Mit einem Bauteil in jedem Flugzeug

Sein Name hat Bestand, über ihn selbst ist wenig bekannt: Vor 125 Jahren hat Arthur Behrens in Sankt Petersburg eine Vertretung für Fischereimaschinen gegründet. Heute handelt das Unternehmen, das seinen Sitz seit nunmehr über hundert Jahren in Bremen hat, mit Bauteilen für die Leistungselektronik.

„Wir haben in Petersburg recherchiert, aber wir haben nichts über Arthur Behrens und seine Fischereimaschinenvertretung gefunden“, sagt Thomas Becker, der heutige Inhaber des Unternehmens. Es ist zu vermuten, dass der Gründer zum Ende des Ersten Weltkriegs seine Sachen packte und die russische Hafenstadt verließ, weil Deutsche dort nicht mehr gerne gesehen waren. Fest steht: Am 3. Dezember 1918 ließ er seine Firma ins Handelsregister des Amtsgerichts Bremen eintragen.

Kommanditgesellschaft Arthur Behrens Elektronische Bauteile GmbH und Co.: So lautet inzwischen der vollständige Name des Unternehmens. Jahre nach dem Umzug nach Bremen stieg der Elektroingenieur Georg Becker mit ein und wurde noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs Teilhaber. 1948 übernahm der Vater von Thomas Becker schließlich komplett das Steuer und zahlte die Erben des mittlerweile verstorbenen Firmengründers aus. Während sich das Unternehmen in den Nachkriegsjahren vor allem mit der Vertretung deutscher elektrotechnischer Erzeugnisse befasste, wandelte es sich in den 1960er-Jahren zu einem Importeur elektronischer Bauteile, vor allem aus angelsächsischen Ländern.

Militärischer Bereich brach nach dem Mauerfall zusammen

Thomas Becker kam 1980 im Alter von 30 Jahren mit an Bord, bevor er vier Jahre später die Geschäfte von seinem Vater übernahm. „Zu der Zeit waren wir relativ stark im militärischen Bereich unterwegs“, berichtet er, „aber dieser Geschäftszweig ist nach dem Mauerfall komplett zusammengebrochen.“ So musste erneut eine Neuausrichtung her. Mit etwas Glück und Beharrlichkeit sei er in den Markt für Leistungselektronik eingestiegen und habe dort Fuß gefasst, erinnert sich Becker. „Das kam damals erst so richtig in Schwung. Es war nicht immer ganz einfach, aber unter dem Strich ist es bis heute gutgegangen.“

Unterschiedliche Kondensatoren, Stromwandler, Gehäuse, Ferrite und Spulenkörper zur Herstellung von induktiven Bauteilen: Das ist nur ein Auszug aus der Palette von Produkten, mit denen das Unternehmen heute handelt. Mehr als 8,5 Millionen Bauteile werden jedes Jahr von der Firmenzentrale in Hastedt in aller Welt bestellt und an die Kundschaft, die über das gesamte Bundesgebiet verstreut ist, weitergeleitet. Teile, die besonders häufig geordert werden, lagern zum kurzfristigen Versand in einer Halle hinter dem Bürogebäude. Zum Einsatz kommen sie unter anderem in den erneuerbaren Energien, in der Medizin und in der Luftfahrt. „Wir sind mit einem Bauteil in praktisch jedem Flugzeug drin“, sagt Becker. „Egal, ob bei Airbus oder bei Boeing.“

Die dritte Generation übernimmt

So richtig trennen kann sich der Seniorchef noch nicht. Aber bald sei es an der Zeit, die Zügel aus der Hand zu geben, meint Thomas Becker. Seit gut zehn Jahren teilt er sich die Geschäftsführung mit seiner Tochter Verena Grewe, die ursprünglich Industriekauffrau bei Beck`s gelernt hatte und anschließend noch ein Studium in Business Management abschloss. Als rund um die 2010er-Jahre die Solarindustrie boomte und im väterlichen Betrieb viel zu tun war, stieg sie zur Unterstützung mit ein – und ist bis heute geblieben.

Die Stärke des Unternehmens sei es, stets verlässlich kundenspezifische Lösungen zu finden, macht sie deutlich. „Wir suchen im Programm unserer Lieferanten das Produkt, das die technischen Anforderungen unserer Kunden zum günstigsten Preis erfüllt. Und dann stellen wir es zum vereinbarten Zeitpunkt in der richtigen Menge und in der geforderten Qualität zur Verfügung.“

Auf die Frage nach den Plänen für die Zukunft antwortet Grewe mit hanseatischem Unterstatement: „Weitermachen.“ Seit gut zwei Jahren ist die 42-Jährige nicht nur Geschäftsführerin von Arthur Behrens, sondern auch Vizepräses der Handelskammer. Weil sie sich ehrenamtlich für die Stadt betätigen und so etwas zurückgeben möchte, wie sie sagt. „Und weil ich es wichtig finde, auch als kleines Unternehmen eine Stimme zu haben und sich einzubringen.“

Weitere Informationen:
www.arthurbehrens.de