Mehr als 50 Start-ups, Grown-ups, Institutionen und Unterstützer präsentierten sich Anfang Juli auf dem „Start-up Summit Bremen“. Das Team von Bremen-Start-ups hatte jungen Unternehmen mit innovativen Gründungsideen eine Bühne gegeben, um Investoren, Business Angels oder Mitarbeiter zu finden.
Eine Drohne für die Aufforstung von Wäldern – diese Idee hat der 21-jährige Rumäne Bogdan Belenis, der an der Jacobs University studiert, gemeinsam mit drei Kommilitonen und einem Professor in die Realität umgesetzt. Ihr Start-up Airoot entwickelt autonome Fluggeräte für den Einsatz in Waldgebieten, die durch Waldbrände geschädigt wurden oder nach der Abholzung wieder mit jungen Bäumen bepflanzt werden sollen. „Unsere Drohne erkennt diese Stellen und sät dort neue Pflanzen aus“, sagt Belenis. „So kann der Wald wieder aufgeforstet werden, ohne dass Menschen oder Maschinen eingesetzt werden müssen. Unsere Drohne spart Manpower, Zeit und Kosten und lässt sich auch in schwer zugänglichen Waldgebieten einsetzen.“
Belenis und sein Team suchen jetzt Investoren und einen Business Angel. Mit einem Pilotprojekt haben sie sich bei der Future Forest Initiative beworben, einem Förderprogramm für Innovationen im Kontext Wald. „Ich hoffe, dass wir an dem Programm teilnehmen dürfen und unsere Drohne vielleicht schon bald zum Einsatz kommen kann“, sagt Belenis, der den Summit genutzt hat, um gezielt auf potenzielle Geldgeber und Geschäftspartner zuzugehen.
Netzwerk und Bühne für Startups
Bremen-Start-ups wurde 2015 von Jan Wessels initiiert. „Damals gab es in Bremen keine Bühne und kein Netzwerk für Start-ups. Ich hatte zuvor für mein eigenes Start-up einen Business Angel gesucht und einen Interessenten in Karlsruhe gefunden. Aber Bremen war ihm zu weit weg und er hat mich gefragt, ob Bremen überhaupt der richtige Standort für Start-ups sei. Das hat mich geärgert – und darum wollte ich ein Netzwerk in Bremen schaffen“, sagt Wessels. Schritt für Schritt hat er zusammen mit Unterstützern nach dem Motto „give first“ eine Website und dann erste Treffen in einem Café organisiert.
2015 hatten laut Start-up Monitor gerade mal 0,3 Prozent der deutschen Unternehmensgründungen ihren Sitz in Bremen. „2018 waren wir immerhin schon bei 4,4 Prozent, da passierte endlich was“, sagt Wessels. Er stellte verschiedene Formate auf die Beine und investierte immer mehr Zeit in Bremen-Start-ups. „Je mehr ich gemacht habe, desto mehr Unterstützer gab es.“ Um Gründer und Investoren zusammen zu bringen, organisierte Wessels 2018 zusammen mit der Sparkasse Bremen erstmals die „Macher Messe“ mit 25 Start-ups und mehr als 200 Gästen. Ein Jahr später waren es bereits 40 Start-ups mit mehr als 600 Interessenten.
Schwerpunkt im B2B-Bereich
Die Pandemie bremste weitere Messen zunächst aus, aber das Summit in der Überseestadt knüpfte wieder an die Vor-Corona-Zeit an. In der „Alten Werft“ präsentierte sich die Bremer Gründerszene, um Investoren, Business Angels oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Laut Jan Wessels wurden auf dem Summit mehr als 150 Jobs angeboten. Mehr als 20 Start-ups betrieben aktives Fundraising mit dem Ziel, insgesamt mehr als 30 Millionen Euro einzuwerben.
„Der Summit ist ein ziemlich gutes Abbild der Bremer Start-up-Szene“, sagt Wessels. Demnach sind KI und Greentech zurzeit die großen Treiber – gefolgt von E-Commerce, Robotik und Logistik. „Etwa 80 Prozent der Start-ups sind im B2B-Bereich aktiv, das passt auch gut zu Bremen. Es muss ja nicht immer das nächste Facebook sein, manchmal reichen schon gute Förderungen und ein, zwei Firmenkunden für einen erfolgreichen Start.“
Skinuvita: digitales Heimtherapiesystem
Einige Start-ups sind aus ganz persönlichen Anliegen der Gründer heraus entstanden. Jan Elsner hatte schon als Kleinkind Schuppenflechte, die sich am besten mit einer Lichttherapie behandeln ließ. Seine Familie musste für wenige Minuten Therapie regelmäßig bis zu zwei Stunden Fahrzeit in Kauf nehmen. Um anderen zu helfen, solche Belastungen zu vermeiden, gründete Elsner zusammen mit Jens Pelzetter, Till Fitzke und Maria Eugênia Araujo die Firma Skinuvita.
Das Start-up entwickelt ein digitales Heimtherapiesystem für Menschen mit chronischen Hauterkrankungen, das eine effiziente Lichttherapie in den eigenen vier Wänden ermöglicht. Das Therapiegerät wird an eine Box angeschlossen, die ein Dermatologe mit Hilfe einer App steuern kann. Dauer und Intensität der Bestrahlung werden vom Arzt exakt eingestellt – und der Patient drückt nur auf den Startknopf und erspart sich lange Wege. „Oftmals können Patienten die Fahrtzeiten nicht ermöglichen und steigen um auf Medikamente, die teuer und meistens weniger wirksam sind“, erklärt Elsner den Vorteil von Skinuvita. Er sucht den Kontakt zu Investoren und potenziellen Mitarbeitern, aber auch zu Dermatologen und Patienten, die Skinuvita testen möchten.