Japan: Gute Marktchancen für norddeutsche Unternehmen

Eine Delegationsreise unter Leitung der Handelskammer zeigte vielfältige Chancen zur Kooperation mit japanischen Unternehmen und Institutionen auf – insbesondere in Feldern mit großem Innovationspotenzial wie Wasserstoff, Raumfahrt und Recycling.

Der Einstieg in den japanischen Markt gilt als mühsam: Die Kontakte müssen oft längere Zeit reifen und die Ansprüche der japanischen Geschäftspartner an die Qualität der Produkte und Dienstleistungen sind hoch. Gerade diese besondere Erwartungshaltung an ausländische Zulieferer ist es jedoch, die den Bremer und Bremerhavener Unternehmen in die Karten spielen kann, denn die deutsche Wirtschaft ist noch immer für überdurchschnittliche Qualität bekannt. Hinzu kommt, dass der japanische Markt sich durch den Abschluss des Freihandelsabkommens 2019 bereits spürbar geöffnet hat. „Diese Chancen müssen wir nutzen“, betonte Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht bei der Vorstellung der Ergebnisse einer Delegationsreise, die er vom 2. bis 10. September geführt hatte.

Die Reise, die von der Handelskammer Bremen organisiert wurde, beinhaltete Besuche in den japanischen Städten Tokio, Osaka, Kobe und Kyoto. Politisch wurde die 30-köpfige Delegation von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt begleitet; als Kooperationspartner waren die Handelskammer Hamburg, die Oldenburgische IHK und die IHK für den Elbe-Weser-Raum dabei.

Japan und Deutschland haben laut Dubbers-Albrecht eine vergleichbare kulturelle und wirtschaftliche Prägung, die für eine engere Zusammenarbeit interessant sei. „Insgesamt will Japan die Herausforderungen der Zukunft konstruktiv annehmen“, sagte er. „Es herrscht ein gesellschaftlicher Konsens, das Land mit der Bereitschaft zur Leistung und mit Freude an der Arbeit gemeinsam voranzubringen. Das haben wir auf unserer einwöchigen Reise deutlich wahrgenommen.“

Enge Kooperation mit der Stadt Kobe geplant

Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt wertete die Gespräche zu den Themen Wasserstoff und Raumfahrt als besonders vielversprechend für zukünftige Kooperationen. Bereits jetzt liefere beispielsweise das Bremer Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) einzelne Komponenten für japanische Projekte, während japanische Experten schon Experimente im ZARM durchgeführt hätten, berichtete sie.

Ein Höhepunkt der Reise war aus Vogts Sicht darüber hinaus der Besuch in der Stadt Kobe, die angesichts ihrer Größe, Wirtschaftsstruktur und Herausforderungen viele Parallelen zu Bremen aufweise. Auch dort spielten beispielsweise die Häfen, die Luft- und Raumfahrt, die künstliche Intelligenz und die Dekarbonisierung der Industrie wichtige Rollen. „Auf der politischen Ebene haben wir gesagt, das ist hochspannend“, so Vogt. „Wir wollen die Kontakte weiter nutzen.“ Schon Ende September würden fünf Unternehmen aus Kobe anlässlich der Wasserstoffmesse „Hydrogen Technology Expo“ in Bremen zu Besuch sein: „Da reden wir nicht nur über Kooperationen, sondern sind mittendrin.“

„Japan wieder auf die Landkarte nehmen“

Den Teilnehmenden der Delegationsreise fiel in Japan die überall wahrnehmbare Technologieoffenheit sehr positiv auf. Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger: „Im Energiesektor hat Japan technologisch viel zu bieten. Das Land hat sich beispielweise früh auf Wasserstofftechnologie konzentriert und ist bei der Integration von Solarzellen, Feststoffbatterien und Brennstoffzellen bereits sehr weit.“ Das Biotechnologiecluster in Kobe sei ebenfalls eine Erfolgsgeschichte, die man weiter aufmerksam verfolgen sollte.

Während der Reise gab es konkrete Gespräche der Delegationsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit japanischen Unternehmen in den Bereichen Nahrungsmittelwirtschaft, Recycling, Transport und Logistik sowie Energie und Wasserstoff. Dr. Fonger sagte, er könne in Asien tätigen Unternehmen „dringend raten, Japan wieder auf die Landkarte zu nehmen“. Die dortige Auslandshandelskammer habe sich dabei als leistungsfähiger Partner gezeigt.

Potenzial beim Recycling knapper Rohstoffe

Aus Unternehmensperspektive berichtete Peter Hoffmeyer, Aufsichtsratsvorsitzender der Nehlsen AG und 1. Vorsitzen-der der Metropolregion Nordwest, von seinen Erkenntnissen aus der Reise. „Japan hat in Sachen Wasserstoff einiges vorzuweisen und wir konnten uns in der Stadt Kobe an dem neuen Kawasaki-Wasserstoff-LNG/Methan-Blockheizkraftwerk eine innovative Energieerzeugungslösung ansehen. Der pragmatische Ansatz der japanischen Firmen hat mich beeindruckt und Ideen für bremische Lösungen in diese Richtung geweckt.“

In Japan werde nicht erst diskutiert, ob Wasserstoff grün oder grau sei – ob er also vollständig klimaneutral produziert werde. Dort werde sofort an technologischen Lösungen gearbeitet, die für eine umfassende Nutzung dieser Energiequelle noch benötigt werden. „Da wird nicht nur drüber geredet, sondern gesagt ‚Wir machen das und sehen, wie es geht‘“, so Hoffmeyer. „Im Sinne des technologischen Fortschritts ist das ein Musterbeispiel.“

Ein weiteres spannendes Thema seien Maßnahmen gegen die Rohstoffknappheit gewesen. Eine zentrale Fragestellung dabei: Wie können Rohstoffe, die beispielsweise in Form von Autos exportiert wurden, wieder zurückgeholt und in neuen Produkten verwertet werden? In diesem Bereich bestehe großes Interesse, gemeinsame Lösungen zu entwickeln.

Gute Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft

Senatorin Vogt wertete die gemeinsame Delegationsreise nach Japan – wie auch die Reise nach Norwegen im vergangenen Jahr – als großen Erfolg. „Ich glaube, wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass Politik und Wirtschaft gut zusammenarbeiten“, betonte sie. „Das ist gerade im Ausland sehr wichtig.“