Von der kleinen Ankerwickelei zum hochmodernen Anbieter von Automatisierungs- und Systemtechnik für Schiffe und Industrieanlagen: Seit 75 Jahren schreibt der Mittelständler Besecke am Standort Bremen eine Erfolgsgeschichte – und fühlt sich hier bei allen Herausforderungen der jüngsten Zeit unverändert wohl.
An den Start ging Besecke 1948 als Handwerksbetrieb, der sich auf das Umwickeln von Spulen mit Kupferdraht für die Herzen von Elektromotoren spezialisiert hatte. Im Laufe der Jahrzehnte kamen der Bau von Schaltschränken und die Programmierung von Prozessautomatisierungen hinzu. „Mit Energie und deren Verteilung kennen wir uns seit unseren Anfängen aus“, sagt Alexander von Plato, kaufmännischer Geschäftsführer. Ein Thema, das auch auf Schiffen eine wichtige Rolle spielt – und so passt es ins Bild, dass die Lürssen-Gruppe das Unternehmen 1989 übernahm und ihm damit ein zweites Standbein in der maritimen Branche verschaffte. Heute generiert Besecke etwa 60 Prozent des Umsatzes mit maritimen Systemen und 40 Prozent mit Industrie-Aufträgen.
Aktuell hat das Unternehmen rund 170 Mitarbeitende: davon 20 am zweiten Standort Rostock, 30 „im Feld“, wie von Plato sagt, und die übrigen am Hauptsitz in Burglesum. „Mit der Automatisierungs- und Systemtechnik, die wir entwickeln, sind wir von unseren beiden Standorten aus weltweit im Einsatz“, erläutert der Geschäftsführer. „Dabei liefern wir alles aus einer Hand, von der Konstruktion über die Software-Entwicklung bis zur Fertigung und Inbetriebnahme.“ So habe man für Markus Kaffee eine der größten Röstanlagen Deutschlands automatisiert. Zugleich wache auf acht der aktuell 13 weltgrößten Yachten ein im eigenen Haus entwickeltes Alarm- und Monitoringsystem.
Effizienz im Fokus
Damit ist Besecke zugleich auch ein gutes Beispiel für gelungenen Technologie-Transfer: Das Know-how, das sich der mittelständische Betrieb über Jahrzehnte in der Industrie angeeignet hat, hat er seit der Jahrtausendwende erfolgreich in die maritime Branche übertragen. Ob es um moderne Energieverteilungssysteme für Behördenschiffe geht oder um die komplette elektrotechnische Ausrüstung einer Megayacht inklusive intelligentem Alarm-, Überwachungs- und Steuerungssystem: Zu den wesentlichen Zielen gehört es stets, dass die unterschiedlichen Anlagen möglichst nur die Energie einsetzen, die sie auch tatsächlich brauchen. „Wir wollen dazu beitragen, dass Industrieanlagen und Schiffe effizienter werden“, sagt von Plato und betont, dass dies nicht nur eine Kostenfrage sei: „Es ist unser eigener Anspruch und unsere Vision, Ressourcen zu schonen, wo immer das möglich ist.“
Weil Energieeffizienz ein großes Thema ist, war das Unternehmen zuletzt unter anderem am Forschungsprojekt Pa-X-ell 2 beteiligt, das auf eine neue Generation von Brennstoffzellen als Bestandteil eines dezentralen Energienetzes sowie eines hybriden Energiesystems für den Einsatz auf Hochsee-Passagierschiffen und Yachten abzielt. Darüber hinaus haben die Fachleute von Besecke ein Tool zur maritimen Energiesimulation entwickelt, das das Verhalten von elektrischen Verbrauchern an Bord in Abhängigkeit von typischen Prozessen und realistischen Szenarien simuliert – und so letztlich den Energiebedarf eines Schiffes schon vor Baubeginn ermittelt. „Damit können wir hybride Systeme mit unterschiedlichen Erzeugern und Energiespeichern optimal auslegen und dimensionieren“, erläutert von Plato. Mithilfe des ebenfalls entwickelten Powermanagements ließen sich außerdem bei Bedarf bestimmte Verbraucher aktiv abschalten: „Wenn zum Beispiel während eines Anlegemanövers das Bugstrahlruder viel Energie benötigt, kann die Poolheizung für 20 Minuten abgestellt werden, damit es keinen zusätzlichen Generator braucht.“
Standort Bremen ist gesetzt
Dass der Traditionsbetrieb auch nach 75 Jahren noch am Puls der Zeit ist, belegt unter anderem die Tatsache, dass er vor gut einem Jahr das Hamburger Software-Startup Dintegra übernommen hat. Als Spezialist für Digitalisierungsthemen in der Automatisierungstechnik verfolgt das Unternehmen das Ziel, Synergien zu schaffen und die Systeme von Besecke durch zusätzliche Softwarekomponenten weiterzuentwickeln. Hier geht es unter anderem darum, die Daten des Alarm- und Monitoringsystems auszuwerten und auf dieser Basis ein smartes Preventive-Maintenance-System zu entwickeln, damit ressourcenschonend nur die Teile repariert oder ausgetauscht werden, die auch wirklich kurz vor ihrem Lebensende stehen. Gleichzeitig sollen Sensordaten helfen, bevorstehende Schäden frühzeitig zu erkennen, um Ausfallzeiten zu minimieren.
Beim Blick über den Tellerrand ist zudem jüngst ein Flottenladesystem entstanden, das vorhandene PV-Anlagen integriert und durch die intelligente Verteilung der verfügbaren Strommengen dafür sorgt, dass jedes Elektro-Fahrzeug eines Fuhrparks zur individuellen Abfahrtszeit vollständig geladen ist. „Die meisten unserer Entwicklungen entstehen im direkten Dialog mit unseren Kunden“, berichtet der Geschäftsführer. „Gemeinsam entwickeln wir smarte Ideen, um sie auf ihrem Weg zu Automatisierung und Digitalisierung zu begleiten.“
Dabei findet die Fertigung der Schaltschränke und der übrigen Komponenten nach wie vor komplett am Standort Bremen statt. Das Unternehmen sei hier groß geworden und sehe keinen Anlass, daran etwas zu ändern, sagt Alexander von Plato. Gleichwohl sieht auch er aktuelle Herausforderungen für das Geschäft – ganz vorne der Fachkräftemangel, knapp gefolgt von bürokratischen Hemmnissen. Gestiegene Rohstoffpreise wie beim Kupfer habe man auf die Produktpreise aufschlagen müssen, was bei den Kunden allerdings auf Verständnis gestoßen sei. „Ein größeres Problem waren da die Lieferengpässe, die es zeitweise gab“, meint er. „Das hat sich aber inzwischen wieder eingespielt.“ Alles in allem sei sein Blick in die Zukunft ein positiver: „Gerade auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wird die Automatisierung künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen. Und wir haben gezeigt, dass wir es können.“
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besecke.de