Hochkarätige Referentinnen und Referenten aus Deutschland und der Schweiz boten am 22. Juni in der Handelskammer umfassende Informationen und Anregungen für Industrie-Unternehmen, die sich neue Technologien stärker zunutze machen möchten. Einen Schwerpunkt bildete dabei auch das Thema Künstliche Intelligenz.
Die vielfältigen Herausforderungen, vor denen Unternehmen heute stehen, sind bekannt: Fachkräftemangel, Energiewende, Klimawandel, digitaler Wandel und die Veränderungen
der globalen Lieferketten. Dynamisch entwickelt sich jedoch das Spektrum an möglichen Lösungen – regionale Innovationsökosysteme, digitale Technologien, spezialisierte Outsourcing-Partner und eine kluge Personalpolitik zählen zu den wichtigsten Bausteinen. Welche Potenziale diese Themen aktuell für jedes Unternehmen konkret bieten, erörterten die Experten und Teilnehmenden der Veranstaltung „Quo vadis, Industriestandort Deutschland? Wie der industrielle Mittelstand trotz knapper
Ressourcen seine Innovationskraft erhalten kann“ am 22. Juni im Haus Schütting.
Handelskammer-Vizepräses Christian Freese wies in seiner Begrüßung auf die tragende Rolle des industriellen Mittelstands für den Wohlstand in Deutschland hin. Im Bundesland Bremen sei dabei die Exportquote von fast 70 Prozent ein besonders wichtiger Faktor. Um diese Stellung auf den Weltmärkten halten zu können, müssten Unternehmen kontinuierlich ihre Innovationskraft stärken.
Künstliche Intelligenz auf dem Weg in die Unternehmenspraxis
Eine besondere Rolle spielt dabei zurzeit das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Prof. Frank Kirchner, Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen, ordnete zunächst den aktuellen Hype in seinen historischen Zusammenhang ein. Die Technologie habe in den letzten Jahren zwar einen großen Sprung gemacht, basiere aber immer noch auf den Grundlagen, die von Wissenschaftlern wie Alan Turing und Noam Chomsky bereits Mitte des letzten Jahrhunderts gelegt wurden. Roboter könnten mittlerweile erstaunliche Fähigkeiten demonstrieren wie das aufrechte Gehen auf einem verschneiten Waldboden, allerdings seien sie im Kern weiterhin nicht intelligent: „Der Roboter hat keine Ahnung, was er da gerade getan hat.“
Dennoch befinden sich KI und Robotik laut Kirchner inzwischen in einem Stadium, das umfangreiche Anwendungen in Wirtschaft und Gesellschaft ermöglicht. Bei VW seien beispielsweise bereits Roboter im Einsatz, die nicht – zur Sicherheit der Arbeitskräfte – in Käfigen ihre Aufgaben verrichten müssen, sondern in direkter Interaktion mit Menschen tätig sein können. Das DFKI habe auch Roboter entwickelt, die Astronauten bei der Arbeit unterstützen. Unterwasserfahrzeuge mit DFKI-Technologie können Ölpipelines oder Kabel inspizieren. Nicht zuletzt ist das Institut auch im Gesundheitsbereich aktiv, beispielsweise bei der Entwicklung von Exoskeletten, die vor allem Schlaganfallpatienten helfen sollen, sich wieder selbstständiger zu bewegen.
Data Sharing und digitale Geschäftsmodelle auf dem Programm
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung stellten Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen bewährte Strategien zu Themen wie „Digitale Geschäftsmodelle“ und „Data Sharing“ vor. Am Nachmittag standen moderierte Workshops und die Möglichkeit der Besichtigung zweier digitaler „Modellfabriken“ auf dem Programm.
Die Informations- und Netzwerkveranstaltung wurde von der Handelskammer Bremen in Kooperation mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Bremen-Oldenburg angeboten, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird.