US-Zollpolitik trifft Bremer Wirtschaft weniger hart als erwartet

Eine Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) zeigt, dass die meisten Branchen sich mittelfristig gut auf die Zölle der US-Regierung einstellen können.

Die USA sind für Bremen der mit Abstand größte Handelspartner außerhalb der Europäischen Union. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Handelsvolumen mit den Amerikanern auf knapp 6,9 Milliarden Euro pro Jahr mehr als verdoppelt. Die protektionistischen Maßnahmen der US-Regierung sorgen daher kurzfristig für spürbare Verunsicherung in der bremischen Wirtschaft, insbesondere in den exportorientierten Branchen wie der Automobilindustrie. Mittel- bis langfristig werden die Auswirkungen jedoch voraussichtlich eher gering sein – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), die von der Handelskammer Bremen in Auftrag gegeben worden war.

André Grobien, Präses der Handelskammer Bremen, sagte bei der Vorstellung der Studie: „Die Ergebnisse der Analyse zeigen ein differenziertes Bild: Einerseits bedroht die aktuelle US-Zollpolitik mit ihrer willkürlichen und protektionistischen Ausrichtung die grundlegenden Prinzipien des internationalen Handels, wie Offenheit, Vorhersehbarkeit und fairen Wettbewerb. Andererseits wird deutlich, dass die langfristigen Auswirkungen weniger gravierend sein könnten als zunächst befürchtet, wenn unsere Wirtschaft flexibel reagiert und neue Märkte erschließt.“

Beschäftigung würde nur leicht zurückgehen

Die Studie zeige, dass sich die Wirtschaft in Bremen, Deutschland und der EU nach einer anfänglichen Phase der Unsicherheit stabilisieren könne, so Grobien. „Die Beschäftigung würde nur sehr leicht zurückgehen. Bemerkenswert ist zudem, dass die gravierendsten negativen Auswirkungen die USA selbst treffen. Das zeigt, wie wenig ökonomische Logik hinter der aktuellen Politik steht.“

Der Handelskammer-Präses sagte zudem, dass sich durch den Handelskonflikt mittel- und langfristig auch Chancen für die Wirtschaft im Land Bremen ergeben könnten: „Eine Eskalation des Konflikts zwischen den USA und China könnte dazu führen, dass Handelsströme in die EU gelenkt werden könnten.“ Gleichzeitig wies der Präses auf spezifische Herausforderungen hin: „Die Automobilindustrie, die für unsere regionale Wirtschaft von zentraler Bedeutung ist, dürfte besonders betroffen sein und je nach Szenario mit Exportverlusten von bis zu 15 Prozent rechnen müssen.“

Lieferketten werden neu organisiert

Dr. Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen, hob die beachtliche Anpassungsfähigkeit der Bremer Unternehmen angesichts der Herausforderungen hervor: „Die Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven beweist ihre Flexibilität und Innovationskraft: Lieferketten werden neu organisiert, Logistikprozesse effizienter gestaltet und neue Märkte erschlossen. Gleichzeitig sehen wir, dass die präzise Zolldokumentation und rechtssichere Abwicklung immer wichtigere Erfolgsfaktoren werden, um den zusätzlichen Belastungen zu begegnen.“

Trotz dieser Fortschritte verwies Dr. Matthias Fonger auf die hohen Anforderungen, die diese Anpassungen mit sich bringen: „Die Umstellung bestehender Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten erfordert enorme Ressourcen von den Unternehmen. Hier ist die Politik gefordert, durch erleichterte Rahmenbedingungen – wie beispielsweise den dringend benötigten Bürokratieabbau – auf Bundes- und EU-Ebene Unterstützung zu leisten.“

Für das Land Bremen sieht der Hauptgeschäftsführer vor allem in einer aktiven Außenwirtschaftsförderung zentrale Chancen. „Der Handel mit den USA ist und bleibt ein wesentliches Element der Bremer Außenwirtschaft. Obwohl die politischen Rahmenbedingungen schwieriger werden, zeigen die positiven transatlantischen Handelszahlen Bremens, dass unser Standort weiter konkurrenzfähig bleibt.“

Die Studie „Bremens Boom or Bust? – Zu den Auswirkungen der US-Zollpolitik auf die Bremer Wirtschaft“ kann hier als PDF heruntergeladen werden.