Prüferinnen und Prüfer gesucht

Wer sich ehrenamtlich als Prüferin oder Prüfer engagiert, leistet nicht nur einen unverzichtbaren Beitrag zur dualen Ausbildung, sondern nimmt auch viele Anregungen für die eigene Arbeit mit.

Im Bereich der Handelskammer Bremen sind insgesamt 1200 Prüferinnen und Prüfer aktiv. Im Herbst 2024 startet die neue Berufungsperiode – gesucht werden Ehrenamtliche in 168 Ausbildungsberufen und Fortbildungen auf Bachelor -und Masterniveau. Besonderer Bedarf besteht bei den Berufen Industriemeister/in Elektrotechnik, Industriemeister/in Metall, Technischer Fachwirt/Technische Fachwirtin sowie Kaufmann/-frau für Groß- und Außenhandelsmanagement. Auch darüber hinaus gilt jedoch: Es gibt nie zu viele Prüferinnen und Prüfer.

Die Ehrenamtlichen engagieren sich oft für viele Jahre, weil sie die Tätigkeit nicht nur als Beitrag zum Gemeinwohl betrachten, sondern auch als persönlichen Gewinn. Ein Bereich, der in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen und somit einen erhöhten Bedarf an Prüferinnen und Prüfern verzeichnet hat, ist beispielsweise die Ausbildung zum Fachinformatiker/in Anwendungsentwicklung. Bernhard Leers, Mitgründer und Geschäftsführer der Wamoco GmbH, engagiert sich seit zwei Jahren als Prüfer in dieser Fachrichtung. Sein vor sechs Jahren gegründetes Unternehmen, eine Agentur für Onlineshop-Lösungen, hatte gemerkt, dass Ausbildung ein wichtiges Thema wird. Allerdings hatte er selbst studiert und keine IHK-Ausbildung absolviert, sodass er auch das Prüfungsprozedere nicht kannte. „Wie will ich jemanden gezielt darauf vorbereiten, wenn ich nicht weiß, was da passiert?“, fragt er.

Um einen Einblick zu bekommen, hospitierte er zunächst in einem Prüfungsausschuss. Viel mehr habe es nicht gebraucht: „Im Ausschuss ist man ja nicht alleine“, sagt Leers. „Man kann von den erfahrenen Hasen viel mitnehmen.“ Der Zeitaufwand sei mit insgesamt rund 40 Stunden pro Jahr überschaubar. Und aus seiner Sicht lohnt es sich: „Informatiker sind oft introvertiert und schüchtern“, berichtet er. „Wenn man Azubis nach der Prüfung sagen kann, dass sie eine richtig gute Leistung abgeliefert haben, und ihnen damit ein Lächeln ins Gesicht zaubert – das ist mein Highlight.“ Aber auch die Interaktion mit den anderen Prüfern sei anregend und habe sogar bereits zu einem Geschäftskontakt geführt.

Grundsätzlich würde er das Amt daher jedem empfehlen, aber: „Man muss ein Eigeninteresse mitbringen und es nicht nur tun, weil der Chef es will. Man sollte an dem Fach Spaß haben, menschenfreundlich und nicht arbeitsscheu sein.“

Ausschussvorsitzende übernehmen mehr Verantwortung

Zu den von Bernhard Leers angesprochenen erfahrenen Kolleginnen gehört auch Stefanie Martensen vom IT-Service Conxpert. Seit 22 Jahren ist sie bereits Ausbilderin und seit 20 Jahren Prüferin für den Beruf Fachinformatiker/in. Sie selbst hatte in einem anderen Unternehmen eine schlechte Ausbildung bekommen und ist seither motiviert, Azubis diese Erfahrung zu ersparen.

Inzwischen leitet sie selbst einen Ausschuss, wodurch sich der Umfang der Aufgaben und der Verantwortung etwas erhöht hat, denn sie ist unter anderem für die Koordination und die Einhaltung des Zeitplans zuständig. Sie agierte auch schon als Coach für einen neu zusammengesetzten Prüfungsausschuss. Dennoch schätzt sie die Arbeitszeit für eine Sommerprüfung mit rund zehn Azubis insgesamt nur auf eine Arbeitswoche – verteilt über mehrere Monate. In jedem zweiten Jahr sei ihr Ausschuss auch für eine Winterprüfung mit deutlich weniger Prüflingen zuständig.

Wie Leers sieht auch Stefanie Martensen einen großen Vorteil in dem Ehrenamt für ihre Tätigkeit als Ausbilderin im Unternehmen. „Man weiß, worauf die Prüfer achten, und kann das den eigenen Azubis besser vermitteln.“ Andere Projekte und Firmen kennenzulernen sei ebenfalls ein Plus. „Und es macht mich auch ein bisschen stolz, dass ich mit prüfen kann“, sagt sie.

Wie man Prüferin oder Prüfer wird

Wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme in einen Prüfungsausschuss ist, dass die Person im entsprechenden Fachgebiet sachkundig ist. Die Handelskammer legt auch Wert auf die nötige menschliche Reife, um sich gut in Prüflinge hineinversetzen zu können. Zwei bis drei Jahre Berufserfahrung sind das Minimum. Wer Interesse hat, kann erst einmal unverbindlich hospitieren.

Weitere Informationen:
handelskammer-magazin.de/pruefer-werden

Ansprechpartner:
Martin Kasten
Handelskammer Bremen
0421 3637-282
kasten@handelskammer-bremen.de