Die junge Firma Farmcycle nutzt Insekten als Proteinquelle und stößt damit auch während der Pandemie auf großes Interesse.
Es gibt sie, die Unternehmen, für die Corona bislang keine große Relevanz hatte – so wie „Farmcycle“. Mehr noch: Mit der Umsetzung der Idee, organisches Restmaterial in hochwertiges Eiweiß zu verwandeln, war das mitten in der Pandemie gegründete Bremer Start-up sogar schon Thema im „heute-magazin“ des ZDF.
Eigentlicher Hauptakteur ist dabei die Schwarze Soldatenfliege: Die Larven dieser Fliegenart sind es, die Essensreste in Proteine verwandeln können, die dann wiederum eine hervorragende Nahrungsquelle für andere Tiere bieten. Das Unternehmen entwickelt diese biologische Reststoffverwertungstechnologie aktuell in der eigenen Pilotanlage in Bremen. Damit steht es gerade am Anfang einer sehr erfolgversprechenden Entwicklung.
Passende Gründer-Kombination
Erst zu Beginn des letzten Jahres sind die beiden Gründer „aufeinandergeprallt“, wie sie selbst sagen. „Wir sind uns vorgestellt worden, weil wir die gleiche Idee hatten“, erzählt Norman Breitling, der eigentlich in einer Werbeagentur arbeitet. Sein Kompagnon Florian Behrendt wiederum ist im Bereich Agrarmanagement angesiedelt. „Wir haben auch die gleiche Energie“, sagt dieser; ¬die Energie, die man brauche, um die Idee umzusetzen, die da lautet: „Insekten als Proteinquelle“.
Der Unterschied: Während für Breitling die Fliege im Zentrum stand, war es für Behrendt die Grille – für die menschliche Ernährung. „Aber wir haben schnell festgestellt, dass wir den gleichen Gründergeist haben, nach dem Motto, nicht viel reden, sondern machen“, sagt Breitling. Und die Kombination stimmte auch: Einer im Bereich Kommunikation zuhause, der andere im Bereich der Wissenschaft – aber jeder auch mit Wissen im Bereich des anderen.
Ein Corona-Ausbruch wäre fatal
Binnen eines Jahres schafften es die beiden nicht nur, eine gemeinsame Vision zu entwickeln, sondern diese auch in Teilen umzusetzen. Ihre Farm ist gegenwärtig in ausrangierten Übersee-Containern untergebracht, die die Jungunternehmer für kleines Geld erworben haben. Eine aufregende Zeit sei es, sagen beide, eine Gründerzeit eben. Mehrere Millionen Insekten und Insektenlarven bevölkern bereits die Räumlichkeiten – angesichts dieser Dimensionen verwundert es nicht, dass die Ziele der Farmcycle-Macher nicht eben klein anmuten. „Warum soll es nicht irgendwann von Bremen heißen, es habe die ganze Welt gerettet?“, sagt Breitling mit einem verschmitzten Grinsen.
Denn die Meere und der Regenwald sind gegenwärtig die Leidtragenden der Tierfutterproduktion. Farmcycle bietet eine dringend benötigte Alternative. Wie ist es angelaufen? „Richtig gut, das Interesse ist sehr groß“, sagt Behrendt: „Offenbar haben wir offene Türen eingerannt“.
Gegenwärtig habe man einen Output von drei Tonnen die Woche, der aber möglichst schnell gesteigert werden soll. Und Corona? Hat bisher zum Glück keine große Rolle gespielt, sagen die beiden. Aber eine Gefahr würde die Pandemie natürlich trotzdem bedeuten: „Wenn wir hier einen Ausbruch hätten, wäre das natürlich fatal – wir haben lebende Tiere hier, wenn wir die nicht versorgen können, sterben sie.“