Jahresbericht 2021: Zwischen Zuversicht und Besorgnis

Die bremische Wirtschaft ist weiterhin mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie beschäftigt und stellt sich auf erhebliche Folgen durch die russische Invasion in der Ukraine ein.

Ende 2021 schien es noch so, als sei die Corona-Pandemie die größte Herausforderung für die bremische Wirtschaft. Steigende Energie- und Rohstoffpreise, gestörte Lieferketten und zunehmender Fachkräftemangel waren große wirtschaftliche Hemmnisse. Dennoch zeichnete sich im vergangenen Jahr zumindest in einigen Branchen eine leichte Erholung ab. Entsprechend zuversichtlich endete der Jahresbericht 2021 der Handelskammer Bremen, der am 1. März 2022 von Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht und Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger vorgestellt wurde.

Krieg in der Ukraine: Gravierende Folgen
Doch nun kommt der Krieg in der Ukraine hinzu. Noch seien die wirtschaftlichen Folgen insgesamt nicht absehbar, aber: „Probleme werden sich in der Energieversorgung, durch Sanktionsrückwirkungen von Lieferkettenunterbrechungen oder durch den Ausfall von Produktionsstätten ergeben“, so Präses Eduard Dubbers-Albrecht. „Dieser Krieg ist eine Gefahr für die europäische Friedens- und Sicherheitsordnung, auf deren Basis wir bisher erfolgreich wirtschaften. Deutsche Unternehmen gehören bislang zu den aktivsten ausländischen Investoren in Russland, wenngleich mit deutlich nüchternerer Betrachtung ihrer Perspektiven in den letzten Jahren.“

Rund 130 Bremer Unternehmen seien in regelmäßigen Handelsbeziehungen mit Russland, 36 seien mit eigenen Niederlassungen oder Tochtergesellschaften in Russland vertreten. Das Exportvolumen der bremischen Wirtschaft nach Russland liegt bei rund 350 Millionen Euro. „Es wird im Export zu Ausfällen kommen“, sagte Präses Eduard Dubbers-Albrecht. „Aber gravierender werden die Folgen im Import zu spüren sein. Dabei geht es um den Import insbesondere von Rohstoffen wie Kohle, Gas und Erdöl mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr.“ Trotzdem stellte der Präses klar: „Der russische Einmarsch in die Ukraine ist verantwortungslos und verstößt eklatant gegen das Völkerrecht. Unsere Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine. Aber wir müssen uns im Klaren sein, Sanktionen treffen auch denjenigen, der die Sanktionen veranlasst. Auch wir in Deutschland werden unter den Auswirkungen der Sanktionen zu leiden haben.“

Wirtschaftliche Stabilität maßgeblich für die Zukunft
Dabei hatte sich im vergangenen Jahr die Wirtschaft im Land Bremen nach dem corona-bedingten Einbruch im Jahr 2020 gerade etwas erholt. In der ersten Jahreshälfte stieg das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt in Bremen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +1,2 Prozent. Damit war die wirtschaftliche Dynamik im Land Bremen deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt (+2,9 Prozent).

„Die in der zweiten Jahreshälfte 2021 wieder stark ansteigenden Inzidenzzahlen und die damit verbundenen Einschränkungen insbesondere für ohnehin stark betroffene Bereiche wie Hotellerie, Gastronomie, Teile des Einzelhandels sowie die Tourismus- und Veranstaltungswirtschaft bedeuteten für viele Unternehmen unverändert große Probleme“, sagte Präses Eduard Dubbers-Albrecht. Er betonte, dass trotz der anhaltenden Pandemie in Bremen und Bremerhaven entschlossen daran gearbeitet werden müsse, die Weichen für eine zukunftsorientierte Entwicklung des Bundeslandes zu stellen: „Mehr denn je müssen diese Entscheidungen auf wirtschaftliche Robustheit angelegt sein. Die aktuelle Krise in der Ukraine führt uns deutlich vor Augen, dass wirtschaftliche Stabilität und sichere Energieversorgung in der kommenden Zeit maßgeblich sein werden für die Zukunft unseres Landes.“

Wirtschaftliche Hemmnisse, robuster Arbeitsmarkt
Neben dem Fachkräftemangel nannte Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger die nach wie vor bestehenden Lieferengpässe sowie die starken Preissteigerungen als größte Hemmnisse für die Wirtschaftsentwicklung 2022: „Die pandemiebedingten Einschränkungen und die weiterhin bestehenden Lieferengpässe werden einen konjunkturellen Aufschwung weiterhin verzögern. Hinzu kommen die rasant steigenden Preise für Energie und Rohstoffe, die durch den Krieg in der Ukraine weiteren Schub erhalten.“

Erfreulich robust erwies sich in der Pandemie der Arbeitsmarkt. Nach einem nur leichten Rückgang der Beschäftigung im Jahr 2020 stieg 2021 die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs bis Ende Juni um +1,2 Prozent. Der Beschäftigungsstand lag damit sogar um +0,7 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Die Zahl der Arbeitslosen ging im Land Bremen im Dezember 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um -11,4 Prozent zurück, die Arbeitslosenquote sank im selben Zeitraum um -1,2 Prozentpunkte auf 9,9 Prozent und lag damit nur knapp über der Quote des entsprechenden Vorkrisenzeitraums. „Dieses Zahlen machen deutlich, wie gut in der Pandemie die Wirtschaftshilfen und das Instrument der Kurzarbeit gegriffen haben. Es wird jetzt aber wichtig sein, dass wir möglichst bald wieder in einen normalen Zustand übergehen“, sagte Dr. Matthias Fonger. „Staatliche Unterstützung darf nicht zu einem dauerhaften Instrument werden.“

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