Der Bremerhavener Einzelhändler und Vizepräses der Handelskammer Bremen, Stephan Schulze-Aissen, wirbt für eine schnelle Umsetzung der Pläne für das Karstadt-Gelände.
WiBB: Wie wichtig ist der Kauf des Karstadt-Geländes für die Innenstadt und den Einzelhandel?
Schulze-Aissen: Dass die Stadt das Karstadt-Gebäude und -Grundstück gekauft hat, ist eine einmalige Chance für die Zukunft der Innenstadt. Wenn es uns gelingt, der Mitte eine besondere Anziehungskraft zu geben, profitieren auch die Nebenzentren davon.
WiBB: Was muss bei der Stärkung der Innenstadt aus Sicht des Handels beachtet werden?
Schulze-Aissen: Als Gegengewicht zum Digitalisierungs-Trend muss die City eine gute Aufenthaltsqualität haben. Es muss einfach Spaß machen, durch die Stadt zu gehen. Die City muss etwas Besonderes werden. Innenstädte werden sich immer ähnlicher – das macht sie langweilig und unattraktiv. Standardprodukte kann ich im Internet bestellen, das haben während der Pandemie viele Menschen gelernt. Aber alles, was einer Beratung bedarf oder wo ich eine größere Auswahl haben möchte, was ich anfassen und ausprobieren möchte – das kaufe ich direkt im Geschäft. Das alles ergibt in der Summe eine Riesenchance für den Handel.
WiBB: Über die neue Innenstadt wird seit Jahren geredet. Wird es nicht langsam Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen?
Schulze-Aissen: Wir haben in der Tat ein enges Zeitfenster. Die Veränderungen sind jetzt spürbar. Deswegen müssen wir jetzt auch daraus unsere Konsequenzen ziehen. In den nächsten drei Jahren sollten die Pläne für das Karstadt-Gelände realisiert worden sein. Perfekt wäre es, wenn wir die neue Mitte zur Sail 2025 eröffnen können.
WiBB: Die ersten Ideen zum Beispiel von Andreas Heller sehen ein breites Spektrum von Angeboten vor. Ist das die richtige Richtung?
Schulze-Aissen: Die Idee der Markthalle finde ich gut. Mit einem vielfältigen Angebot an Waren, mit der Regionalität der Produkte, mit gastronomischen Betrieben bringt sie eine neue Lebensqualität in die Stadtmitte. Und genau das wird dann auch verstärkt auswärtige Gäste in die City bringen. Unsere Gäste besuchen erst das Auswandererhaus, den Zoo oder das Klimahaus. Dann möchten sie einen Schritt weitergehen und noch etwas einkaufen. Wir haben so viele positive Aspekte, die andere Städte nicht haben. Wenn wir dann noch eine attraktive Innenstadt bekommen…
WiBB: Aber wer soll das bezahlen?
Schulze-Aissen: Die künftige Bebauung des Karstadt-Geländes muss über private Investoren – möglichst verschiedene – erfolgen. Politik und Verwaltung sind gut beraten, darauf sehr stark zu achten, vielleicht etwas stärker als das seinerzeit bei den Havenwelten der Fall war.