Corona getrotzt

Seit mehr als 70 Jahren steht die Familie Müller für Qualität im Druckbereich. Trotz Pandemie hat die Müller Sieb- und Digitaldruck GmbH auch 2020 investiert.

Auf die Tränendrüse zu drücken, ist nicht unser Ding“, sagt Frank Müller. Er sitzt in seinem Büro in dem Firmengebäude der Druckerei im Gewerbegebiet Bremer Kreuz. Ja, die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen haben auch die Auftragslage des Familienbetriebs zurückgehen lassen. „Unser diesjähriger Umsatz wird um 20 bis 30 Prozent unter dem Vorjahresergebnis bleiben“, prognostiziert der Firmenchef.

Doch er und seine Cousine Katja Breuer halten als gemeinsame Geschäftsführung trotzdem an geplanten Investitionen fest. „Hierbei zahlte sich aus, dass wir in der Vergangenheit stets vorausschauend gewirtschaftet haben. Dadurch konnten wir nun relativ gelassen bleiben“, sagt Katja Breuer. Die etwas geringere Auftragslage hat gar ihr Gu tes. „So habe ich endlich die nötige Zeit und Ruhe gefunden, meinen Teil zur Neugestaltung unseres Internetauftritts beizutragen“, sagt Frank Müller. Seit kurzem präsentiert sich die Müller Sieb- und Digitaldruck GmbH auf ihrer neuen Homepage www.mueller-siebdruck.de: moderner und übersichtlicher, mit Magazinteil und Produktkatalog.

Obwohl die Corona-Pandemie für einen Umsatzeinbruch sorgte, haben Müller und Breuer den großformatigen Flachbettdrucker ausgetauscht. Der Name des Hochleistungsdruckers: Nyala. Er erinnert an die südostafrikanische Antilopenart. „Mit der Nyala 3 von swissQprint haben wir uns den Platzhirsch der großformatigen Flachbettdrucker ins Haus geholt“, sagt Müller. Die Drucktechnik neuster Generation eröffnet zusätzliche Möglichkeiten. „Schon unsere vorherige Nyala 1 hat uns immer wieder begeistert. Die Neue bietet nun einen zusätzlichen Lack-Kanal, mit dem zum Beispiel 3D-Brailleschrift gedruckt werden kann, und ein noch größeres Druckformat. Wir können nun mehr als 3.200 x 2.000 Millimeter große Tafeln und Platten ohne Unterteilung produzieren.“ Weiterer Vorteil der Nyala 3: der noch kleinere ökologische Fußabdruck durch effiziente, energiesparende UV-LED-Trocknung und umweltverträgliche, zertifizierte Tinten.

Vom Malerbetrieb zum Siebdruck
„Wir haben die vergangenen, etwas ruhigeren Wochen außerdem dafür genutzt, viele neue umweltfreundliche Materialien in unser Portfolio aufzunehmen“, sagt Frank Müller. Der 56-Jährige übernahm 2015 die Geschäftsführung, als sein Onkel Jörg Müller sich aus dem aktiven Geschäft zurückzog. 2019 wurde Katja Breuer zur weiteren Geschäftsführerin ernannt. Beide hatten 1993 ihre Meisterprüfung im Betrieb abgelegt. Im vergangenen Jahr wurde auch der Firmenname dem längst erweiterten Geschäftsfeld angepasst: Müller Sieb- und Digitaldruck GmbH.

Das in dritter Generation geführte Familienunternehmen war schon immer sehr modern. Der Grundstein wurde im Jahre 1947 gelegt. Da eröffnete Oskar Müller seinen Malerhandwerksbetrieb im Stadtteil Hemelingen. Der Malermeister stellte auch Kunstdrucke im Siebdruckverfahren her und etablierte sich damit auf dem Markt.

Ende der 1950er Jahre trat Oskar Müllers Sohn Jörg als Lehrling in den Betrieb ein. Er baute den Bereich Siebdruck mit großer Leidenschaft aus. Dank des Wirtschaftswachstums der Nachkriegszeit wuchs das Unternehmen, der Siebdruck wurde durch das Fachwissen von Buchdruckern und Reprografen ergänzt. Jörg Müller erhielt 1975 von der Handelskammer Bremen die Befähigung, Siebdrucklehrlinge auszubilden. Mit der Ausbildung zieht das Unternehmen seitdem seinen Nachwuchs heran. Auch 2020 wurde der Auszubildende nach der Abschlussprüfung (mit „sehr gut“ unter Corona-Bedingungen) übernommen. Zum 1. August wurde der Ausbildungsplatz wieder neu besetzt: mit der nächsten angehenden Medien- Technologin.

Gemeinsam mit seiner Frau Hannelore übernahm Jörg Müller 1976 die Firma des Vaters nach dessen plötzlichem Tod. Das Ehepaar stellte den Malereibetrieb ein und konzentrierte sich ganz auf den Siebdruck. Mit unternehmerischer Risikobereitschaft wurde fortan stets in technische Innovationen investiert. Um auf größeren Maschinen noch größere Formate drucken zu können, erweiterten die Müllers deshalb schon bald ihre Werkstatt.

Einstieg ins Digitalgeschäft
Es dauerte nicht lange, da waren die Firmenräume in Hemelingen abermals zu klein. Also entstand 1980 die neue Produktionsstätte im Gewerbegebiet Bremer Kreuz in Mahndorf. Hier in der Damaschkestraße befindet sich das Druckunternehmen bis heute. 1984 wurde eine zusätzliche Lithoanstalt gegründet, um noch mehr Fachwissen unter einem Dach zu vereinen. Da sich der Digitaldruck in den 1990er-Jahren immer rasanter entwickelte, hat das Unternehmen konsequent in immer modernere Digitaldruckanlagen investiert. Der Siebdruck blieb dennoch – bis heute – Bestandteil des Firmenportfolios.

Zur Jahrtausendwende entstand ein weiterer Anbau ans Firmengebäude, weil der Digitaldruck auf das Großformat XXL erweitert wurde. 2005 folgte der Einstieg in den digitalen UV-Plattendruck, 2010 der in den großformatigen, digitalen Textildruck. Das Angebot des Druckdienstleisters umfasst inzwischen auch Interieurdruck mit hinterdruckten Glasplatten, Tapeten, textile Spanntücher mit und ohne Rahmen sowie Boden- und Fensteraufkleber. Die entsprechende Montage gibt es auf Wunsch jeweils dazu.

Die Nachfrage nach Druckerzeugnissen hat in dem Familienunternehmen mit seinen 15 Mitarbeitern noch nicht wieder den Vor-Corona-Umfang erreicht. Allerdings nimmt die allgemeine Auftragslage wieder deutlich Fahrt auf. Frank Müller schaut optimistisch in die Zukunft. „Wir werden einfach weiterhin auf gutes Handwerk, persönliche Beratung und ein breites Spektrum an Möglichkeiten dank innovativer Technologien setzen. Die Mischung funktioniert schließlich seit mehr als 70 Jahren.“