Januargesellschaft: Aufruf zu mehr Rationalität und Pragmatismus

Am 8. Januar versammelten sich aktuelle und ehemalige Plenarmitglieder der Handelskammer mit Gästen im Schütting. Präses Eduard Dubbers-Albrecht rief in seiner Rede zu Mut und Optimismus auf.

Zu Beginn des Jahres 2024 ringt die Welt weiterhin mit den gleichen Problemen wie zu Beginn des vergangenen Jahres: der Klimawandel, der Ukraine-Krieg, die stagnierende Wirtschaftsentwicklung und die Gefahr der Deindustrialisierung Deutschlands aufgrund von hohen Kosten und Auflagen zählen zu den Brennpunkten, die bereits bei der Januargesellschaft 2023 diskutiert wurden. Hinzu gekommen ist der Krieg in Nahost, der mit einer weiteren Vergiftung des politischen Klimas einhergegangen ist. Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht plädierte in seiner Rede vor der Januargesellschaft dennoch dafür, mit Mut und Optimismus in das Jahr zu starten. Dieser sei durchaus gerechtfertigt, sofern wieder mehr Realismus in die Politik und in die öffentlichen Debatten einkehre.

Das Ziel: Einfache, nachvollziehbare Regelungen mit guter Wirkung

Dubbers-Albrecht zitierte eine DIHK-Resolution aus dem vergangenen November: „Die Unternehmen werden in der Breite nur dann wieder mehr Vertrauen in die Politik gewinnen, wenn positive Veränderungen in der Praxis ankommen – schnell und konkret. Dabei geht es zunächst um mehr Vertrauen in die Eigeninitiative. Vor allem sollten sich die politisch Handelnden von der Vorstellung befreien, alles bis ins Kleinste regeln zu wollen. Die Königsdisziplin guter Politik sind einfache, nachvollziehbare Regelungen mit guter Wirkung in der Praxis.“ Diese Aussage treffe „voll ins Schwarze“, so Dubbers-Albrecht.

Ein Beispiel dafür, wie sich durch pragmatischeres Herangehen eine gute Lösung erzielen lasse, sei die Umstellung der Stahlwerke Bremen auf klimafreundliche Energien. Angesichts der Tatsache, dass grüner Wasserstoff in absehbarer Zeit nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen werde, sei es sinnvoll, zunächst auf Erdgas zu setzen, das bereits zu CO2-Einsparungen in Höhe von 65 Prozent führen würde. Dies sei jedoch politisch nicht gewollt.

Subventionen sind nicht die Lösung

Ein weiteres Beispiel seien die Energiepreise. Der dringend erforderliche Ausbau der erneuerbaren Energien werde Zeit in Anspruch nehmen, daher habe die DIHK pragmatische Vorschläge gemacht, wie sich die Kosten senken ließen, ohne den Industriestrompreis „auf 6 Cent herunterzusubventionieren“.

Auch im Verhältnis zu China sieht der Präses die Chance, mit Realismus mehr zu erreichen. In Bremen liege China sowohl beim Export als auch beim Import wertmäßig an zweiter Stelle. Ein „Decoupling“ von China komme daher nicht infrage. „Aber wir wissen um die Risiken, machen uns nicht allein von China abhängig, suchen nach Ergänzungen zum chinesischen Markt“, so Dubbers-Albrecht. „Dieses Vorgehen nennt man bekannterweise ‚Derisking‘.“

In der Debatte über öffentliche Haushalte fehlt dem Präses oft ein besonders pragmatisches Wort: Sparen. „Nach meinem Verständnis haben wir bei rekordverdächtigen Steuereinnahmen kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem“, betonte Dubbers-Albrecht. „Ja, es sollten jetzt einige Subventionen gestrichen werden. Vielleicht sogar viele. Der Aufschrei der jeweils betroffenen Branchen wird riesig sein. Denken Sie nur an die Proteste der Landwirte. Müssen wir aber nicht alle umdenken und schauen, dass wir ohne staatliche Subventionen auskommen? Das wäre auch eine Zeitenwende!“

„Das Glück ist mit den Mutigen“

Die Handelskammer Bremen setze sich auf vielfältige Weise dafür ein, dass der Optimismus auch für dieses Bundesland weiter gerechtfertigt sei, so der Präses. Als Beispiele aus der Arbeit der Handelskammer nannte er den Normenkontrollantrag gegen den Ausbildungsfonds, den runden Tisch für mehr Sicherheit und Sauberkeit in der Innenstadt sowie das Mitwirken an der Initiative „Zukunft Standort Deutschland – unser Zukunftsbild für Deutschland“.

Das Glück sei mit den Mutigen, zitierte er den Dichter Virgil, und in diesem Sinne könnten Unternehmer für das Glück sorgen. „Lassen Sie uns gemeinsam Realismus, Rationalität und Pragmatismus einfordern und gleichzeitig mit Mut und Optimismus die Zukunft anpacken“, forderte der Präses die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Januargesellschaft auf.

Die Januargesellschaft

Im Januar jedes Jahres treffen sich die Mitglieder der Wittwen- und Statutenkasse der Handelskammer zur historischen Januargesellschaft im Haus Schütting, dem traditionellen Jahresauftakt. Als eine der ältesten Tischgesellschaften der Welt geht der Brauch ursprünglich auf die „Große Kaufmannskost“ des Jahres 1549 zurück. Heute ist es eine Veranstaltung der 1774 gegründeten Wittwen- und Statutenkasse. Ihr ursprünglicher Zweck war einerseits die finanzielle Unterstützung Hinterbliebener von verstorbenen Plenarmitgliedern und andererseits die Finanzierung der Tischgesellschaften und anderer Veranstaltungen in der Handelskammer. Die Januargesellschaft wird ausschließlich aus den Erträgen der „Statutenkasse und Konvent der Handelskammer“ finanziert und nicht aus dem Budget der Handelskammer. Zahlende Mitglieder der Kasse sind die amtierenden und früheren Mitglieder des Plenums der Handelskammer sowie die Syndici der Kammer.