Das Start-up „WasteAnt“, das aus der Jacobs University hervorgegangen ist, will mit künstlicher Intelligenz zur Müllvermeidung beitragen.
Technologien lassen sich oft in Anwendungen transferieren, an die ursprünglich niemand gedacht hatte. So auch beim Start-up WasteAnt, das seine Expertise in der Unterwasserrobotik einsetzt, um die Abfallwirtschaft zu modernisieren: Die Systeme müssen robust sein und mit schlechter Sicht fertigwerden. Auf diese Weise lassen sie sich nutzen, um Müll besser zu sortieren und wiederzuverwerten.
Der Bedarf ist riesig: Durchschnittlich 476 Kilogramm Haushaltsabfälle produzierte jede Person im Jahr 2020 in Deutschland. Was genau in den Verbrennungs- und Sortieranlagen ankommt, ist vorab nicht bekannt. Biomüll landet im Verpackungsabfall, Elektroschrott im Restmüll. Die Fehlstoffe müssen aufwändig aussortiert werden, in Müllverwertungsanlagen führen sie nicht selten zu teuren Beschädigungen und Stillstand. Stichproben erfolgen meist manuell, die Daten werden noch auf Papier festgehalten. WasteAnt (deutsch: Abfallameise) automatisiert und digitalisiert diesen Prozess. Möglich wird dies durch ein ausgeklügeltes System an Sensoren, Kameras und künstlicher Intelligenz.
Zusammengefunden hat das vierköpfige Team an der Jacobs University, wo WasteAnt auch seinen Sitz hat. Dr. Christan Müller promovierte dort, Arturo Gomez Chavez steht kurz vor Abschluss seiner Promotion. Szymon Krupinski absolvierte 2005 seinen Abschluss und kehrte zehn Jahre später als Wissenschaftler zurück. Die drei wollten etwas Eigenes auf die Beine stellen: „Wir sind sehr schnell auf die Abfallindustrie gekommen, weil in ihr künstliche Intelligenz noch kaum eine Rolle spielt“, berichtet Gomez Chavez. Im November 2021 gründete das Trio die WasteAnt GmbH. Mit Maximilian Storp ist ein Experte für die Geschäfts- und Strategieentwicklung zum Team hinzugekommen. Derzeit verhandelt das Start-up mit Investoren und neuen Kunden. Beim regionalen Ver- und Entsorger SWB läuft bereits seit geraumer Zeit ein erfolgreicher Prototyp.