Wahlhelden gesucht

Damit die Bürgerschafts- und Kommunalwahl am 14. Mai reibungslos über die Bühne gehen kann, werden in Bremen 3.800 Wahlhelferinnen und -helfer benötigt. Wahlamtsleiter Martin Kesper verspricht: Der ehrenamtliche Einsatz ist nicht nur ein Dienst an der Demokratie – er macht auch Spaß.

Noch ist es ruhig im Auszählzentrum im Alten Postamt. Die Tische sind aufgestellt, die IT ist gerade damit beschäftigt, die Computer ans Laufen zu bringen. Am 14. Mai und an den fünf folgenden Tagen wird in dem 1.500 Quadratmeter großen Raum im ersten Stock hektische Betriebsamkeit herrschen. Insgesamt 550 Wahlhelferinnen und -helfer werden hier die Stimmzettel auszählen, die per Briefwahl eingegangen sind, und anschließend die Ergebnisse zusammen mit den Voten aus den knapp 350 Wahllokalen der Stadt in die PCs eingeben. Für die Wahllokale werden am Wahlsonntag noch einmal 3.150 weitere ehrenamtliche Kräfte benötigt – neun für jeden Standort.

Wahlhilfe ist eine staatsbürgerliche Pflicht: Wer vom Wahlamt zur Mitarbeit bestimmt wird, darf nur aus wichtigen Gründen ablehnen. In vielen Städten werden Angehörige des öffentlichen Dienstes berufen, was auch in Bremen bis 2019 der Fall war. „Dann haben wir aber beschlossen, dass wir von dieser Verpflichtung wegkommen und lieber auf Freiwillige setzen wollen“, berichtet Martin Kesper, Leiter des Referats Wahlamt Bremen. Und seine Stellvertreterin Laura Kersting ergänzt: „Dahinter steht die Idee, dass Wahlen vom Volk organisiert werden sollen.“

Mit dem Einsatz die Demokratie stärken

Dank verschiedener öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen gelang es bei der Bundestagswahl 2021 zum ersten Mal, genügend Freiwillige für die Besetzung aller Wahlvorstände in der Stadt zu finden. Das soll auch dieses Jahr wieder klappen. Motivationsgründe gibt es genügend, macht Kesper deutlich. „Für viele ist es das wichtigste Argument, dass sie mit ihrem Einsatz die Demokratie stärken wollen“, berichtet er. Während häufig die Zeit für ein dauerhaftes ehrenamtliches Engagement fehle, sei die Wahlhilfe zeitlich befristet und damit besonders attraktiv. Und nicht zuletzt wirke das sogenannte Erfrischungsgeld als zusätzlicher Motivationsfaktor – in Bremen immerhin bis zu 70 Euro pro Einsatztag.

Wer sich bereit erklärt, bei der Wahl zu helfen, sorgt unter anderem für deren ordnungsgemäße Durchführung, überprüft in den Wahllokalen die Wahlberechtigungen, gibt die Stimmzettel aus und wirkt später an der Auszählung der Stimmen mit. Für bestimmte Funktionen innerhalb des Wahlvorstands ist vorab der Besuch einer Schulung verpflichtend, für die übrigen Wahlhelferinnen und -helfer ist dies freiwillig.

„Wahlhelden gesucht“: Unter diesem Motto haben Martin Kesper und Laura Kersting eine Informationskampagne gestartet, die unter anderem aus Plakaten, Flyern und Postkarten besteht. „Wir haben zum Beispiel die Hochschulen im Land angeschrieben und darum gebeten, unseren Aufruf über die jeweiligen Mail-Verteiler an die Studierenden weiterzuleiten“, erläutert Kersting. „Sehr gerne stellen wir unser Info-Material auch interessierten Unternehmen zur Verfügung.“

„Besser als Tinder“

Dass die „Wahlhelden“ für ihren Einsatz einen freien Tag bekommen, ist aktuell nur im öffentlichen Dienst gang und gäbe. „Es wäre aber natürlich eine tolle Unterstützung, wenn auch andere Betriebe ihren Beschäftigten einen Tag freigeben würden, nachdem sie bei der Wahl geholfen haben“, betont Kesper.

Im Übrigen mache es allerdings auch einfach Spaß, so einen wichtigen Tag im Team über die Bühne zu bringen und gemeinsam etwas zu schaffen. „Dabei sind schon Freundschaften und tatsächlich auch Lieben entstanden“, erzählt er. Und fügt grinsend hinzu: „Das ist besser als Tinder. Es gibt inzwischen sogar schon ein Wahlbaby.“

Alle Informationen rund um die Wahlhilfe, häufig gestellte Fragen und das Formular zum Anmelden finden sich auf der Website des Wahlamtes:
www.wahlen.bremen.de

Foto oben:
Martin Kesper, Referatsleiter Wahlamt im Statistischen Landesamt Bremen, und seine Stellvertreterin Laura Kersting.