Innovationskanal von den Unis in die Unternehmen

Neues Konzept für die „Future Concepts Bremen“: Das Projekt, das mittelständische Unternehmen und engagierte Studierende zusammenführt, soll in Kooperation mit dem Digital Hub Industry zu einer umfassenden Plattform für Innovationen heranwachsen.

Bereits seit zehn Jahren bieten die „Future Concepts Bremen“ vielen mittelständischen Unternehmen die Gelegenheit, das Innovationspotenzial engagierter Studierender für sich zu nutzen und sie gleichzeitig als mögliche zukünftige Mitarbeitende kennenzulernen. Bachelor-Studierende der Universität Bremen entwickeln dabei innerhalb eines Semesters Lösungen für Fragestellungen, die von den Unternehmen oder Institutionen vorgegeben werden. Im Rahmen eines „Demo Days“ stellen die Gruppen ihre Ergebnisse vor und die Auftraggeberinnen und Auftraggeber können entscheiden, ob und wie sie auf dieser Arbeit aufbauen wollen.

„Auf der einen Seite erhalten die Unternehmen dadurch Innovationsimpulse“, erläutert Professor Jörg Freiling, Inhaber des Lehrstuhls für Mittelstand, Existenzgründung und Entrepreneurship (Lemex). Gleichzeitig bekomme der Mittelstand einen Zugriff auf die „jungen Wilden“ – hochqualifizierte und motivierte Studierende, die es sonst meistens zu den prestigeträchtigen Großunternehmen zieht. „Das funktioniert für den Mittelstand wunderbar“, sagt er. „Die Studierenden sind meistens im vierten oder fünften Semester und befinden sich noch in der Findungsphase.“

Von Airbus bis zum Yogastudio

In der aktuellen Runde, die Ende Januar zu Ende ging, hat eine Gruppe beispielsweise ein Praxisprojekt mit der OHB Digital Connect GmbH bearbeitet. Der Fokus lag auf der Analyse einer Planungssoftware, die das Unternehmen zukünftig einsetzen möchte. Die Studierenden führten eine Usability-Analyse durch und ermittelten Anforderungen potenzieller Nutzerinnen und Nutzer. So erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, praxisnahe Erfahrungen in der Softwareanalyse und -entwicklung zu sammeln. OHB Digital gewann unterdessen Anregungen für die Einführung der neuen Software und lernte potenzielle Nachwuchskräfte kennen.

Andere Praxisprojekte fanden im Wintersemester unter anderem in Kooperation mit Quantum Prime, Katapult Innovation und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) statt. „Die Bandbreite der Unternehmen reicht von Airbus bis zum Yogastudio“, so Freiling. Primäre Zielgruppe sei jedoch der Mittelstand. Dort sollen Innovationsthemen angeschoben werden, die sonst nicht aus den Startlöchern kommen, weil im Tagesgeschäft niemand Zeit dafür hat.

Im Laufe der Jahre hat sich allerdings eine Schwachstelle des Konzepts herauskristallisiert: Nach dem „Demo Day“ folgen die Semesterferien und die Studierenden verstreuen sich in alle Himmelsrichtungen. Wenn sie zurückkehren, haben sie andere Pflichten zu erfüllen. Das Momentum geht verloren und viele Projekte werden nicht weitergeführt, obwohl sie vielversprechende Ergebnisse geliefert hatten. Laut Freiling werden zwar regelmäßig einzelne Studierende aus den Gruppen herausgelöst und für die weitere Bearbeitung des Themas im Unternehmen rekrutiert, aber durch den Bruch am Semesterende bleibe noch viel Innovationspotenzial auf der Strecke.

Weiterführung der Projekte auch nach Semesterende

Eine Kooperation mit dem Digital Hub Industry (DHI) im Technologiepark Universität soll nun ganz neue Möglichkeiten schaffen, den Studierenden und ihren Kooperationspartnern eine langfristige Perspektive für ihre „Talent Journey“ zu eröffnen. „Wir wollen in Richtung Innovationskanal denken“, sagt Freiling. „Um die Innovationen umzusetzen, brauchen die Studierenden eine Heimat jenseits des Campus. Da kommt der DHI ins Spiel.“ Dieser bietet nicht nur günstige Räumlichkeiten für Start-ups und innovative Technologieunternehmen an, sondern fördert auch den Austausch und leistet aktive Unterstützung bei Gründungs- und Transferprojekten.

„Der DHI ermöglicht die Weiterführung der Future-Concept-Projekte“, so Hub-Manager Frank Bittner. Die Gruppen erhalten beispielsweise einen Ort, wo sie sich weiterhin treffen und ihre Ideen verfolgen können – mit oder ohne Auftrag des ursprünglichen Kooperationspartners. Ein Future-Concepts-Teilnehmer hat im DHI auch schon sein eigenes Start-up gegründet. Die enge Vernetzung des Hauses mit Einrichtungen wie der Hochschul-Gründungsinitiative Bridge und dem „Starthaus“ der Bremer Aufbau-Bank bieten unkomplizierten Zugang zu weiteren Fördermöglichkeiten.

In Zukunft möchte Freiling den Pool an Studierenden auch weiter öffnen, um noch mehr unterschiedliche Kompetenzen ins Boot zu holen. Das gilt sowohl für Teilnehmende aus unterschiedlichen Studiengängen an der Uni Bremen als auch die Anbindung weiterer Hochschulen des Landes Bremen an das Programm. Beides gehe allerdings mit bürokratischen Hürden einher, sagt er.

Die Senatorin für Wirtschaft haben Freiling und Bittner auf ihrer Seite, denn sie fördert sowohl die Future Concepts als auch den DHI. Die Behörde ist an einem Ausbau der Kooperation interessiert, um die Uni-Absolventen in Bremen zu halten und die Erneuerungskräfte am Standort zu stärken. Mangelnde Nachfrage der Unternehmen war auch noch nie ein Problem für das Projekt, berichtet Freiling. „Vielen Mittelständlern ist klar, dass die Geschäfte nicht einfach so weiterlaufen werden wie in den letzten Jahrzehnten. Das Geschäft in 10 oder 15 Jahren hängt von den Entscheidungen ab, die man heute trifft.“

Future Concepts Bremen:
handelskammer-magazin.de/future-concepts

Digital Hub Industry:
digitalhubindustry.de

Bild oben:
Eine Projektgruppe von Future Concepts Bremen bereitet sich auf den „Demo Day“ am 23. Januar vor.
Foto: Lena Menge / DHI