Mit schicker Kleidung die Umwelt schonen

Das Thema Nachhaltigkeit ist längst auch in der Modewelt angekommen. Wenn es um fair produzierte Kleidung geht, ist Bremen ganz vorne mit dabei: Ob Unterwäsche, Pullover oder Socken – immer mehr Unternehmen achten ganz bewusst auf ressourcenschonende Herstellungsprozesse und faire Arbeitsbedingungen.

Englischer Vater, norddeutsche Mutter, aufgewachsen in Kanada, als Kinder mit ihren Eltern durch Südamerika und Asien gereist: Die Schwestern Imke (30) und Yanna (31) Hanscomb haben schon viel gesehen von der Welt. „Unsere Erfahrungen haben einen großen Einfluss darauf, wie wir unser Leben leben“, erzählt Imke Hanscomb. „Wir haben erstaunliche Menschen getroffen und eine unglaubliche Natur gesehen, und das wollen wir auch weiterhin bewahren.“ Während die jüngere Schwester schon als kleines Mädchen Kleidung bearbeitete und später Modedesign mit Schwerpunkt Dessous studierte, machte die ältere einen Bachelor of Science mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Da war es für beide naheliegend, dass sie sich auf Bio-Unterwäsche fokussieren wollten, als sie vor einigen Jahren beschlossen, sich mit ihrem eigenen Label selbstständig zu machen.

Seit 2017 vertreiben sie nun mit ihrem Unternehmen „Tizz & Tonic“ trendige Bralettes und Slips aus hochwertiger Bio-Baumwolle, die sie in ihrem kleinen Atelier in Walle selbst designen und herstellen und schließlich in plastikfreier Verpackung versenden. Für Stoffreste finden sie fast immer eine Möglichkeit zur Weiterverwertung, sodass praktisch kein Abfall entsteht. „Wir haben von Anfang an beschlossen, mit so wenig Auswirkungen wie möglich zu produzieren“, sagt Imke Hanscomb. „Das bedeutet: keine unethische Arbeit und nur umweltfreundliche Produktionsmethoden.“

Der Planet sei überfüllt mit Kleidung, die hergestellt werde, um entsorgt zu werden: „Wir möchten, dass die Menschen Kleidungsstücke tragen, die sie wertschätzen, die eine Geschichte erzählen und die langlebig sind.“ Bei den Kundinnen komme das Konzept gut an. Sie seien bereit, die wahren Kosten der Mode zu erkennen und dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen. Für dieses Jahr planen die Schwestern ihre erste biologisch abbaubare Kollektion – Unterwäsche, die am Ende ihrer Lebensdauer im eigenen Garten kompostiert werden kann.

Pullover nach Maß

Ressourcenschonend, ökologisch verträglich und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt: Das steht auch bei Christiane Kückelmann und ihrem Unternehmen „My Pulli Tailored Knitwear“ ganz oben auf der Prioritätenliste. Seit Herbst vorigen Jahres hat es die 57-jährige Bekleidungsingenieurin schriftlich, dass vom Anbau der Wolle bis zum fertigen Modell ihrer maßgefertigten Strickwaren die gesamte Wertschöpfungskette diesen Kriterien unterliegt. In einem intensiven Prozess erstellte sie erfolgreich die Erklärung zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und bekam dafür das offizielle DNK-Siegel verliehen.

Zum Einsatz kommen bei ihr ausschließlich umweltverträgliche, nachwachsende und entsprechend zertifizierte Garne, die von Produzenten aus Deutschland, Italien und Österreich geliefert werden. Die Beschäftigten der kleinen rumänischen Strickerei, in der die am Bremer Osterdeich designten und von den Kunden online individualisierten Pullover, Strickjacken und Cardigans entstehen, kennt Kückelmann seit vielen Jahren persönlich.

„Unsere Körper sind so unterschiedlich und einzigartig, da kann die Bekleidung der Zukunft nicht von der Stange kommen“, ist die Unternehmerin überzeugt, die mit ihrer ebenfalls in Bremen ansässigen Linear GmbH auch internationale Textilunternehmen berät. Die On-Demand-Produktion schone Ressourcen und verhindere Überproduktion: „Wir stricken die Teile wirklich auf Naht, da bleibt nichts übrig.“

Mit einem Online-Konfigurator lassen sich im Internet Pullover und andere Strickwaren mit unterschiedlichen Materialien, Formen, Farben und Strickarten individuell gestalten. „Das kommt besonders bei Menschen mit seltenen Größen gut an, die im Geschäft normalerweise nichts finden.“ Für die Zukunft hat sich Christiane Kückelmann vorgenommen, vermehrt Unternehmen und Vereine für ihr Konzept zu gewinnen und mit individueller Corporate Fashion auszustatten. „Größere Stückzahlen machen den Transport nachhaltiger, und auch die Belegschaft von Unternehmen profitiert. Egal, ob Konfektionsgröße oder Maßprodukt: Unsere Strickware fühlt sich einfach gut an und passt jedem und jeder.“

Trendige Socken aus nachhaltiger Produktion

Für Anna Elise Wiedemann-Hurka (30) und Roman Hurka (36) ist es eine Lebenseinstellung, so grün und lokal wie möglich zu leben. Als die beiden im Oktober 2020 ihr Sockenlabel „Ooley“ gründeten, stand für sie deswegen außer Frage, neben Qualität auch faire Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit zu zentralen Firmenwerten zu erklären. „Wir wollen damit keinen Trend aufgreifen, sondern das ist einfach die Basis unseres Handelns“, erläutert Betriebswirt Roman Hurka. Hervorgegangen aus einem Kunstprojekt mit dem Kult-Sneakerladen „Glückstreter“ im Viertel, fanden die von Modedesignerin Anna Elise Wiedemann-Hurka kreierten Socken schnell viele Fans. Inzwischen sind ihre zu unterschiedlichen Themen designten Strumpf-Kollektionen in mehr als 30 Läden in Deutschland und Österreich im Angebot, und auch im Ooley-Online-Shop brummt es ordentlich.

Produziert werden die trendigen Socken aus zertifizierter und qualitativ hochwertiger Bio-Baumwolle von einem italienischen Familienbetrieb, den das Gründerpaar aus eigener Anschauung kennt. Um Abfall zu vermeiden, kommt ein sehr schmales und zu 95 Prozent recyceltes Etikett zum Einsatz, das mit einer wiederverwertbaren Klammer gehalten wird. Die Etiketten und die aus recyceltem Altpapier bestehenden Werbematerialien beziehen die beiden von einem Bremer Familienbetrieb, während die Versandmaterialien von einem auf plastikfreie Verpackungen spezialisierten Lieferanten aus Nordrhein-Westfalen stammen. Der Versand erfolgt CO2-neutral über GoGreen.

Und auch beim Wachstum des eigenen Unternehmens steht Nachhaltigkeit im Mittelpunkt: „Wir haben bewusst auf Investoren verzichtet, weil wir uns etwas Eigenes aufbauen wollen“, macht Roman Hurka deutlich. „Dadurch dauert die Geschäftsentwicklung vielleicht etwas länger – aber so können wir unser Label ganz nach unseren Vorstellungen gestalten und müssen uns auf nichts einlassen, hinter dem wir nicht stehen.“

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