Viele Maßnahmen zur Unterstützung der Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern mussten seit Beginn der Pandemie ausfallen – die Bewerberzahlen für Ausbildungsplätze sind dadurch drastisch eingebrochen. Mit Unterstützung der Handelskammer starten jetzt mehrere neue virtuelle Angebote. Den Beginn macht die Online-Messe „Weser-Jobs“ am 23. und 24. Februar.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lebensläufe junger Menschen sind bis jetzt nur zu erahnen. Eines ist jedoch bereits absehbar: Die Berufswahl fällt vielen von ihnen besonders schwer. Darauf weist ein deutlicher Einbruch der Bewerberzahlen hin, den viele ausbildende Betriebe melden.
„Bei der Agentur für Arbeit sind im Land Bremen im Januar 2021 mehr offene Ausbildungsplätze gemeldet worden als im Januar 2020, also vor der Pandemie“, betont Michael Zeimet, Geschäftsführer und Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung bei der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven. Dies sei einerseits erfreulich, stelle die Unternehmen aber andererseits vor Herausforderungen, da sie nicht mehr genügend qualifizierte Bewerbungen erhielten. „Es zeigt sich, dass der Fachkräftebedarf auch unter Corona weiter steigt – und Auszubildende sind die Fachkräfte von morgen“, sagt Zeimet.
Der Grund für die ausbleibenden Bewerbungen wird unter anderem in den deutlich reduzierten Angeboten zur Berufsorientierung gesehen, die aufgrund der Pandemie eingeschränkt stattfanden oder komplett gestrichen wurden. Job-Messen fielen aus, Praktika wurden abgesagt und die Besuche der Beraterinnen und Berater der Agentur für Arbeit in den Schulen wurden ausgesetzt.
Kaum Bewerber für weniger bekannte Ausbildungsberufe
„Wir haben die Rückmeldung von Betrieben, dass sie für das im Herbst beginnende Ausbildungsjahr neue Auszubildende einstellen wollen, aber weniger Bewerbungen als sonst erhalten“, sagt Zeimet. „Deshalb die Aufforderung an junge Leute: Bewerbt euch bei den Betrieben!“ Ähnliches gelte auch für die Unternehmen – sie müssten jetzt mehr Werbung für ihre Angebote machen. Wichtig sei es vor allem, die offenen Ausbildungsstellen sowohl in der IHK-Lehrstellenbörse als auch bei der Agentur für Arbeit zu melden.
Eine besondere Schwierigkeit stellt die Pandemie für Unternehmen dar, die Bewerberinnen und Bewerber für weniger bekannte Ausbildungsberufe suchen, weil viele Möglichkeiten der Werbung für diese Karrieren derzeit entfallen.
„Wir haben in Bremen allein rund 170 Ausbildungsberufe, die von den Unternehmen ausgebildet werden“, betont Zeimet. „Die klassischen Ausbildungsberufe, beispielsweise Bürokaufmann oder Mechatroniker, sind weiter nachgefragt und interessant. Es gibt aber auch viele neue und auch eher unbekannte Ausbildungen wie den Kaufmann im E-Commerce, den Chemielaboranten, den technische Produktdesigner oder den Medientechnologen Druck.“ Auch diese weniger bekannten Berufe böten oft sehr gute Karrierechancen, sagt Zeimet. Darüber hinaus seien sie sehr interessant und abwechslungsreich, weil auch dort neue Technologien eine immer größere Rolle einnehmen.
Ausbildungsbüro leistet umfassende Unterstützung
Die Handelskammer unterstützt daher gemeinsam mit vielen weiteren Akteuren vielfältige Maßnahmen, um Schülerinnen und Schülern noch eine möglichst umfassende Orientierungshilfe zu geben. Zentrale Anlaufstellen sind dabei die Ausbildungsbüros an den Handelskammer-Standorten Bremen und Bremerhaven: Sie beraten junge Menschen und vermitteln sie in eine Ausbildung.
Bis zu den Sommerferien werden an vielen allgemeinbildenden Schulen auch Berufsorientierungswochen stattfinden. Schulen können sich registrieren, um das Ausbildungsbüro für eine Beratung der Schülerinnen und Schüler einzubinden.
Messe Weser-Jobs erstmals online
Bereits am 23. und 24. Februar richten die Wirtschaftsjunioren Bremen mit Handelskammer-Präses Janina Marahrens-Hashagen als Schirmherrin die Messe Weser-Jobs aus. Die Veranstaltung, die in den Vorjahren im Weserpark stattfand, wird dieses Mal komplett online durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler können sich vorab in Videos und Texten über teilnehmende Unternehmen und verfügbare Berufe informieren und dann einen 15-minütigen Gesprächstermin buchen.
Eine Besonderheit ist dabei die Unterstützung durch die „Talentjäger“ der Wirtschaftsjunioren. Sie stehen bereits vor der Messe als Ansprechpartner zur Verfügung, um die eigenen Stärken und die passenden Berufe durchzusprechen. „Die Schülerinnen und Schüler bekommen eine neutrale Meinung von einer berufserfahrenen Person“, erklärt Norman Kelbling vom Projektteam Weser-Jobs der Wirtschaftsjunioren. Die Talentjäger nehmen auch an den Gesprächen mit den Unternehmen teil und stellen wichtige Fragen, wenn die jungen Leute zu schüchtern sind, beispielsweise zum Gehalt und zu den Ausbildungsvoraussetzungen.
Podiumsdiskussionen und verschiedene weitere Angebote stehen ebenfalls auf dem Programm. „Uns treibt an, dass Schüler auch in der Coronasituation die Möglichkeit erhalten sollen, mit Unternehmen in direkten Kontakt zu treten“, sagt Kelbling. „So können sie eine fundierte Entscheidung bei der Berufswahl treffen.“
Weitere Angebote
Im Rahmen des Netzwerks Berufsorientierung Digital plant die Handelskammer in Zusammenarbeit mit den Unternehmerverbänden im Lande Bremen, der Handwerkskammer Bremen und dem Landesinstitut für Schule weitere Aktivitäten, um Unternehmen und Schulen direkt miteinander in Kontakt zu bringen.
Der Verein Job4u bietet ganzjährig eine „virtuelle Messe“ zur Berufsorientierung an.
Schülerinnen und Schüler müssen in diesem Jahr etwas mehr Eigeninitiative entwickeln als sonst, um sich einen guten Überblick über ihre Optionen zu verschaffen. Wenn sie das hinbekommen, erhalten sie aufgrund der vielen offenen Stellen jedoch gerade während der Pandemie besonders gute Chancen, einen attraktiven Ausbildungsplatz zu erwischen.