am weitesten verbreitet ist laut der Studie ein Modell, das zwei bis drei Tage mobiles Arbeiten und zwei bis drei Tage Arbeit im Büro vorsieht. Die Vorteile, die am häufigsten genannt werden: das Entfallen der Anfahrt, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatem sowie die höhere Zufriedenheit der Beschäftigten.

Auch vor diesem Hintergrund fordern die Wirtschaftsjunioren Bremen eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes, die eine Erweiterung der maximalen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden täglich erlaubt und außerdem vorsieht, dass die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit von elf Stunden nicht mehr zwingend an einem Stück genommen werden muss. Gelten soll das laut einem Papier der Wirtschaftsjunioren für alle Beschäftigten, die über ihre Arbeitszeit in gewissem Rahmen selbst disponieren können – also zum Beispiel im Rahmen von Gleitzeitmodellen oder Rahmenarbeitszeiten. Nur so sei es möglich, im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte mithalten zu können, heißt es.

Die aktuellen Diskussionen zeigen, dass das Thema New Work der Arbeitswelt noch lange erhalten bleiben wird. Viele Unternehmen in Bremen und Bremerhaven haben sich darauf eingestellt und erproben neue Konzepte – zum Beispiel die im März dieses Jahres gegründete Eventagentur „2022 Event & Project Management GmbH“, der Bremerhavener Tiefkühlkost-Produzent Frosta und die Sparkasse Bremen.