Interview Sabine Röseler

Welchen Beitrag leisten sie zur Bewältigung der Krise und wie muss sich die Gesundheitswirtschaft weiterentwickeln, um künftig besser gewappnet zu sein?
Sabine Röseler, Geschäftsführerin der Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V., nimmt Stellung.

Welchen Beitrag leistet Ihr Haus/Ihre Organisation zur Bewältigung der Covid-19-Krise?

Die aktuelle Krise zeigt, dass ausreichende personelle Ressourcen ein zentrales Nadelöhr in der Bekämpfung der Pandemiefolgen darstellen. Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. unterstützt die Branche seit vielen Jahren in Niedersachsen und Bremen bei der Behebung des Fachkräftemangels: durch Veranstaltungen und Fortbildungen zum Thema attraktive Arbeitgebermarken, durch Aufklärung von jungen Menschen in der Berufsfindungsphase zum Pflegeberuf und durch Unterstützung von ländlichen Gemeinden in der hausärztlichen Praxisnachfolge. Zugleich haben unsere Netzwerkverbindungen dazu beigetragen, die anfängliche Not in Sachen Schutzmasken zu mildern. Als der Markt überschwemmt wurde durch dubiose Masken-Anbieter, hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, sich z.B. über den Verein gut zu kennen, um im Notfall vertrauensvoll zu kooperieren.

Wie muss sich die Gesundheitswirtschaft weiterentwickeln, um für pandemische Krisen gewappnet zu sein?

Die Krise hat die Stärken unseres Systems offenbart, aber auch transparent gemacht, was intern bereits lange kritisch diskutiert wird. Die digitale Transformation ist bislang – oft wegen Investitionsrückstaus in den Einrichtungen – noch nicht ausreichend umgesetzt worden. In den ländlichen Räumen wird sie zudem durch mangelnde Breitbandabdeckung behindert. Und weil gesundheitliche Versorgung nicht nur in der Pandemie Arbeitskräfte braucht, muss dem Personalmangel in der Pflege und Ärzteschaft durch Stärkung der Arbeitgeberattraktivität begegnet werden. Systemrelevanz muss sich auszahlen und nicht nur sporadisch in der Krise verbale Wertschätzung erfahren. Und schließlich: Pandemien kennen weder nationale noch sektorielle Grenzen, deshalb muss die sektorenübergreifende Zusammenarbeit durch Kooperation gestärkt werden. Um es in Anlehnung an Thorsten Dirks zu sagen: „Wenn sie eine unzureichende Vernetzung digitalisieren, dann haben sie eine unzureichende digitale Vernetzung.“ Für all dies hat sich der Verein bereits vor der Pandemie eingesetzt und wird dies auch weiterhin tun.