Jeder zweite Ausbildungsbetrieb meldet offene Stellen, die nicht besetzt werden können. Die meisten Unternehmen im Land Bremen haben bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen, um sich für Jugendliche attraktiver zu machen.
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt bleibt für Unternehmen angespannt: Immer mehr Betriebe finden nicht genügend Auszubildende. Mit einem neuen Allzeithoch von 47 Prozent ist knapp die Hälfte der Ausbildungsbetriebe im Bereich der Industrie- und Handelskammern betroffen. Bei vielen Betrieben kam noch nicht einmal eine Bewerbung an. Auch in Bremen und Bremerhaven berichteten die Unternehmen von einem Mangel an Anfragen, obwohl die Anwerbungsbemühungen gleichzeitig erhöht wurden.
Besonders vergeblich suchen Gastronomie, Industrie und Handel nach Auszubildenden, wie die Ausbildungsumfrage 2023 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ergeben hat. Bundesweit beteiligten sich rund 14.000 Unternehmen an der Umfrage, darunter mehr als 300 aus dem Land Bremen.
Demografischer Wandel und mangelnde berufliche Orientierung
Die Gründe für die insgesamt weiter angespannte Lage am Ausbildungsmarkt sind vielfältig. Nach Angaben der DIHK schlägt vor allem der demografische Wandel durch – die Jahrgänge dünnen immer weiter aus. So gibt es heute bundesweit rund 100.000 weniger Schulabgängerinnen und Schulabgänger pro Jahr als noch vor zehn Jahren. Das führt unter anderem dazu, dass bald bis zu 400.000 Beschäftigte mehr den Arbeitsmarkt verlassen werden als neue hinzukommen.
Die mangelnde berufliche Orientierung ist ein zweites großes Problem für den Ausbildungsmarkt – laut DIHK legen immer mehr junge Menschen nach dem Schulabschluss eine Zwischenphase ein, weil sie nicht wissen, was sie machen sollen. Um dem entgegenzuwirken, wollen 80 Prozent der Unternehmen ihr Engagement auf diesem Gebiet intensivieren.
Maßnahmen gegen den Mangel an Bewerbungen
Als Grund für nicht besetzte Ausbildungsstellen gaben mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer aus dem Land Bremen an, dass ihnen keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. Rund ein Drittel berichtete, es habe überhaupt keine Bewerbung vorgelegen.
Die Unternehmen nannten eine Reihe von Maßnahmen, mit denen sie in den vergangenen Jahren versucht haben, für Jugendliche attraktiver zu werden. Das Spektrum umfasste unter anderem die Einführung von flachen Hierarchien, moderne IT-Technik, einen modernisierten Einstellungsprozess, finanzielle Anreize, neue Lehrkonzepte, Mentoringprogramme, Auslandsaufenthalte und die Möglichkeit der Teilzeitberufsausbildung.
Darüber hinaus entwickelten einige Unternehmen eigene kreative Lösungen, z.B.:
- Praxisbezogene Lerntage in anderen Firmen
- Rotation in den eigenen Niederlassungen
- Einbindung der Auszubildenden in die Rekrutierung neuer Azubis, also Betreuung der Bewerbenden im Auswahlprozess und in der Bindung bis zum Start der Ausbildung
- Chancen über den 2. Bildungsweg / Chancen für Umschülerinnen und Umschüler
Um die Zahl der qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber anzukurbeln, haben die Industrie- und Handelskammern im Frühjahr die erste deutschlandweite Ausbildungs-Kampagne gestartet. Mit der Offensive „Jetzt #könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns“ werben IHKs und die DIHK für die duale Ausbildung. Auch die Handelskammer Bremen beteiligt sich an der Kampagne, beispielsweise mit Beiträgen auf den Social-Media-Kanälen, einer digitalen Werbeanzeige im Haus Schütting und einem großen Plakat am Kammergebäude.