„Schlaf ist eine Superkraft“ – davon ist Gründer Carl Schütte überzeugt. Im allgemeinen Health Hype geht die Relevanz von gesundem Schlaf immer noch unter, obwohl die negativen Auswirkungen von Schlafstörungen auf die mentale und körperliche Gesundheit immens sind. Das Bremer Start-up Patient Learning Systems AG (PLS) möchte mit der App „Solid Sleep“ eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) etablieren, die wissenschaftlich fundiert, anwenderfreundlich und von Krankenkassen erstattungsfähig ist.
PLS wurde von Carl Schütte, Aurel Groh und Nora Heim ins Leben gerufen. Schütte und Groh bringen kaufmännische Expertise aus Bremen ein, während Heim als Ärztin an der Berliner Charité medizinisches Fachwissen beisteuert. Weiteres Know-how kommt von zwei renommierten Schlafexperten aus den USA. Die Idee zu „Solid Sleep“ entstand aus einer Mischung aus persönlichem Anliegen und dem Wunsch, die neu geschaffenen Potenziale der DigA-Verordnung zu nutzen: Carl Schütte litt in stressigen Lebensphasen selbst unter Schlafproblemen. Da er nicht zu Medikamenten greifen wollte, suchte er nach alternativen Lösungen. Ein Online-Programm brachte ihm schließlich Besserung. Über Kontakte zu einem amerikanischen Softwareunternehmen entstand schließlich die Vision einer professionellen App, die auf wissenschaftlichen Methoden fußt. In Deutschland können die Kosten solcher digitaler Gesundheitsanwendungen nach einer ärztlichen Verschreibung von Krankenkassen seit 2020 übernommen werden.
„Solid Sleep“ orientiert sich an den Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie. Die App begleitet Nutzer über einen Zeitraum von 90 Tagen – mit der Möglichkeit einer Folgeverschreibung. Zentrale Module der Anwendung: Bettzeitverkürzung, Schlaftagebuch, Schlafhygiene, Entspannungstechniken sowie kognitive Ansätze wie das Hinterfragen von Gedankenmustern und die Analyse von dysfunktionalen Überzeugungen.
„Die kognitive Verhaltenstherapie wird von der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin bei Insomnie empfohlen“, erklärt Schütte. „Doch die Wartezeiten für Therapieplätze sind bekanntlich lang. Mit einer digitalen Anwendung können wir Betroffenen ohne diese Hürden helfen. Studien zeigen zudem, dass digitale Therapien fast genauso effektiv sind wie Face-to-Face-Konzepte.“ Die App setzt auf ein einfaches Design mit Gamification-Elementen. „Viele digitale Lösungen werden nicht dauerhaft genutzt, weil sie zu kompliziert oder zu textlastig sind“, so Carl Schütte. „Aber nur eine Therapie, die man durchzieht, kann eine Wirkung haben.“
Bevor die App breit verfügbar wird, muss das Start-up jedoch noch einige regulatorische Hürden überwinden. Dazu gehören Datenschutzanforderungen, ISO-Zertifizierungen und klinische Studien, die die Wirksamkeit der Therapie belegen. Erste Testnutzungen zur Überprüfung der Benutzerfreundlichkeit sind bereits gestartet.
Langfristig plant PLS, „Solid Sleep“ auch international zu etablieren. Märkte wie Frankreich, Belgien und Skandinavien stehen im Fokus, ebenso wie eine mögliche Erweiterung des Produktportfolios um weitere digitale Therapien. „Mit unserer App möchten wir Schlafstörungen effektiv behandeln und das Thema Schlaf stärker in den Fokus rücken“, fasst Schütte zusammen.
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V.r.: Aurel Groh, Nora Heim und Carl Schütte erreichten den ersten Platz in der Kategorie Geschäftsideen beim Wettbewerb Campusideen 2024. Den Scheck in Höhe von 5000 Euro überreichte Heinz Brandt von der Stiftung Bremer Wertpapierbörse.
Foto: Hein Brandt/Stiftung Bremer Wertpapierbörse