Jan-Oliver Buhlmann hat mit der Buhlmann Group bereits in sechs Start-ups investiert, davon vier in Bremen und eins in Oldenburg. Die dAImension GmbH mit Geschäftsführer Maik Daniel Klause hat es sich zum Ziel gesetzt, Künstliche Intelligenz für Unternehmen leichter nutzbar zu machen.
Die Aufgabenstellung hört sich zunächst nicht so schwierig an: Rohrlängen automatisch vermessen. Dennoch blieb sie bis jetzt für viele Einsatzszenarien ungelöst, weil die Lichtverhältnisse in Lagerhallen schwierig sind und die glänzenden Oberflächen zusätzlich die optischen Messgeräte verwirren. Als Jan-Oliver Buhlmann, CEO der Buhlmann Group, sich mit dem Gründungsteam des KI-Start-ups dAImension unterhielt, war er daher zunächst skeptisch, dass es eine Lösung findet. „Ich habe ihnen gesagt, dass schon viele andere mit viel Geld versucht haben, das zu machen. Aber die meinten: ‚Ach, das kriegen wir schon hin.‘ Und sie haben es hingekriegt.“
Die KI-basierte Bilderkennung zur Vermessung von Rohren wird inzwischen an allen Buhlmann-Standorten bundesweit ausgerollt. Anschließend soll sie auch an andere Unternehmen vermarktet werden. Darüber hinaus sind weitere Anwendungen geplant: „Die Software kann deutlich mehr als nur das Thema Rohre“, so Buhlmann. dAImension hat zwei weitere geschäftliche Schwerpunkte entwickelt, die das Unternehmen zurzeit vorantreibt. Das eine ist die Nutzung von KI zum Aufbau deutlich effizienterer Wissensmanagementsysteme, das andere ist eine Data Engine, die als Grundlage von KI-Systemen dient.
Die gelungene Zusammenarbeit hat die Buhlmann Group von einer Beteiligung an dAImension überzeugt. „Wir haben eine Finanzierung gesucht“, sagt der Gründer des Start-ups, Maik Daniel Klause, „zum Beispiel, um Server anzuschaffen und die Software lokal hosten zu können. Technisch war es für uns der richtige Moment, um zu skalieren.“ Der Kontakt zu Buhlmann kam über den Investor Stefan Bellinger zustande, der in der Bremer Start-up-Szene tief verankert ist und ebenfalls Interesse an einer Beteiligung hatte. „Wir wollten uns an ein Unternehmen anschließen, um Momentum zu bekommen“, sagt Klause.
Seine beiden Mitgründer entschieden sich an diesem Punkt für andere Lebenswege, sodass der Informatiker einen neuen Partner mit Kompetenzen im wirtschaftlichen Bereich suchte. Dieser wurde in der Buhlmann Group gefunden: Marco Steffes ist als Co-Geschäftsführer vor allem für den Vertrieb verantwortlich. „Wir haben uns bewusst für einen jungen Mann entschieden, der auch einen gewissen Drive mitbringt“, sagt Jan-Oliver Buhlmann. „Uns war wichtig, dass der Start-up-Charakter nicht verloren geht.“
Diese Haltung zieht sich generell durch seine Investitionsphilosophie. Er selbst und seine Firma seien zur Stelle, wenn sie gerufen werden, aber sie würden sich den Start-ups nicht aufdrängen, sagt er. So habe beispielsweise ein Start-up um Unterstützung beim Vertrieb gebeten, ein anderes habe die Rechtsabteilung der Gruppe genutzt, um über Verträge zu schauen und bei einer Reklamation zu helfen.
„Wenn andere Unternehmer mich fragen, worauf man achten sollte, gebe ich ihnen mit: Abgesehen von den Zahlen und dem Gründer-Team ist es ganz wichtig, dass man das Start-up nicht erschlägt durch seine eigenen Gedanken oder durch seine eigenen bürokratischen Prozesse“, so Buhlmann. „Die Gründer sollen schon ihren eigenen Weg gehen, denn sonst – auf uns bezogen – buhlmannisiere ich sie.“
Die Buhlmann Group hat inzwischen in sechs Start-ups investiert, darunter auch die Bremer Unternehmen Syniotec und Flexality. Das Engagement erfolgt dabei weitgehend branchenunabhängig. „Meine primäre Triebfeder ist es, ein Ökosystem zu unterstützen, das die Innovationsfähigkeit der Region Bremen-Bremerhaven erhöht und uns damit auch eine größere Attraktivität gibt als Bundesland“, sagt der CEO. Der Start-up-Standort Bremen habe sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und müsse nun „Kurs halten und nicht nachlassen“. Er wünscht sich, dass mehr Unternehmen die Start-up Factory (s. S. 22-25) mit finanziellen Mitteln unterstützen. „Die Factory hilft ihnen dabei, sich im Bereich der Start-ups zu bewegen. Sie wird die Wünsche der Unternehmen konkret aufnehmen können: Was interessiert mich denn als Unternehmen? Will ich Erstkunde sein, will ich investieren, möchte ich einfach nur innovative Menschen kennenlernen? Um dann zielorientiert die gewünschten Dinge mundgerecht aufzubereiten und zu servieren.“
Grundsätzlich hält Buhlmann es für sinnvoll, dass sich „noch viel mehr Unternehmerinnen und Unternehmer mit dem Thema Start-ups beschäftigen. Ich glaube, dass sehr stark unterschätzt wird, wie viel Wertvolles man gewinnen kann. Alleine schon, sich mit den jungen Leuten auf einer Pitch Night auszutauschen und zu sehen, welche Dynamik da ist, welche Ideen die haben. Das sind völlig problemlösungsorientierte Menschen. Die müssen mit wenig Geld viele Herausforderungen meistern.“
dAimension-Geschäftsführer Klause ist ebenfalls davon überzeugt, dass diese Zusammenarbeit von etablierten Unternehmen mit Gründerinnen und Gründern den Standort stark aufwertet. „Investoren wie Herr Buhlmann und Herr Bellinger sind für das ganze Ökosystem sehr gut“, betont er. „Hier passiert viel mehr als vor ein paar Jahren; die Qualität ist deutlich gestiegen.“
Bild oben:
V.l.: Jan-Oliver Buhlmann, CEO der Buhlmann Group, mit Maik Daniel Klause und Marco Steffes, beide Geschäftsführer der dAlmension GmbH.
Foto: Jörg Sarbach