Raumfahrtstandort Bremen im Fokus

Der November war ein ereignisreicher Monat für den Raumfahrtstandort Bremen: Die Branche traf sich zur „Space Tech Expo“ in der Hansestadt, während in Florida das Servicemodul „Bremen“ zum Mond startete. Kurz darauf beschloss die ESA-Ministerratskonferenz wichtige Investitionen.

Vom 15. bis 17. November waren rund 5.000 Expertinnen und Experten aus aller Welt anlässlich der Space Tech Expo Europe zu Gast in Bremen. Die Veranstaltung gewann in diesem Jahr besondere Aktualität, weil sich nur eine Woche später die ESA-Ministerratskonferenz traf, um über die Raumfahrtbudgets der kommenden Jahre zu entscheiden. „Die Space Tech Expo Europe ist für die Branchenvertretungen eine erneute und letzte Gelegenheit, über die Rahmenbedingen zu diskutieren und Anforderungen an die Bundesregierung zu formulieren“, sagte Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt.

Als Gastgeber war das Bundesland Bremen mit einem eigenen „City-of-Space“-Messestand vertreten. Unter dem Motto „Launch Your Career in Bremen“ waren die Besuchenden eingeladen, mehr über die Luft- und Raumfahrtakteure sowie Ausbildungs- und Studienangebote am Standort zu erfahren. Ein humanoider Roboter beantwortete entsprechende Fragen. Für Start-ups gab es darüber hinaus Informationen zum ESA Business Incubation Centre Northern Germany. Der Bremer Stand wurde vom Verein Aviaspace Bremen und Bremen Invest gemeinschaftlich organisiert.

Bei der „Space Tech Expo Europe“ stellten unter anderem viele niederländische, belgische, britische, italienische, polnische und spanische Firmen ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Zudem waren internationale Unternehmensdelegationen vor Ort.

Servicemodul „Bremen“ auf dem Weg zum Mond

Parallel zur Messe startete am 16. November die Artemis-1-Mondmission der NASA mit Bremer Beteiligung vom Kennedy Space Center in Florida. Die neue Trägerrakete „Space Launch System“ brachte das Raumschiff Orion in den Orbit um die Erde, bevor die Reise zum Mond weiterging.

Der Raumfahrtstandort Bremen spielt bei dieser Testmission eine herausragende Rolle: Im Bremer Airbus-Werk entstand im Auftrag der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA das europäische Servicemodul, ohne das der Flug zum Mond und zurück zur Erde nicht möglich wäre. Es versorgt die Astronautenkapsel mit dem nötigen Antrieb, der Energie, dem Sauerstoff und dem Wasser. Außerdem reguliert es den Wärmehaushalt. Airbus koordinierte dafür Unternehmen und Institute aus zehn europäischen Ländern und den USA. Das Servicemodul wurde von der NASA und der ESA auf den Namen „Bremen“ getauft.

Die Mondmission soll rund 40 Tage dauern und fliegt testweise noch ohne Besatzung. Die Landung der Astronautenkapsel im Pazifischen Ozean ist für den 11. Dezember geplant. Der zweite Flug wird dann mit vier Astronautinnen und Astronauten stattfinden, voraussichtlich 2024. Mit dem dritten Flug 2025/2026 soll die erste Frau auf dem Mond landen.

ESA-Ministerratskonferenz bewilligt 16,9 Milliarden Euro

Bei der Konferenz am 22. und 23. November traf die ESA wichtige Investitionsentscheidungen, die auch dem Wirtschafts- und Forschungsstandort Bremen zugute kommen werden. Das Gesamtbudget der ESA beträgt für die nächsten drei Jahre 16,9 Milliarden Euro.

Bedeutend für die Raumfahrt in Bremen waren insbesondere die Technologie- und Anwendungsprogramme – unter anderem für besseren Klimaschutz, für die Satellitenkommunikation, für die Weltraumforschung und für die Verpflichtungen beim unabhängigen Zugang zum Weltall.

Im Land Bremen sind rund 12.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in mehr als 140 Unternehmen und 20 Forschungsinstituten der Luft- und Raumfahrtbranche beschäftigt. Die Branche erwirtschaftet einen Jahresumsatz von über vier Milliarden Euro. Hier werden die Oberstufen für die Ariane 5 und die neue Ariane-6-Trägerrakete entwickelt und gebaut. In Bremen entstehen auch die Antriebsmodule für die neuen Artemis-Mondmissionen der NASA sowie erste Studien eines künftigen Mondlanders. Darüber hinaus ist Bremen ein wichtiger Standort für die Entwicklung von Satellitensystemen wie Klima-, Umwelt-, Kommunikations- und Wissenschaftssatelliten.

Bild oben:
Parallel zur Konferenz startete in Florida die Mondmission Artemis 1 der NASA mit einem Servicemodul aus Bremen an Bord. Das Foto entstand am sechsten Tag der Mission.
Foto: NASA