Sparkasse Bremen: Umwandlung in eine Netzwerkorganisation

Bei der Sparkasse Bremen ist spätestens seit dem Einzug in den neuen Hauptsitz im Technologiepark klar, dass Bank heute ganz anders geht. „Vor gut sechs Jahren zeichnete sich ab, dass die Sparkasse Bremen mit ihrer damals hierarchischen Struktur nicht auf Dauer bestehen kann“, sagt Klaus Windheuser, Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Bremen. Schneller, flexibler und anpassungsfähiger sollte die Sparkasse werden, um so besser gewappnet zu sein für die vielen Veränderungen und unterschiedlichen Kundenbedürfnisse. Dafür waren grundlegende Entscheidungen notwendig.

Von der Hierarchie zur Netzwerkorganisation
Ein erster Schritt war die Umwandlung in eine Netzwerkorganisation: Von den ehemals vier Führungsebenen ist nur die Ebene des Vorstandes geblieben. „Damit sind wir einen konsequenten Weg gegangen, der nicht ganz einfach war. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den alten Hierarchien groß geworden“, sagt Windheuser. „Jetzt suchen sich die Teams ihre Verantwortlichen selber aus: Es zeigt sich oft schnell, wer sich am besten mit dem jeweiligen Thema oder Projekt auskennt, und er oder sie übernimmt dann quasi die Führungsrolle.“ Das funktioniere in vielen Teams schon richtig gut, aber noch nicht in allen.

Einzug in den neuen Hauptsitz
Die Netzwerkorganisation wurde Ende 2019 eingeführt, im November 2020 folgte der Einzug in das fünfgeschossige Gebäude im Technologiepark. „Das neue Gebäude spielte eine entscheidende Rolle für die Umsetzung der Netzwerkorganisation“, sagt Windheuser. „Es war dadurch tatsächlich so, dass unsere Mitarbeitenden ihre alte Welt verlassen und eine neue Welt betreten haben.“ Neu heißt: Keine kleinen Bürozellen mehr, sondern großräumige Bereiche, in denen die Mitarbeiter jeden Tag ihren Arbeitsplatz wählen können. Sei es ein Co-Working Space in der Home Zone, zusammen mit einer Kleingruppe in einem Think Tank oder ein Arbeitsplatz im Silent Room ohne jegliche Gespräche In solch einem Umfeld können sich Kreativität und Entscheidungsfähigkeit voll entfalten und tragen so entscheidend zum Erfolg des Unternehmens bei.

Der „konsequente Weg“ bedeutet auch, dass die vier Vorstandsmitglieder keine eigenen Büros mehr haben. „Es hat viele Vorteile, dass auch wir als Vorstand mittendrin arbeiten. Man sieht sich einfach viel öfter, und vieles können wir schnell mal eben klären, ohne gleich einen Termin machen zu müssen“, so der Firmenkundenvorstand.

#gerneperdu
Parallel dazu veränderte sich auch die Unternehmenskultur. Pranjal Kothari ist seit September 2020 Mitglied des Vorstands und Chief Digital Officer der Sparkasse. Er kommt aus der Start-up-Szene, hat wie Klaus Windheuser viel international gearbeitet. „Wir waren sofort per ,du‘ – während die anderen zwei langjährigen Vorstände in vielen Fällen noch beim ,Sie‘ waren“, erzählt Windheuser. „Das wurde in unseren Meetings aber irgendwann kompliziert. Somit sind wir jetzt alle per ,du‘ und zwar mit allen im Haus, nicht nur im Vorstand.“ Windheuser schätzt, dass rund 95 Prozent der Sparkassen-Mitarbeiter inzwischen per du sind. „Das hat viel Distanz abgebaut und uns noch mal einen richtigen Schub gegeben. Trotzdem ist der Respekt weiterhin da.“

Mehr Eigeninitiative
Das ist wichtig, denn auch die Feedbackkultur verändert sich zwangsläufig: Ohne Führungskräfte gibt es auch keine klassischen Mitarbeitergespräch mehr. „Das ist eine unserer aktuell größten Herausforderungen, wie unsere Mitarbeitenden Feedback und damit auch wichtige Impulse etwa für ihre Weiterqualifizierung bekommen“, sagt Windheuser. „Ziel ist, dass sie sich gegenseitig positives wie kritisches Feedback geben, aber damit tun sich viele noch schwer.“

Andererseits habe die neue Organisation mehr Eigeninitiative bei den Mitarbeitern hervorgerufen. „Wer eine coole Idee hat, kann sie jetzt viel schneller umsetzen.“ Das gilt seit diesem Sommer auch für junge Unternehmen, Start-ups, Co-Working und etablierte Firmen: Der Campus Space im Sparkassen-Gebäude ist eine Anlaufstelle, wo sie gemeinsam mit der Sparkasse Bremen in einem kreativen Umfeld aus guten Ideen konkrete Produktinnovationen entwickeln können.