Im August 2026 wird Bremen mehrere Tausend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt zu einer der prestigeträchtigsten Konferenzen im Feld der künstlichen Intelligenz begrüßen. Unternehmen bietet das einwöchige Event viele Möglichkeiten, sich den Fachbesuchern zu präsentieren. Zugang zu internationaler KI-Spitzenforschung hat die regionale Wirtschaft auch sonst jederzeit direkt vor der Tür.
Eine gemeinsame Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und der Unternehmensberatung McKinsey zeigt: Viele Unternehmen erkennen das Potenzial von künstlicher Intelligenz (KI), schöpfen es aber noch nicht aus. Fast 80 Prozent der befragten Führungskräfte sagen, dass es den eigenen Mitarbeitenden dafür an den benötigten Fähigkeiten fehlt. Einen Schlüssel zur Stärkung dieser Kompetenzen sehen sie in der Zusammenarbeit mit Hochschulen. Allerdings setzt nur jedes fünfte Unternehmen diese Kooperation bereits um.
Renommierte KI-Konferenz erstmals seit 43 Jahren in Deutschland
Der Erwerb des benötigten Know-hows ist wahrscheinlich an keinem Standort in Deutschland mit kürzeren Wegen verbunden als im Land Bremen. Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen verfügen teilweise über international herausragende KI-Kompetenzen, die sie in Form von Projekten und Absolventen zugänglich machen. Eine einmalige Chance bietet sich darüber hinaus im kommenden Jahr: Vom 8. bis 14. August 2026 wird die International Joint Conference on Artificial Intelligence (IJCAI) in Bremen stattfinden. Das prestigeträchtige Event findet zum ersten Mal seit 43 Jahren in Deutschland statt und könnte 4000 bis 5000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Hansestadt locken.
Dass Bremen den Zuschlag erhalten hat, ist ein Zeichen für die hohe Qualität der lokalen Wissenschaftslandschaft, aber auch eine Folge des persönlichen Einsatzes der Initiatorinnen und Initiatoren. Die Idee entstand im Rahmen der U Bremen Research Alliance (UBRA), in der die Universität Bremen mit zwölf außeruniversitären Instituten kooperiert. „Wir haben uns gefragt, wie wir Bremens Sichtbarkeit als KI-Standort erhöhen können“, berichtet Prof. Tanja Schultz, Direktorin des Cognitive Systems Lab der Uni Bremen. Gemeinsam mit Prof. Horst Hahn, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medien MEVIS, und Prof. Frank Kirchner, Direktor des DFKI Bremen Robotics Innovation Center, agiert sie als Sprecherin des UBRA-Leitprojekts KI. Zusammen identifizierten sie die IJCAI als ideale Möglichkeit, um Bremen „auf der KI-Landkarte zu verankern“.
Unternehmen können sich Fachbesuchern präsentieren
Drei Jahre dauerte der Auswahlprozess, ehe Bremen im Juli 2022 als Gewinner feststand – nach einer gemeinsamen Bewerbung der UBRA und der Gesellschaft für Informatik. „Die Gutachter waren von der Stadt und den Event-Locations begeistert“, berichtet Schultz. Auch die kurzen Wege zwischen Innenstadt, Universität und Flughafen sowie die ausreichende Zahl an Hotelbetten waren überzeugende Argumente. Auf der wissenschaftlichen Seite punktete Bremen unter anderem mit der UBRA, den beiden Instituten des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und dem Wissenschaftsschwerpunkt „Minds, Media, Machines“ (MMM) an der Universität Bremen, der rund 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich KI umfasst – sowie einen Sonderforschungsbereich zur KI-basierten Robotik (SFB EASE/Foto oben) und viele ambitionierte Verbundprojekte.
Die Konferenz soll jedoch nicht nur der wissenschaftlichen Community offenstehen. „Wir wollen alle mitnehmen – Schülerinnen und Schüler, Studierende, Bürgerinnen und Bürger“, sagt Schultz. Insbesondere die Wirtschaft soll sich einbringen können. „Unternehmen haben die Möglichkeit, sich den Fachbesuchern aus aller Welt zu präsentieren“, so Schultz. Dies beinhalte beispielsweise die Möglichkeit, eigene Technologien auf der begleitenden Ausstellung zu zeigen oder das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber vorzustellen. „Über die Hälfte der Teilnehmenden sind Doktorandinnen, Doktoranden und Studierende. Viele haben ein Interesse daran, in Deutschland zu arbeiten.“ Geplant sei auch ein „Industry Day“. Nicht zuletzt bietet die Konferenz natürlich die Möglichkeit, neuste Forschungsergebnisse aufzugreifen und Kontakte in die Forschungslandschaft zu knüpfen.
