Corona und die Folgen: Studie über das Innovationsgeschehen im Land Bremen
COVID-19 bringt außergewöhnliche Härten für die Wirtschaft im Land Bremen mit sich, aber die Pandemie hat zugleich eine große Dynamik entfacht und sie bringt den Strukturwandel auf Trab. Davon sind eine Reihe von Wirtschaftswissenschaftlern überzeugt, die ihre Erkenntnisse in einer neuen empirischen Studie dargelegt haben: „Struktureller Umbruch durch COVID-19 – Implikationen für die Innovationspolitik im Land Bremen“. Die Universität Bremen und das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) haben darin zusammen mit der Hochschule Bremen, der Hochschule Bremerhaven und der Jacobs University den strukturellen Wandel und das Innovationsgeschehen angesichts der Corona-Krise beleuchtet. Die Krise sei eine Chance und Bremen haben gute Voraussetzungen, sich mit seinen Potenzialen bei Zukunfts- und Nachhaltigkeitstechnologien, bei der Digitalisierung von Dienstleistungen und im Feld der künstlichen Intelligenz zukunftsträchtig auszurichten.
Die Studie wurde von Professorin Jutta Günther, Innovationsökonomin an der Universität Bremen, und Jan Wedemeier vom HWWI koordiniert und herausgegeben. Sie sagen, dass neue Schwerpunkte in der Innovation und ihre politische Flankierung notwendig seien: Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Klimaneutralität. Neues Leitbild müsse die produktive Stadt sowie das Arbeiten auf der Quartiersebene sein. Auch müsseten neue Ideen mit Potenzial ins Auge gefasst, das Gründungsgeschehen belebt werden. „Die Hilfsprogramme für Unternehmen müssen Härten abfedern und zukunftsorientierte Investitionen fördern“, so Günther. Die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland werde „weiterhin empfindlich bleiben“, sagte Wedemeier, der den HWWI-Forschungsbereich zu Ökonomie der Städte und Regionen leitet sowie Geschäftsführer des Förderkreises des HWWI-Niederlassung Bremen ist. „Die vorgeschlagenen Instrumente in der Studie zeigen nicht nur Lösungsansätze für eine beschleunigte Transformation, sondern auch Handlungsoptionen auf die neue Entwicklung.“
Die Beiträge in dem Band gliedern sich in vier Hauptaspekte: Innovation und Gründungsgeschehen, urbane Entwicklungen und Nachhaltigkeitsinnovationen, finanzwissenschaftliche Aspekte sowie globale Märkte und Wertschöpfungsketten.
Innovation und Gründungsgeschehen
Durch die Pandemie kommt es zu Unsicherheiten in Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit, Einkommenssituation sowie gesundheitliche und gesamtwirtschaftliche Entwicklungen. Innovationstätigkeit wird nicht mehr in erster Linie mit dem Ziel des Wirtschaftswachstums verbunden, sondern akzentuiert Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Klimaneutralität. Start-ups sind existenzbedrohlich konfrontiert mit dem Verlust von Umsatz, Humankapital und dem Gründerökosystem.
Urbane Entwicklungen und Nachhaltigkeitsinnovationen
Die gegenwärtige Entwicklung fördert das Leitbild einer nutzungs- und funktionsgemischten Stadt. Dabei sind Regionalisierung und Digitalisierung wichtige Voraussetzungen, um Wirtschaften und Arbeiten in Bremen wieder verstärkt in die Quartiersebene zu integrieren. Der Nahverkehr braucht Innovationen, um die langfristige Konkurrenzfähigkeit des ÖPNV sicherzustellen (Beispiel: Nutzung des grünen Wasserstoffs).
Finanzwissenschaftliche Aspekte
Der Einsatz von langfristigen öffentlichen Krediten ist zur Bewältigung der wirtschaftlichen Pandemie-Folgen unumgänglich. Der innovative „Bremen-Fonds“ darf nicht nur im Kontext einer Ad-hoc-Politik eingesetzt werden, sondern soll soziale Stabilität und ökologische Nachhaltigkeit stärken.
Globale Märkte und Wertschöpfungsketten
Die bremischen Häfen sind stark vom Rückgang des globalen Warenhandels betroffen. Dabei wirkt die COVID-19-Krise wie ein Brennglas auf den Strukturwandel. Die Veränderungen der Wertschöpfungsketten könnten den Umbau der bremischen Hafenwirtschaft beschleunigen, was ein Umdenken in der Bremer Wirtschaftspolitik voraussetzt.
Die Studie steht hier zum Download bereit: www.hwwi.org