Ladungsrückgänge im Seeverkehr treffen auch Bremer Spediteure

Speditionen verzeichnen erstmals seit drei Jahren wieder rückläufige Transportaufträge, suchen aber weiterhin dringend Personal – und erwarten im Herbst viele unbesetzte Ausbildungsplätze.

Die Bremer Spediteure sehen sich seit dem Herbst mit erheblichen Ladungsrückgängen konfrontiert. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, die der Verein Bremer Spediteure in der ersten Aprilhälfte durchgeführt hat.

Waren die Exporte im Jahr 2022 um elf Prozent und die Importe um knapp fünf Prozent gestiegen, erwarten die Unternehmen für dieses Jahr einen Rückgang bei den Exporten um acht Prozent und bei den Importen sogar um 15 Prozent.

„Im vergangenen Geschäftsjahr konnten 75 Prozent der Unternehmen gute oder sogar sehr gute Ergebnisse erzielen“, berichtet der Vorsitzende, Oliver Oestreich. Weitere 15 Prozent waren mit den erzielten Ergebnissen zufrieden. Für dieses Jahr erwarten die Unternehmen nur zu 15 Prozent gute Ergebnisse, während 50 Prozent auf zufriedenstellende Ergebnisse hoffen.

Die Lager der Händler sind noch voll

Den starken Rückgang im Import erklären die Spediteure damit, dass die Läger des verbrauchernahen Handels noch gut gefüllt seien mit Gartengeräten und -ausstattungen, Sportartikeln, Elektroartikeln, Einrichtungsgegenständen und vielem mehr, mit dem sich die Konsumenten während der Coronazeit eingedeckt hätten. Nun aber gäben sie ihr Geld lieber für Reisen, Restaurantbesuche, Events, Kino und Theater aus. Die Händler blieben somit vorerst auf ihren Waren sitzen und bestellten keine neuen – zum Beispiel aus Fernost.

Eine gute Seite können die Spediteure dem Abkühlen des Marktes allerdings abgewinnen. Das Verhältnis zu den Containerlinienreedereien scheint sich im operativen Geschäft wieder zu normalisieren. Es hatte während der Zeit der äußerst angespannten Seefrachtmärkte stark gelitten. Mit großer Skepsis sehen die Bremer jedoch die Bemühungen einzelner Reedereien, zunehmend in das Geschäft der Spedition einzusteigen.

Mitarbeitende dringend gesucht

Auch, wenn sich die Märkte beruhigt haben, suchen die Speditionsunternehmen weiterhin händeringend Personal. Im letzten Jahr stockten fast 40 Prozent der Unternehmen ihr Personal auf. Auch für dieses Jahr planen 40 Prozent der Unternehmen Neueinstellungen. An Personalabbau denkt so gut wie kein Unternehmen. „In der Spedition herrscht seit vielen Jahren, besonders auch hier am Bremer Markt, Vollbeschäftigung. Gute Speditionskaufleute werden immer gebraucht“, betont Oestreich.

Nach wie vor bilden die Speditionsunternehmen kräftig aus. „Nach den aktuellen Zahlen aber ist zu befürchten, dass an die Hundert neue Ausbildungsplätze im kommenden August unbesetzt bleiben werden“, teilt der Verein mit.

Vor diesem Hintergrund sei der Beschluss von Senat und der Bremischen Bürgerschaft, einen Ausbildungsunterstützungsfonds einzurichten, nicht nachvollziehbar, betont der Verein. In den Fonds sollen alle Unternehmen bis zu 0,3 Prozent der Bruttolohnsumme einzahlen. Für ein kleines Unternehmen mit 15 Mitarbeitern mache das etwa 3000 Euro aus. Die von dem Fonds ausgelobten 1500 bis 2500 Euro Prämie pro Azubi und Jahr werde hingegen kein Unternehmen veranlassen, die Zahl seiner Ausbildungsplätze zu erhöhen, zumal er sie ohnehin nicht besetzen könne.

Verein Bremer Spediteure

Der Verein Bremer Spediteure e.V. wurde im Jahr 1901 gegründet und ist ein Zusammenschluss aller bedeutenden Speditions- und Logistikfirmen in Bremen und Bremerhaven. In den rund 200 Firmen der Branche sind 5000 Mitarbeiter beschäftigt.
Weitere Informationen: vbsp.de