Wirtschaft zwischen Exporthoffnungen und Lockdown-Not

Nach rund einem Jahr Covid-19-Pandemie ist die Wirtschaft weiterhin deutlich von einer nachhaltigen Erholung entfernt, wie der aktuelle Handelskammer-Konjunkturreport zeigt. Einige Branchen sind besonders stark betroffen und fordern daher dringend eine Perspektive für die Öffnung.

Viele Unternehmen aus den Branchen Hotellerie, Gastronomie und Teilen des Einzelhandels befinden sich aufgrund der Pandemie mittlerweile in existenzbedrohenden Notlagen. Andere Branchen spüren bereits wieder etwas Rückenwind, sodass die Konjunkturerwartungen sich insgesamt leicht verbessert haben. Der Handelskammer-Konjunkturindikator bleibt jedoch weiterhin sehr deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger: „Aus unserer Umfrage ist keine rasche Erholung für die bremische Wirtschaft erkennbar. Auch wenn sich die aktuelle Geschäftslage der Wirtschaft im Land Bremen im Vergleich zum Herbst 2020 insgesamt leicht verbessert darstellt, beurteilen die Unternehmen die Geschäftsaussichten weiterhin überwiegend negativ.“

Auslandsnachfrage bleibt auf wackeligen Füßen

Die Situation stelle sich in Bremen und Bremerhaven etwas unterschiedlich dar, sagt Fonger: „Insgesamt rechnen die Unternehmen in Bremerhaven mit schwerwiegenderen Auswirkungen der zweiten Pandemiewelle und des Lockdowns als in der stadtbremischen Wirtschaft. Eine Ursache hierfür dürfte in der geringeren Exportintensität der Bremerhavener Wirtschaft liegen. So kann Bremen stärker von positiven Impulsen profitieren, die derzeit von der Auslandsnachfrage ausgehen. Gleichzeitig ist die Sorge der Bremerhavener Unternehmen, dass der Lockdown dem Inlandsgeschäft schadet, vergleichsweise groß.“

Die Exporterwartungen wirken bundesweit als Stabilisator der Wirtschaft: Sie erreichten in der deutschlandweiten Konjunkturumfrage des DIHK das höchste Niveau seit dem Frühsommer 2019. Allerdings sieht auch jedes zweite exportierende Industrieunternehmen in der Auslandsnachfrage ein Risiko für seine Geschäfte. Jeder fünfte Industriebetrieb mit Auslandsgeschäft rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit einem Rückgang, jeder zweite mit einer Stagnation seiner Ausfuhren.

Überbrückungshilfen für viele Unternehmen eine existenzielle Frage

Besonders schlecht ist die Stimmung in den Branchen, die direkt vom Lockdown betroffen sind, beispielsweise in der Hotellerie und Gastronomie. Die zwangsweise geschlossenen Betriebe vermelden eine schlechte Geschäftslage und rechnen nicht mit einer Erholung in den kommenden Monaten. Auch im Einzelhandel leiden einige Bereiche sehr stark unter den pandemiebedingten Einschränkungen.

Angesichts der zunehmenden Perspektivlosigkeit vieler Unternehmen durch die Corona-Beschränkungen droht die Stimmung in der norddeutschen Wirtschaft zu kippen. Die Handelskammer Bremen und die IHK Nord fordern daher eine klare Öffnungsperspektive mit nachvollziehbaren Kriterien. Auch müssten die Überbrückungshilfen schneller ausgezahlt werden.

Der vollständige Konjunkturreport kann hier als PDF abgerufen werden.