Mittelständlern bleibt im Tagesgeschäft selten Zeit für den Blick in die Zukunft. Deshalb steht ihnen für kurz-, mittel- oder langfristige Perspektiven das RKW Bremen zur Seite. Auch die Beschäftigten sowie Politik und Verwaltung können auf diese Institution vertrauen, die vor 100 Jahren als „Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk“ gegründet wurde.
Zukunftsfragen können für Unternehmen sehr konkret sein. „Was bedeuten die aktuellen Umwelt- und Klimaschutz-Debatten für meine Produktion?“, „Wie kann ich Prozesse und Produktionsabläufe digitalisieren?“, „Wie integriere ich eine Fachkraft, die vieles kann – aber kaum deutsch spricht?“, „Wie kann mein Betrieb familienfreundlicher werden?“
Antworten darauf können kleinen und mittleren Firmen, aber auch größeren Familienunternehmen mit mittelständischen Strukturen schwerfallen. „Gemeinsam mit dem Unternehmen finden wir im direkten Kontakt individuelle Lösungen für solche Herausforderungen“, sagt Harm Wurthmann. „Wir“ – das ist das Projektteam aus 25 Expertinnen und Experten der RKW Bremen GmbH, die Wurthmann als Geschäftsführer leitet. Als unabhängige Instanz für den Know-how-Transfer zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung ist die Bremer Institution Teil des bundesweiten Beratungsnetzwerkes des RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V.
Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands
Spätestens seit dem großen Strukturwandel im Land Bremen in den 1990er Jahren sind die drei Großbuchstaben RKW hier ein Begriff – auch wenn der damalige ausführliche Namen irreführend war. Denn das „Rationalisierungskuratorium der Wirtschaft“ hatte schon damals nichts mit einem Abbau von Arbeitsplätzen durch Rationalisierung zu tun – im Gegenteil. So wie das RKW nach dem Zusammenbruch des Bremer Vulkan-Werftenverbundes die Suche nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten für die Schiffbauer fachlich begleitete, steht seit 100 Jahren die Entwicklung wirtschaftlicher Perspektiven im Mittelpunkt der Arbeit des Kuratoriums. „Das Augenmerk des RKW lag und liegt auf der Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands“, betont Harm Wurthmann.
Das war schon 1921 bei der Gründung als „Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk“ so: Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ergriffen der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), die Vereinigung technisch-wissenschaftlicher Vereine sowie das damalige Reichswirtschaftsministerium die Initiative, wieder eine international wettbewerbsfähige Wirtschafsstruktur in Deutschland aufzubauen. Dass mit Carl Friedrich von Siemens der Chef eines Großunternehmens erster Vorsitzender des Kuratoriums wurde, war ein deutliches Signal: „Siemens war es klar, dass die Großunternehmen für ihren Erfolg auf mittelständische Partner angewiesen sind“, so Wurthmann.
Von der Digitalisierung bis zur Integration ausländischer Fachkräfte
Seitdem eine Satzungsänderung zur Jahrtausendwende die Rolle der Landesverbände stärkte, ist der Service für den Mittelstand noch ausgeprägter geworden. Die Landesverbände bringen bestimmte Schwerpunkte in das Netzwerk ein, das sie mit dem RKW Kompetenzzentrum bilden. Mit diesem Netzwerk hat sich das RKW Bremen beispielsweise in dem Projekt DigiScout verknüpft. Gemeinsam mit der Handelskammer Bremen möchte das RKW dort nicht nur das Thema Digitalisierung in der Ausbildung stärken, sondern die Auszubildenden auch zu Pfadfindern machen, die ihren Betrieb auf den Weg in eine digitale Zukunft leiten.
Auch die übrigen Bremer Kernthemen drehen sich um Zukunftsfragen. Die „Partnerschaft Umwelt Unternehmen“ stärkt ökologische Initiativen in der Wirtschaft; das Landesnetzwerk „Integration durch Bildung“ gibt bundesweit Impulse, wie Fachkräfte aus dem Ausland besser in die Unternehmen eingebunden werden können; die Servicestelle „Deutsch am Arbeitsplatz“ trägt dazu bei, sprachliche Hürden abzubauen. „New Work“ fördert eine zukunftsgerichtete Personalpolitik im Mittelstand. Und im Themenbereich „Beruf und Familie“ ist der Name auch das Programm: „ausgezeichnet familienfreundlich“ lautet das Ziel.
Die Instrumente, die das RKW einsetzen kann sind, vielfältig. Das Team von Wurthmann vermittelt Unternehmen Zugang zu fachlicher Unterstützung, weist den Weg zu Förderprogrammen und organisiert den Austausch beispielsweise mit der Wissenschaft oder der Verwaltung. Das RKW arbeitet dabei nicht eingleisig in Richtung Unternehmen: „Wir beraten auch Politik und Verwaltung“, betont Wurthmann. Im Prinzip sind den Aktivitäten des Kuratoriums in Bremen dabei keine Grenzen gesetzt. „‘Dafür bin ich nicht zuständig‘ – den Satz gibt es bei uns nicht“, betont Wurthmann.