Eine DIHK-Studie zeigt, dass sich ein IHK-geprüfter Abschluss der höheren Berufsbildung immer mehr auszahlt. Diese Erfahrung hat auch Tolga Bas nach seiner Fortbildung zum geprüften Industriefachwirt gemacht.
Die Fortbildung mit einem Abschluss der höheren Berufsbildung zahlt sich für die Beschäftigten und Betriebe immer mehr aus. In einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter 20.000 Absolventinnen und Absolventen berichten 81 Prozent der Befragten von positiven Auswirkungen auf ihre berufliche Entwicklung. Auch finanzielle Verbesserungen (58 Prozent) und der Aufstieg in einen größeren Aufgaben- und Verantwortungsbereich (57 Prozent) wurden häufig genannt.
Berufsabschlüsse wie der Meister oder der Fachwirt sind zudem mittlerweile gleichwertig mit den entsprechenden akademischen Graden. Die Absolventinnen und Absolventen können sich daher jetzt je nach Abschluss auch „Bachelor Professional“ oder „Master Professional“ nennen.
Für die Betriebe bringt dieser Qualifizierungspfad ebenfalls viele Vorteile. „Sie können aus den eigenen Reihen neue Fach- und Führungskräfte entwickeln, die sich durch eine hohe Motivation und eine hochwertige Ausbildung auszeichnen“, sagt Claudia Schlebrügge, Teamleiterin Weiterbildung, Beratung und Prüfungen bei der Handelskammer Bremen.
Win-Win für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Eine Win-Win-Situation schildert auch Tolga Bas, der zwischen 2017 und 2020 berufsbegleitend eine Fortbildung zum geprüften Industriefachwirt absolviert und ein Jahr später noch die Ausbildereignungsprüfung nachgeschoben hat. Die Mühe habe sich eindeutig gelohnt, sagt der gelernte Industriekaufmann. Und von seinem Arbeitgeber habe er sich aufgrund der guten Unterstützung sehr wertgeschätzt gefühlt.
Tolga Bas hatte zunächst darüber nachgedacht, ein Studium zu beginnen, allerdings war er zu dem Zeitpunkt bereits verheiratet und wollte die finanziellen Einbußen nicht in Kauf nehmen. Stattdessen informierte er sich über Weiterbildungen und nahm an einem Tag der offenen Tür bei einer Bremerhavener Weiterbildungseinrichtung teil. Dort fiel die Entscheidung für den IHK-geprüften Abschluss.
Unterstützung vom Chef
Daraufhin trat er an seinen Arbeitgeber heran und bat ihn um die Genehmigung, seinen damaligen Arbeitsplatz auf einer Baustelle der Blohm+Voss-Werft in Hamburg immer rechtzeitig verlassen zu dürfen, um den abendlichen Unterricht nicht zu verpassen. „Der Geschäftsführer hat zu mir gesagt: ‚Gute Entscheidung. Was hältst Du davon, wenn wir das finanzieren?‘ Da habe ich mich sehr wertgeschätzt gefühlt.“ Rund 4.000 bis 4.500 Euro hätte ihn die Weiterbildung ansonsten samt Büchern und Materialien gekostet, sagt er. „Aber das sollte niemanden abhalten. Das holt man schnell wieder rein.“ Darüber hinaus gebe es umfassende Weiterbildungsförderungen in Form des Aufstiegs-Bafög und der Aufstiegsfortbildungsprämie.
Tolga Bas sagt, dass er wahrscheinlich noch immer bei dem gleichen Unternehmen wäre, wenn dieses nicht in der Corona-Zeit Insolvenz angemeldet hätte. Er hatte jedoch keine Probleme, einen neuen Arbeitgeber zu finden – er wurde unter anderem über Linkedin und Xing auf neue Möglichkeiten angesprochen. Nach zwei Stationen, die sich nicht als ideal für ihn erwiesen, ist er nun wieder in seiner ursprünglichen Branche gelandet und kann sein Know-how rund um Farben als Area Sales Manager nutzen. „Das war mein Wunschjob, mein Traum“, sagt er, „weil ich gerne mit Menschen spreche, auf die Leute zugehe und beruflich in vielen Ländern unterwegs bin.“
Er ist sicher, dass er die Position ohne seinen neuen Titel nicht bekommen hätte, denn er wurde während der Bewerbungsgespräche explizit danach gefragt. Ein wichtiger Faktor sei für den neuen Arbeitgeber der berufsbegleitende Aspekt der Weiterbildung gewesen – er zeige, dass jemand bereit ist, sein Ziel diszipliniert zu verfolgen und auch mal private Interessen hintenanzustellen. In Hinsicht auf die Disziplin habe er sich selbst durch den Lehrgang auch weiterentwickelt, sagt Tolga Bas, denn der Unterricht habe an drei Abenden pro Woche und jedem zweiten Sonnabend stattgefunden. Zusätzlich habe er freitags und sonntags jeweils zwei bis drei Stunden investiert.
Höheres Gehalt, mehr Verantwortung
Der Einsatz hat sich gelohnt: „Mein Gehalt ist jetzt 70 bis 80 Prozent höher“, berichtet er. Und sein Aufgabenbereich ist gewachsen: „Ich betreue jetzt Großkunden und treffe eigenständige Entscheidungen. Früher habe ich nur die Entscheidungen meiner Vorgesetzten vorbereitet.“
Die Weiterbildung selbst hat er auch als sehr positiv empfunden. „Die Klassenbindung hat mir geholfen. Man hat erfahrene Dozentinnen und Dozenten vor sich, denen man direkt Fragen stellen kann.“ Vor der mündlichen Prüfung habe ein Dozent auch noch zwei separate Termine mit ihm vereinbart, um das Präsentieren zu üben. Die Prüfung selbst absolvierte er bei der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven. „Man muss sich da selbst anmelden, aber die IHK begleitet einen“, sagt er. „Die sind extrem hilfsbereit.“
Weitere Informationen
Ansprechpartnerin:
Claudia Schlebrügge
Tel. 0421 3637 - 404
schlebruegge@handelskammer-bremen.de
Zur Weiterbildungsstudie:
dihk.de/weiterbildung-lohnt
Weiterbildungsförderungen auf einen Blick:
handelskammer-magazin.de/w-foerderung
Bild oben:
Tolga Bas ist beruflich im maritimen Umfeld zu Hause und freut sich dank seiner Fortbildung zum geprüften Industriefachwirt über einen größeren Verantwortungsbereich. In seiner Freizeit engagiert er sich politisch für die Themen Kultur und Migration im Stadtteil Bremen-Osterholz.