Kaffee im Blut

Die Gollücke & Rothfos GmbH importiert rund 15 bis 20 Prozent des Kaffees, der in Deutschland konsumiert wird. Geschäftsführer Bastian Fülles, der das Unternehmen in dritter Generation leitet, sieht die Bundesrepublik als besonders innovativen Kaffeestandort und erklärt, warum der faire Handel zum Standard geworden ist.

Die Deutschen gelten als Volk der Biertrinker, aber ein anderes Getränk steht bei ihnen deutlich höher im Kurs: Mit 168 Litern pro Kopf lag der Kaffeekonsum im Jahr 2020 fast doppelt so hoch wie der des Biers und auch wesentlich höher als der des Mineralwassers. Jede fünfte Tasse wird dabei mit Bohnen gekocht, die von der Bremer Traditionsfirma Gollücke & Rothfos importiert wurden. Als Teil der Schweizer Volcafé-Gruppe ist sie in ein globales Netzwerk eingebunden, das in fast allen Ursprungsregionen des Kaffees vertreten ist – und zwar nicht nur als Gast, sondern mit beiden Beinen: „Wir arbeiten nicht nur im Ursprung, wir leben im Ursprung“, betont Geschäftsführer Bastian Fülles. Der 36-Jährige führt das Unternehmen bereits in dritter Generation – „Durch meine Adern fließt mehr Kaffee als Blut“, sagt er.

Die Nähe zu den Produzenten ist für Fülles ein essenzieller Faktor, um dauerhaft hohe Qualität anbieten zu können. Dazu gehört es auch, die Farmer in ihrer Profitabilität zu stärken, um eine vertrauensvolle Partnerschaft aufzubauen. „Der Markt ist mittlerweile so transparent, dass jeder Produzent die Möglichkeit hat, seine Ware anderswo zu verkaufen.“

Gollücke & Rothfos, vor genau 100 Jahren gegründet, sei sehr an einer langfristigen Zusammenarbeit und stabilen Lieferketten interessiert. Fülles hat selbst seine Karriere vor Ort in den Anbaugebieten gestartet – zunächst drei Jahr in Uganda, dann vier Jahre in Peru. „Kaffee können Sie nicht studieren“, sagt er. „Kaffee können Sie nur dort erleben, wo er wächst. Sie verstehen dann auch, was die Probleme der Menschen sind und was es für eine Familie bedeutet, eine ganze Ernte zu verlieren.“ Volcafé unterstützt die Produzenten nicht nur in solchen Fällen, sondern arbeitet strukturell mit 43.000 Farmern zusammen, um deren Ertragsgrundlage und gleichzeitig die Produktqualität zu sichern. Dafür beschäftigt das Unternehmen weltweit 250 Agronomen und betreibt in Amsterdam eine Nachhaltigkeitsabteilung.

Gollücke & Rothfos ist eine von 23 Tochtergesellschaften der Volcafé-Gruppe und bearbeitet exklusiv den deutschen Absatzmarkt. Das Unternehmen beliefert sowohl die großen Anbieter wie Aldi, Darboven, Jacobs, Melitta und Tchibo als auch viele kleine Röstereien. „Wir sind das Bindeglied zwischen Produzent und Röster“, sagt Fülles. „Deswegen sagen wir auch: Kaffee ist Kommunikation, Kaffee verbindet Kulturen.“

Diese Kommunikation sei in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, denn der sprunghaft gewachsene Markt der Spezialitätenröster habe dafür gesorgt, dass auch die Verbraucher die Herkunft und Verarbeitung ihres Kaffees wesentlich mehr hinterfragten als früher. Gollücke & Rothfos versorgt seine Kunden daher mit Informationsmaterialien, „damit auch der Barista im Coffee Shop den Gästen erklären kann, wo sein Kaffee herkommt“, so Fülles. Der Trend zur Nachhaltigkeit und zur Entwicklung von Kaffeespezialitäten sei inzwischen längst auch bei den großen Anbietern angekommen, sagt er. „Der deutsche Markt ist ein sehr innovativer Markt.“ Und Bremen sei das Zentrum dieses Marktes mit vielen „Hidden Champions“. „Das ist etwas, worauf wir stolz sein können“, betont Fülles.