Maßgeschneiderte Qualifizierung im eigenen Unternehmen

Vitakraft hat zehn ungelernten Mitarbeitenden einen IHK-Abschluss ermöglicht. Beim Aufbau des internen Qualifizierungsprogramms mussten einige Hürden überwunden werden, aber es hat sich gelohnt.

Die deutsche Weiterbildungslandschaft ist mittlerweile bunt und vielfältig, allerdings kann es immer noch vorkommen, dass kein passendes Angebot zu finden ist. So ging es der Firma Vitakraft Pet Care, als sie sich schon vor Jahren das Ziel setzte, ungelernten Arbeitskräften einen IHK-Berufsabschluss als Maschinen- und Anlagenführer im Bereich Lebensmitteltechnik zu ermöglichen. Das zentrale Problem: Es gab keine verfügbaren Vorbereitungskurse, die mit dem Berufsalltag eines Produktionsmitarbeitenden kompatibel waren.

Vitakraft entschloss sich daher, ein eigenes Qualifizierungsprogramm auf die Beine zu stellen, das die Mitarbeitenden im eigenen Hause auf die sogenannte Externenprüfung bei der Handelskammer Bremen vorbereitet. Die Landesagentur für berufliche Weiterbildung (LabeW) half bei der Anbahnung des Vorhabens, der bremische Bildungsträger Edwin Academy übernahm die Konzepterstellung und die Umsetzung. Anteile der Weiterbildungskosten wurden von der Agentur für Arbeit bezuschusst.

Die Umsetzung des Plans erforderte jedoch Geduld. Nicht nur das neu entwickelte Programm musste zertifiziert werden, sondern auch die Räumlichkeiten bei Vitakraft. Darüber hinaus bestanden über das Qualifizierungschancengesetz grundsätzlich Fördermöglichkeiten, die auf individueller Ebene geprüft und beantragt werden mussten. Der bürokratische Aufwand hielt Vitakraft jedoch nicht von dem Vorhaben ab, denn es fehlt bereits heute an Fachkräften, was sich durch den demografischen Wandel noch einmal verstärken wird. „Man muss an morgen denken“, betont Personalentwicklerin Julia Schmidt. „Wir haben viele tolle Mitarbeitende. Sie haben Lust auf Vitakraft und wollen gemeinsam mit uns wachsen und erfolgreich sein. Die Teilnehmenden an der Qualifizierung haben wir jetzt noch enger an das Unternehmen gebunden.“

Die Maßnahme habe auch dazu geführt, dass die Mitarbeitenden als Team zusammengewachsen seien. Im Rahmen des Personalentwicklungsprogramms gehe es jetzt darum, sie weiter zu fördern und die Kolleginnen und Kollegen „drumherum“ ebenfalls mit anzuheben. Die frisch gebackenen Maschinen- und Anlagenführer übernähmen mehr Verantwortung, sodass der Raum für andere entstehe, nachzurücken.

Eine Qualifizierung wie diese könne man jedoch „nicht jeden Tag machen“, sagt Julia Schmidt, und es müsse auch nicht jedes Mal ein ganzes Programm sein. Entscheidend ist aus ihrer Sicht mit Blick auf stark rückläufige Auszubildendenzahlen, die Qualifizierung von bestehenden Mitarbeitenden stärker in den Fokus zu rücken und neben der klassischen Berufsausbildung auch die Externenprüfung der Handelskammer als einen alternativen Weg im Unternehmen zu nutzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Hier gebe es noch viel Spielraum.

Informationen zu Fördermöglichkeiten im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes:
handelskammer-magazin.de/q-chancen

Weitere Informationen sind bei der Ausbildungsberatung der Handelskammer erhältlich:
www.handelskammer-bremen.de/ausbildungsberatung

Bild oben:
Manfred Wallenschus (hintere Reihe, 4.v.l.), geschäftsführender Gesellschafter der Edwin Academy, mit den erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der IHK-Externenprüfung bei Vitakraft.