Inhaberin Alexandra Rempe hat die Buchhandlung Storm mit neuen Konzepten, individuellen Angeboten und viel Herzblut aufgefrischt. Das traditionsreiche Geschäft feiert im April sein 125-jähriges Bestehen.
Es ist nicht übertrieben, die Buchhandlung Storm als Teil der deutschen Literaturgeschichte zu bezeichnen. Die Gründung 1897 durch Johannes Storm wäre möglicherweise nicht zustande gekommen, wenn sein berühmter Onkel Theodor nicht der Karriere des „sehr ergebenen Neffen“ auf dessen Bitte hin gleich zweimal auf die Sprünge geholfen hätte: erst bei der Vermittlung eines Ausbildungsplatzes und dann bei der ersten Festanstellung.
Prägend war das Geschäft auch für Ernst Rowohlt, den Gründer des gleichnamigen Verlags. Der gebürtige Bremer fühlte sich von Johannes Storm nach eigenen Angaben „in der hervorragendsten Weise beraten“. Er kaufte dort, „auch auf Kredit, schöne Drucke und schulte so meinen Blick für das gut ausgestattete Buch“. Rowohlts Mitschüler Gustav Kiepenheuer, der später ebenfalls einen großen Verlag gründete, absolvierte sogar eine Ausbildung bei Storm.
Alexandra Rempe, die das Geschäft vor fünf Jahren übernommen hat, teilt mit dem Unternehmensgründer die erfolgreiche Kombination aus Unternehmerinnensinn und Begeisterung für die Literatur. Bereits mit 26 Jahren gründete sie in Nordkirchen (Münsterland) „Miss Marple’s Buchladen“. Das Geschäft in der 5000-Einwohner-Gemeinde setzte sich durch, auch dank innovativer Ideen wie der Veranstaltungsreihe „Wein und Wort“, die Rempe gemeinsam mit einem Weinhändler und der Volkshochschule an wechselnden Orten durchführte.
„Mit Mitte 30 war ich dann an einem Wendepunkt: Mein Leben war schön und behaglich, aber ich wollte mich nochmal weiterentwickeln.“ Von einer Freundin hörte sie, dass die Buchhandlung Storm in Bremen eine Nachfolgerin suchte, und sie war von der Idee begeistert. Zumal sie die Hansestadt mit schönen Kindheitserinnerungen verband – damals hatte sie oft ihre Großmutter in Woltmershausen besucht.
Chancen für weniger bekannte Autorinnen und Autoren
An Storm sprach sie besonders der Fokus auf Geisteswissenschaften und „das Bibliophile“ an: Vergleichsweise unbekannte Verlage, Autorinnen und Autoren tummeln sich im Sortiment zwischen den Standardtiteln. „Das ist auch etwas, das ich bewahren möchte und das uns als Team verbindet“, sagt Rempe.
Für die Literaturszene setzt sie sich auch außerhalb des eigenen Geschäfts ein, unter anderem im Vorstand der Bremer Literaturstiftung und mit der Organisation spezieller Veranstaltungen. So initiierte sie im vergangenen September die „Büchermeile“ mit mehr als 20 Lesungen und anderen Attraktionen in der Innenstadt. Bereits 2019 wurde sie aufgrund ihres vielfältigen Engagements mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet.
Auch das Jubiläum wird mit verschiedenen Highlights begangen. Nach einer kurzen Umbauphase vom 4. bis 14. April eröffnet das Geschäft am 16. mit einer modernisierten Inneneinrichtung. Am 25. April wird gefeiert: Ab 16 Uhr mit einem Sektempfang und ab 18 Uhr mit einer Lesung von Büchern der kanadischen Autorin Louise Penney. Wer in der Zwischenzeit selbst noch etwas lesen möchte, kann von Alexandra Rempe die passenden Tipps bekommen. Besonders oft empfohlen hat sie im vergangenen Jahr „Fahrtwind“ von Klaus Modick und „Identitti“ von Mithu Sanyal.