Wirtschaftsempfang im Weserstadion: Offensivgeist für politische Herausforderungen benötigt

Wo die Weser einen großen Bogen macht: Beim Wirtschaftsempfang 2021 der Handelskammer Bremen sprach Ehrengast und DIHK-Präsident Peter Adrian vor rund 450 Gästen auf der Nordtribüne im Weserstadion.

Anpfiff, Schuss und Treffer: Der Wirtschaftsempfang der Handelskammer Bremen fand in diesem Jahr im Weserstadion statt. „Es ist die größte Location, in die wir jemals zu einem unserer Wirtschaftsempfänge eingeladen haben“, sagte Handelskammer-Präses Janina Marahrens-Hashagen zur Begrüßung und schlug auch gleich den Bogen von den Emotionen der Fußballfans zu den Emotionen, die die Bremer Unternehmerinnen und Unternehmen seit Beginn der Corona-Pandemie durchlebt haben. „Viele Unternehmen sind bis heute von den Turbulenzen in den Lieferketten und Märkten stark betroffen. Die Corona-Pandemie war und ist eine erhebliche Bedrohung für zahlreiche unternehmerische Existenzen.“

Rund 450 Gäste hatten auf der Nordtribüne Platz genommen, während die Redner auf der Bühne am Spielfeldrand die Bälle in der Luft hielten. Präses Janina Marahrens-Hashagen ging dabei auf die Themen ein, die ihr in Hinsicht auf die Zukunftsfähigkeit des Landes Bremen besonders am Herzen liegen. „Bremens Nachholbedarf bei der Bildung ist ein echter Standortnachteil, wenn es darum geht, überregional Fachkräfte für unser Bundesland zu begeistern.“ Das müsse sich dringend ändern. Ein weiteres Thema sei das Gewerbeflächenangebot. „Unser Bundesland wird sich nur dann dauerhaft gut entwickeln können, wenn es ausreichende Expansionsflächen für Bestandsunternehmen vorhält und zudem eine aktive Ansiedlungspolitik betreibt.“

Deutliche Worte fand die Präses hinsichtlich der aktuellen innerstädtischen Verkehrsprojekte. „Wir vermissen ein mehrheitsfähiges verkehrliches Gesamtkonzept! Einseitig gegen den Autoverkehr gerichtete Maßnahmen sehen wir sehr kritisch. Die beiden Verkehrsversuche an der Martinistraße und am Wall halten wir für inhaltlich falsch und fordern den Abbruch beider Verkehrsversuche.“

Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt nahm in ihrem Grußwort einige Bälle auf. So müsse man beim Thema Bildung durchaus die Bremer Stadtteile differenziert betrachten, man könne das Bildungsniveau nicht pauschal für ganz Bremen als schlecht bezeichnen. In Bezug auf die Innenstadt sei es das gemeinsame Ziel, Leerstände zu verhindern, bezüglich der Verkehrsprojekte müsse man genau gucken, wie sich die Bedarfe in den kommenden Jahren entwickelten.
Schub für mehr Innovationen
Ehrengast Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), blickte über Bremen hinaus und hielt die Festrede zum Thema „Gemeinsam gestalten – die wirtschaftspolitischen Herausforderungen nach der Bundestagswahl“. Die aktuelle Situation sei gekennzeichnet von vielen Veränderungsprozessen, es gebe einige Themen, die die Wirtschaft gemeinsam mit der Politik anpacken müsse. Dazu gehörten Klimaschutz in internationaler Perspektive, Fachkräftesicherung, schnellere Digitalisierung und die Zukunft Europas. „Wir erwarten von der künftigen Bundesregierung mehr Tempo und ein besseres Umfeld für erforderliche Subventionen. Die Wirtschaft braucht einen spürbaren Investitionsruck“, so Adrian. „Nachhaltigen Aufschwung und erfolgreiche Transformation gibt es nur mit mehr Investitionen – nicht nur beim Staat, sondern auch und vor allem bei den Unternehmen selbst.“ Um diese anzuschieben, sollte die Bundesregierung vor allem Themen wie Digitalisierung, wettbewerbsfähige Klimapolitik, Modernisierung des Steuersystems und Fachkräfte für die Zukunft voranbringen.

Auch die Rahmenbedingungen müssten angepasst werden, vom Bürokratieabbau bis zum vollständigen Anschluss aller Gewerbegebiete an das Glasfasernetz. „Deutschland darf weiterhin so gründlich, aber nicht langsamer sein als der Rest der Welt“, so Adrian.