In einem gemeinsamen Positionspapier nehmen die Handelskammern Bremen und Hamburg zu einer deutlich engeren Kooperation der norddeutschen Häfen Stellung und zeigen konkrete Handlungsfelder auf.
Die norddeutschen Häfen haben im Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen in den vergangenen Jahren kontinuierlich Marktanteile verloren. Um diesen Trend umzukehren und neues Wachstum in den Häfen zu initiieren, sehen die Handelskammern Bremen und Hamburg viel Potenzial in einer deutlich engeren Kooperation der Standorte. Am 25. Februar stellten sie ein gemeinsames Positionspapier vor, das Impulse für die Steigerung der Wettbewerbsfähig, den Ausbau der Infrastruktur und die Nutzung von Synergien setzen soll.
Aktuell fokussiere sich die öffentliche Diskussion zu stark auf ein Zusammengehen der Unternehmen Eurogate und HHLA, kritisierte Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg. Diese Entscheidung müsse den beiden Unternehmen selbst überlassen bleiben und dürfe nicht durch politische Einflussnahme erzwungen werden.
Prof. Aust und Eduard Dubbers-Albrecht, Präses der Handelskammer Bremen, nannten zahlreiche weitere Themenfelder, in denen die Standorte ihre Kooperation ausbauen könnten. Denkbar sei beispielsweise die Intensivierung der Zusammenarbeit beim Lobbying für norddeutsche Infrastrukturprojekte, bei der Vermarktung der Seehäfen und bei der Stärkung der Häfen im Rahmen der CO2-neutralen Ausrichtung der Wirtschaft, so Aust.
Preisliche Wettbewerbsfähigkeit muss verbessert werden
Die Handelskammern Bremen und Hamburg sehen vor allem eine Dringlichkeit darin, die Effizienz und die Produktivität – insbesondere beim Umschlag – zu steigern sowie insgesamt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, um bereits verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. „Nur durch gemeinsame Kraftanstrengungen können die norddeutschen Seehäfen im schärfer werdenden Wettbewerb Marktanteile zurückgewinnen und Beschäftigung sichern“, sagte Eduard Dubbers-Albrecht. „Dazu gehören dringend Maßnahmen zur weitgehenden Automatisierung der Prozesse beim Hafenumschlag.“
Dabei gehe es nicht um eine Reduzierung der Arbeitsplätze, erklärte Dr. Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen: „Wir wollen das Wachstum in die Häfen zurückholen. Wir glauben, daraus kann sich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten entwickeln.“ Der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, Dr. Malte Heyne, wies darauf hin, dass bereits jetzt zahlreiche Fachkräfte fehlten und eine stärkere Automatisierung daher notwendig sei.
Präses Dubbers-Albrecht nannte weitere wichtige Ansatzpunkte für die Stärkung der Häfen. „Die Senkung der Hafenanlaufkosten ist dabei ein wichtiger Hebel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen. Außerdem brauchen wir dringend eine durchgreifende Reform bei der Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer hin zu einem echten Verrechnungsmodell nach Vorbild unserer europäischen Nachbarn.“
Infrastrukturprojekte benötigen zu viel Zeit
Eine entscheidende Bremse sehen beide Wirtschaftsvertretungen im aktuellen Planungsrecht. „Der Bau von Infrastrukturprojekten darf nicht zu einer Generationenaufgabe anwachsen“, so Präses Dubbers-Albrecht: „Hier entscheidet sich, wer den Wettbewerb gewinnt. Projekte wie die A20, die A26, der weitere Ausbau der Schieneninfrastruktur zur Stärkung der Hafenhinterlandanbindung und die Fahrrinnenanpassung der Außenweser und der Unterweser-Nord sind Grundvoraussetzungen für den Hafenstandort Norddeutschland.“
Beide Präsides betonten auch die wichtige Rolle der Seehäfen für den Außenwirtschaftsstandort Deutschland und ihre Unterstützung für die Erarbeitung einer nationalen Hafenstrategie, die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbart ist.