Die Nachrichten vom KI-Standort Bremen überschlugen sich fast in den vergangenen Wochen. Die Eröffnung des Transferzentrums für Künstliche Intelligenz und die Vergabe der größten internationalen KI-Konferenz mit Tausenden von Besuchern nach Bremen sind nur zwei der bedeutenden Entwicklungen aus Wissenschaft und Wirtschaft.
Am 7. Juli wurde das Transferzentrum für Künstliche Intelligenz im Technologiepark offiziell eröffnet. „Mit dem Einzug des Transferzentrums für Künstliche Intelligenz Bremen.AI ins Digital Hub Industry bieten wir einen neuen Anlaufpunkt, der alle Aktivitäten im Land Bremen gebündelt präsentiert“, sagte Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt. Das Digital Hub Industry war selbst erst wenige Tage zuvor eröffnet worden.
Das Bremen.AI solle den Transfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft forcieren, so Vogt. „Den Fokus legen werden wir auch auf Qualifizierung – speziell im Hinblick auf Frauen, denn ausgebildete Fachkräfte werden dringend gebraucht. Mit unserem Projekt F.IT ermöglichen wir zum Beispiel Frauen den Quereinstieg in die IT-Branche.“
Transfer-Award für KI-Ausgründung der Uni Bremen
Dass der Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft bereits Früchte trägt, zeigt die Verleihung des „euRobotics Technology Transfer Award 2022“ an das Start-up Ubica, die Universität Bremen und die dmTECH GmbH. Der Preis zeichnet herausragende Transfers von Forschungsergebnissen aus der europäischen Robotik-Forschung in die industrielle Anwendung aus.
Die neueste Generation der Ubica-Roboter ist in der Lage, eigenständig durch eine Einzelhandelsfiliale zu navigieren und dabei die Bestände der Produkte in den Regalen zu erkennen. Auf Basis dieses Scans wird ein sogenannter Digitaler Zwilling der Filiale erzeugt, also eine virtuelle Version, die zahlreiche wichtige Informationen zum Betrieb der Filiale liefert – vom Nachfüllbedarf über die beste Produktplatzierung bis hin zum idealen Bepacken der Paletten im Zentrallager, um die Regalbefüllung im Geschäft möglichst effizient und störungsarm für die Kunden zu gestalten.
Uni Bremen übernimmt Schlüsselrolle in Robotik-Exzellenznetzwerk
Ein weiterer Erfolg auf EU-Ebene ist die Aufnahme der Universität in das europäische Robotik-Exzellenznetzwerk „euRobin“, in dem sie einen von vier Wissenschaftsschwerpunkten koordinieren wird, da sie in den vergangenen Jahren umfassende Kompetenz im Feld der KI-basierten Robotik aufgebaut hat. Weitere Akteure sind beispielsweise die Universität von Neapel (Italien), ETH Zürich (Schweiz) und die Königliche Technische Hochschule (Schweden) sowie mehrere internationale Industrieunternehmen wie Siemens, Volkswagen und DHL.
„Bremen ist zwar einer der kleinsten Standorte im Netzwerk, aber uns ist eine der Schlüsselrollen übertragen worden“, sagte der Rektor der Universität Bremen, Professor Bernd Scholz-Reiter. „Das ist ein großer Erfolg für unsere Schwerpunktbildung im Bereich der Künstlichen Intelligenz und insbesondere der KI-basierten Robotik. Es ist ein wichtiger Schritt, uns in der europäischen Forschungslandschaft noch sichtbarer zu verankern.“
Größte internationale KI-Messe findet in Bremen statt
Dass Bremen ein erfolgreicher KI-Standort ist, hat sich bereits herumgesprochen. Die größte internationale KI-Messe, die „International Joint Conference on Artificial Intelligence“ (IJCAI), wird daher 2026 zusammen mit der „European Conference on Artificial Intelligence“ (ECAI) in Bremen stattfinden. Sie findet nach 1983 erst zum zweiten Mal in Deutschland statt.
Rund 4.000 bis 5.000 KI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler aus aller Welt werden zu der einwöchigen Konferenz erwartet. „Die Ausrichtung der Konferenz bringt ein erhebliches Renommee für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor Ort sowie die Universität mit sich und festigt die Bedeutung des KI-Wissenschaftsstandortes Bremen sowohl national als auch international“, hob Wissenschaftssenatorin Dr. Claudia Schilling anlässlich der Bekanntgabe des Standorts hervor. „Gleichzeitig ist dies eine schöne Bestätigung der landespolitischen Schwerpunktsetzung, die – mit der vom Senat verabschiedeten KI-Strategie und entsprechender Landesförderung – in den Ausbau des KI-Standortes Bremen investiert.“
4 Millionen Euro für Gesundheitsforschung mit KI-Unterstützung
Mittel fließen unterdessen auch von außerhalb weiter in die Bremer KI-Forschung. Am 28. Juni gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) acht Projekte bekannt, die sie im Rahmen ihrer strategischen Förderinitiative zur Künstlichen Intelligenz unterstützen wird. Mit dabei ist das Projekt „Lifespan AI: Von Längsschnittdaten zur lebensüberspannenden Inferenz im Gesundheitsbereich“ mit Sprecherin Prof. Tanja Schultz (Uni Bremen) und Co-Sprecher Professor Marvin N. Wright (Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS). Über die nächsten vier Jahre erhalten sie insgesamt 4 Millionen Euro aus der Förderinitiative.
„Heute erfassen digitale Geräte, Sensoren und Technologien ‚nebenbei‘ auch Bio-, Sozial- und Lebensstil-Informationen“, beschreibt die DFG das Projekt. „Diese digitale Spur von Biografien kann epidemiologische Längsschnittstudien mit dem Ziel ergänzen, Präventionen und Interventionen im Gesundheitsbereich besser personalisieren zu können.“ Die Forschungsgruppe ‚Lifespan AI‘ will KI-Methoden und -Werkzeuge weiterentwickeln, um mithilfe der gesammelten Daten das Verständnis der individuellen Entstehung von Krankheiten zu verbessern.