Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel

Landesagentur für berufliche Weiterbildung informiert über Angebote, Fördermöglichkeiten und Externenprüfung

Personalentwicklung und -qualifizierung klingt immer gut, aber in vielen Unternehmen geht das im Tagesgeschäft unter. Es fehlt die Zeit für eine strategische Planung – und wer weiß denn schon, welche Angebote und Förderungen es überhaupt gibt? Genau an diesem Punkt setzt die Landesagentur für berufliche Weiterbildung (LabeW) an. Das Team um Projektleiter Dr. Thorbjörn Ferber berät und begleitet sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen dabei, Bedarfe zu ermitteln und die richtigen Qualifizierungsangebote zu finden.

„Bremen ist in diesem Bereich besonders gut aufgestellt. Wir arbeiten eng und partnerschaftlich mit den Kammern, der Agentur für Arbeit, Bildungsträgern und weiteren Institutionen zusammen und haben einen guten Überblick, was in Bremen möglich ist“, sagt Ferber. „Wir hören zu und finden heraus, wo der Bedarf ist. Dann vermitteln wir das Unternehmen an den richtigen Partner. Manche brauchen Hilfe, um den Qualifizierungsbedarf überhaupt zu definieren. Andere sind schon weiter und suchen gezielt Angebote in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Beruf und Familie.“

Schnittstelle zwischen den Akteuren

Die von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa geschaffene Landesagentur ist ein Modellprojekt und wird von INBAS, dem Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, umgesetzt. Das Projekt wird im ersten Schritt für drei Jahre aus Mitteln des Landes und des Europäischen Sozialfonds Plus gefördert. „Wir sind die Schnittstelle zwischen den Akteuren“, sagt Ferber. „Wir arbeiten wie ein Scharnier und verstehen uns als Anlaufstelle für alle Fragen zur beruflichen Weiterbildung in Bremen. Wir bündeln das Wissen eines Arbeitsmarktes in der Transformation, identifizieren im Dialog Handlungsbedarfe und gehen diese partnerschaftlich an.“ Dabei agiert die LabeW zentral, unabhängig und kostenlos. „Wer zu uns kommt, muss erst einmal nichts mitbringen außer Interesse und die Bereitschaft, mit uns zusammen zu arbeiten, um den Qualifizierungsbedarf seines Unternehmens zu erkennen und zu erfüllen.“

Ferber weiß, dass das Thema Weiterbildung durchaus mit verschiedensten Gefühlen verbunden sein kann. „Grundsätzlich wollen sich die Unternehmen entwickeln und sie wollen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut versorgen. Aber manche zögern, un- oder angelernte Beschäftigte weiter zu qualifizieren aus Angst, dass sie dann in ein anderes Unternehmen wechseln. Dabei ist meist das Gegenteil der Fall und die Belegschaft weiß die Entwicklung zu schätzen.“

Für mehr Sicherheit und Beständigkeit : Nachqualifizierung zur Externenprüfung (NQE)

Die Beratung von un- oder angelernten Menschen ist die zweite Säule der Landesagentur. Sie bietet Personen mit Berufserfahrung aber ohne formalen Berufsabschluss die Möglichkeit, diesen über eine Externenprüfung nachzuholen. Die LabeW betreut dabei im gesamten Verlauf der Nachqualifizierung, organisiert berufsbezogene Kompetenzfeststellungen, bestimmt Nachqualifizierungsbedarfe und unterstützt bei der Prüfungszulassung und -anmeldung.

Die Nachqualifizierung zur Externenprüfung (NQE) hat Dimitri Schönemann erfolgreich genutzt: Er hat seine nachgeholte Abschlussprüfung zum Kaufmann im Einzelhandel mit der Note 1 bestanden. „Das war ein absolutes Erfolgserlebnis für mich“, sagt Schönemann. „Ich hatte ja vorher schon viele Erfahrungen gemacht und in der Praxis gelernt. Durch den offiziellen Berufsabschluss fühle ich mich jetzt viel sicherer. Vor allem auch, weil ich noch mal viel dazu gelernt und dieses Wissen besser strukturiert habe.“ Gerade die rechtliche Handhabung kaufmännischer Prozesse hat sich bei ihm verfestigt. „Zum Beispiel kenne ich jetzt den Unterschied zwischen Gewährleistung und Garantie.“

Schönemann hatte nach seinem Abitur Wirtschaftsingenieurwesen studiert, aber das Studium nicht beendet. Danach hat er unter anderem als Service- und Montagehilfe bei einem Küchenbauer gearbeitet, später im Verkauf. Aber er musste häufig die Arbeitsstelle wechseln – meistens waren wirtschaftliche Notlagen der Firmen die Ursache und als Mitarbeiter ohne Berufsabschluss war Schönemann einer der ersten, die gehen mussten. „Bei der letzten Kündigung wurde mir mulmig und ich wollte mehr Sicherheit und Beständigkeit für meine Zukunft.“ Über die Agentur für Arbeit wurde er auf die NQE aufmerksam und rief bei der LabeW an. Schönemann erfüllte die Voraussetzungen für die NQE und begleitet von der Landesagentur meldete er sich für den viermonatigen Vorbereitungskurs und die Abschlussprüfung an. Die Kosten waren über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gedeckt. Mit seinem Berufsabschluss in der Tasche befindet er sich nun in der Bewerbungsphase.

Angebote werden besser wahrgenommen

Ob Unternehmen oder Einzelperson, die Beratung und Begleitung durch die Landesagentur für berufliche Weiterbildung ist auch aus Sicht der Handelskammer ein wichtiger Baustein für den Arbeitsmarkt. „Die Landesagentur trägt dazu bei, die Weiterbildung in Bremen voranzubringen“, sagt Michael Zeimet, Leiter des Geschäftsbereiches Aus- und Weiterbildung. „Durch ihre Arbeit erreichen die Angebote und Fördermöglichkeiten auch tatsächlich die Menschen und Unternehmen, die sie brauchen. Auch Beschäftigte, die bereits in Arbeit sind, müssen sich immer stärker darum kümmern, dass ihre Qualifikationen auf dem aktuellen Stand sind. Die Bündelung der Ansprechpartner und die persönliche Beratung können dabei eine große Unterstützung sein.“

Informationen
www.labew-bremen.de