Große Chancen in Südafrika

Die Delegationsreise der Handelskammer nach Johannesburg und Kapstadt zeigte, dass das südliche Afrika ein aufstrebender Markt für die norddeutsche Wirtschaft ist. Gute Möglichkeiten bestehen beispielsweise für Unternehmen aus der der Logistik, den Umwelttechnologien und der Medizintechnik sowie für Hersteller und Nutzer von Grünem Wasserstoff.

Den Unternehmen im Land Bremen und der gesamten Metropolregion Nordwest bieten sich gute geschäftliche Anknüpfungspunkte für Partnerschaften mit den afrikanischen Staaten. Diese Bilanz zogen die 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Wirtschaftsdelegation, die vom 4. bis 11. Dezember 2022 unter Leitung der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven nach Südafrika reiste. Die Delegation umfasste Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Verwaltung und Politik aus Bremen, Bremerhaven, Hamburg, Stade und Oldenburg.

Im Mittelpunkt der Reise standen laut Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht die Themen Energieversorgung, nachhaltiges Ressourcenmanagement und Lieferkettenprobleme. Dabei sei deutlich geworden, dass der afrikanische Markt unterschiedlich erschlossen ist und der Marktzugang je nach Land und Region anders bewertet werden müsse. „Südafrika gehört vermutlich zu den einfacheren Märkten, während wirtschaftliche Beziehungen mit anderen afrikanischen Ländern durchaus größere Herausforderungen bereithalten, zum Beispiel bei Finanzierungsbedingungen für den deutschen Mittelstand.“

Hauptanlass der Reise war der Besuch des German African Business Summit (GABS) in Johannesburg mit 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Präses Dubbers-Albrecht: „In Südafrika gibt es eine junge und dynamische Unternehmerszene, die häufig auch in Kooperation mit deutschen Partnern erfolgreiche Produkte und Lösungen schafft.“ Als Beispiele nannte er südafrikanische Start-ups aus dem Bereich IT- und Green Tech, die bereits mit Bremer Unternehmen wie Farmcyle oder der Brauerei AB InBeV kooperieren.

„Besonders beeindruckt hat mich der Aufbruchsgeist, der in vielen afrikanischen Ländern herrscht“, so Dubbers-Albrecht. „Es gibt großes Potenzial zur Zusammenarbeit in den Bereichen Energie und Wasserstoff, bei Infrastrukturvorhaben und Green Tech-Umwelttechnologien, in der Medizintechnik oder auch beim Technologietransfer. Die Reise diente auch dazu, die Herausforderungen zu erfahren, die in Fragen der politischen und wirtschaftlichen Stabilität zu meistern sind. Damit die afrikanischen Länder wettbewerbsfähig werden können, sind die Qualifizierung von Fach- und Arbeitskräften sowie der Ausbau von Infrastrukturen wie Häfen, Verkehrswegen und Energienetzen entscheidend, damit globale Lieferketten funktionieren. Diesbezüglich leisten die Deutschen Auslandshandelskammern (AHK) in den afrikanischen Ländern einen überaus wichtigen Beitrag, indem die duale Ausbildung initiiert und unterstützt wird.“

Bundesregierung will Wirtschaftsbeziehungen stärker unterstützen

Der Handelskammer-Präses begrüßte die Ankündigung der Bundesregierung, dass über eine Ausweitung von staatlichen Investitionsgarantien mehr deutsche Investitionen nach Afrika gelenkt, Lieferketten breiter aufgestellt und einseitige Abhängigkeiten bei wichtigen Rohstoffen vermieden werden sollen. Darüber hinaus sei die angestrebte engere Zusammenarbeit mit Afrika bei erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne ein wichtiges Zeichen.

Präses Eduard Dubbers-Albrecht: „Die Reise hat uns auch gezeigt, dass andere Staaten und Regionen dieser Welt bereits deutlich vorgelegt haben in ihrem Bemühen in Afrika.“ Er appellierte an die Bundesregierung, die Umsetzung von Gesetzen, beispielsweise das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder die in Planung befindlichen Taxonomie-Regelungen nach Vorgaben der Europäischen Union, möglichst barrierefrei und schlank zu gestalten, damit deutsche Unternehmen keinen Wettbewerbsnachteil bei einer zukünftigen Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern haben.

Deutsche Wirtschaft in Afrika noch vergleichsweise zurückhaltend

Auch der Staatsrat im Bremer Wirtschaftsressort, Sven Wiebe, sah auf der GABS-Konferenz einen „Kontinent mit vielen Chancen“. Allerdings tue sich die deutsche Wirtschaft mit Blick auf den gesamten Kontinent noch schwer und sei – verglichen mit Nordamerika und Asien – bislang dort zurückhaltender engagiert.

„Die Reise hat aber gezeigt, dass viele afrikanische Unternehmerinnen und Unternehmer Kooperationen mit deutschen Partnerinnen und Partnern bereits eingegangen sind oder gezielt anstreben“, so Wiebe. „Auch für Unternehmen im Land Bremen, gerade aus der Raumfahrt-, Logistik- und Recyclingbranche bieten sich gute Möglichkeiten für den Aufbau langfristiger Kooperationen. Dies gilt ebenso für Unternehmen, die sich auf die Herstellung und Nutzung von Grünem Wasserstoff spezialisiert haben.“

Podcast zu wirtschaftlichen Chancen in Afrika

Weitere Informationen zur Reise gibt es auch im Podcast „Go Global! Bremen Business Talks“ in der Folge „Chancenkontinent Afrika“. Host Boris Felgendreher diskutierte mit drei Teilnehmern der GABS-Konferenz über die tatsächlichen Chancen und Risiken, die Afrika aus ihrer Sicht für deutsche Unternehmen bereithält. Gäste sind Sven Wiebe, Staatsrat im Bremer Wirtschaftsressort, Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht sowie Volker Schütte, Honorarkonsul der Republik Südafrika.

Den Podcast finden Sie hier:
goglobal.podigee.io/22-chancenkontinent-afrika

Foto oben:
Moderator Marcus Schwenke (r.) beim German African Business Summit mit den Podiumsgästen (v.l.n.r.): Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht, Emmanuel Wafo (MIT Chimie, Kamerun), Chiboni Evans (South African Electrotechnical Export Council), Benjamin Knödler (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und Prof. Dr. Frank Straube (Technische Universität Berlin).