Präsentationsmöglichkeiten für Unternehmen
Die 1969 gegründete IJCAI gilt als älteste und führende Konferenz im Bereich KI und wird in Bremen im Jahr 2026 in Kombination mit der European Conference on Artificial Intelligence (ECAI) stattfinden, um die Zusammenarbeit zwischen der internationalen und der europäischen KI-Community zu stärken. Am 7. Oktober 2025 richtet die i2b-Organisation eine Informationsveranstaltung für Unternehmen aus, die sich für eine Teilnahme oder ein Engagement bei der IJCAI 2026 interessieren. Weitere Informationen werden unter www.i2b.de veröffentlicht. Informationen zu den umfassenden Sponsoring-Optionen erteilt auch die U Bremen Research Alliance.
Kontakt:
Derk Schönfeld
derk.schoenfeld@vw.uni-bremen.de
Tel. 0421 218 60019
KI-Transferzentrum qualifiziert mittelständische Unternehmen
Unternehmen müssen jedoch nicht bis zur IJCAI warten, um sich für KI fit zu machen. Das Transferzentrum für Künstliche Intelligenz Bremen.AI dient seit 2021 als Anlaufstelle für Unternehmen, die ihre Chancen ausloten wollen und Qualifizierungsmöglichkeiten suchen. „Wir stellen fest, dass die Bereitschaft, sich dem Thema KI zu widmen, im letzten Jahr sehr stark zugenommen hat“, berichtet der Leiter des Zentrums, Christian Gorldt.
Allein im ersten Quartal 2025 hätten rund 400 Menschen an den Workshops und Informationsveranstaltungen teilgenommen, sagt er. Das Programm werde quartalsweise zusammengestellt, weil man immer wieder aktuelle Fragestellungen aufgreife. „Die Wirtschaft ist eingeladen, ihre Probleme zu uns zu tragen“, so Gorldt. Dann schaue das siebenköpfige Team, das im Digital Hub Industry (DHI) ansässig ist, welche Kompetenzen für die Lösung benötigt werden. So habe das Transferzentrum beispielsweise branchenspezifische KI-Workshops in Bereichen wie Logistik, Nahrungs- und Genussmittel, Landschaftsarchitektur und IT durchgeführt.
Ein besonderes Highlight war am 26. Juni das erstmals durchgeführte „KI Summit Connext“, das sich gezielt an Entscheiderinnen und Entscheider in Unternehmen richtete. Gemeinsam mit dem Branchenverband Bremen Digitalmedia und der Kreativagentur Moskito ging das Transferzentrum auf kleine und mittlere Unternehmen zu, die einen Informations- und Vernetzungsbedarf im KI-Bereich spüren. Mit der Resonanz war das Team äußerst zufrieden: Rund 110 lokale Unternehmensvertreterinnen und -vertreter nutzten den Tag mit insgesamt elf „Masterclasses“. Das nächste Highlight im DHI soll am 3. und 4. Dezember folgen: das „Smart Manufacturing Summit“. Dann können Unternehmen neue Impulse für die intelligente Produktion aufgreifen.
Weitere Informationen
IJCAI:
ijcai.org
U Bremen Research Alliance:
bremen-research.de
KI-Transferzentrum:
Bremen.Ai
Sonderforschungsbereich EASE:
ease-crc.org
Digital Hub Industry:
digitalhubindustry.de
Foto oben:
Der Sonderforschungsbereich EASE an der Universität Bremen erforscht KI-basierte Robotertechnologien für den Einsatz im Alltag. Er öffnet seine Labore nicht nur für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt, sondern oft auch für Schülergruppen und Unternehmen. Eine Besonderheit ist dabei das „Virtual Research Building“, das unter anderem die Nutzung von realen Laboren und Robotern internationaler Forschungsgruppen an unterschiedlichen Standorten aus der Ferne ermöglicht.
Foto: Holger Karkheck