Sie kommen aus der Schule, aus der Ausbildung oder mit den ersten Berufserfahrungen nach Bremerhaven. Die jungen Leute aus ganz Deutschland bewegt eine Frage: Welche Chancen bietet das Thema Klimaschutz für die eigene berufliche Zukunft? Antworten gibt das BerufsKlima Workcamp der Deutschen Klimastiftung.
Ein gutes Dutzend junger Menschen hat sich in der Küche versammelt. Sie schnippeln Gemüse, schälen Kartoffeln, mischen Salat, rühren Saucen, schieben Fisch zum Garen in den Backofen. Es scheint, als würde sich die Gruppe seit langem kennen, so locker ist die Stimmung. Tatsächlich haben sich die 16- bis 25-Jährigen erst vor nicht einmal 24 Stunden kennengelernt; sie kommen aus ganz Deutschland und bringen viele verschiedene persönliche Hintergründe mit. Aber ein gemeinsames Interesse verbindet diese muntere Schar sowie eine ähnlich große Gruppe, die zuvor gemeinsam gekocht hat und nun schon wieder in einem Workshop sitzt: Sie alle möchten mehr über die Wege wissen, wie der Klimawandel zu bremsen ist – und wie sie dieses drängende Thema in ihre berufliche Zukunft integrieren können.
„Wir geben ihnen eine Orientierung und Tipps für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit“, sagt Dr. Annika Mannah, Leiterin des Bereichs Projekte und Kooperationen bei der Deutschen Klimastiftung. Seit 2019 veranstaltet die von den Betreibern des Klimahauses gegründete Stiftung vier Mal im Jahr das „BerufsKlima Workcamp“, zu dem auch das gemeinsame Kochen in der Kochschule des Klimahauses gehört.
Denkanstöße für den persönlichen Berufsweg
Klimaschutz bedeutet mehr als ein selbstkritischer Umgang mit dem eigenen Alltagsverhalten oder das Warten auf richtungsweisende Initiativen aus der Politik. „Sich für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen einzusetzen, hat durchaus das Potenzial, daraus einen Traumjob zu machen“, ist Annika Mannah überzeugt. Viele junge Menschen denken ähnlich, das zeigt sich nicht zuletzt in dem großen Interesse an den „fridays for future“. Doch für den Weg vom Erkennen und Wissen zum Handeln bedarf es vielfach einer Orientierungshilfe: „Die wollen wir den Teilnehmenden im Workcamp geben“, sagt die Projektleiterin.
Die Themen des jeweils viertägigen Workcamps sind vielfältig: Grundlagenwissen über die Ursachen und das Gefahrenpotenzials des Klimawandels; theoretische Ansätze und Möglichkeiten, klimaschädliche Emissionen zumindest zu begrenzen; praktische Beispiele, wie Unternehmen Lösungen für die sich abzeichnende Klimakrise in ihren Betrieb und ihre Produkte integrieren. Über allem schwebt die für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entscheidende Frage: Wie kann ich daraus meinen Traumjob entwickeln? „Die Motivation ist bei den jungen Leuten im Workcamp sehr hoch“, berichtet Annika Mannah: „Es bedarf nur eines kleinen Denkanstoßes, um den richtigen persönlichen Weg zu entdecken.“
Einige Schritte auf diesem Weg in die Zukunft führen direkt in die Bremerhavener Wirtschaft. Zum Programm der vier Workcamps pro Jahr gehören Betriebsbesuche in Unternehmen, die sich bereits intensiv mit Nachhaltigkeits- oder Klimaschutzaspekten befassen. Unter anderem zählt der Bremerhavener Fischverarbeiter „Meereskost“ dazu. „In der Theorie wissen wir ja schon viel über das Thema“, urteilte einer der Teilnehmer nach dem Besuch, „aber es hat noch eine ganz andere Bedeutung, wenn man sieht, wie Nachhaltigkeit in der Praxis umgesetzt werden kann.“
Arbeitsteilung mit dem Klimahaus
Zentraler Ort für die Workcamps ist das Klimahaus in Bremerhaven, dessen Betreiber bereits kurz nach der Eröffnung vor zwölf Jahren die Deutsche Klimastiftung gegründet hatten. Beide Institutionen arbeiten gewissermaßen in Arbeitsteilung: Das Klimahaus sensibilisiert als Touristenattraktion einen breiten Besucherkreis für das Thema Klimaschutz, während die Stiftung vertiefendes Wissen vermittelt.
Die Arbeit der Klimastiftung findet längst bundesweit Anerkennung. Unter anderem wurde sie bereits zum zweiten Mal im Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ als Lernort der höchsten Kategorie ausgezeichnet. Das BerufsKlima Workcamp ist vom Bundesumweltministerium als Angebot zur „Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung“ BBNE anerkannt und wird von der EU aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert.
Die Gruppe, die sich jetzt in der Kochschule des Klimahauses traf, ist die letzte für dieses Jahr. Aber für 2022 stehen bereits vier weitere Workcamps auf dem Programm. Und selbstverständlich werden auch die nächsten Teilnehmer sich wieder in der Küche treffen.
Weitere Informationen: www.berufsklima.de