Gesellschaftlicher Mehrwert durch Auslandsengagement

„Corporate Social Responsibility“ (CSR) spielt eine wichtige Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg im Auslandsgeschäft. Am 24. März diskutierten Unternehmerinnen und Unternehmer in der Handelskammer am Beispiel Südafrika, wie das unternehmerische Engagement aussehen kann.

Warum gehen Unternehmerinnen und Unternehmer ins Ausland und suchen dort ihre Chancen? „Das tue ich doch eigentlich, um Geld zu verdienen oder um mein Unternehmen zu stabilisieren“, sagte Handelskammer-Präsen Eduard Dubbers-Albrecht zum Auftakt der Veranstaltung „Wie können deutsche Unternehmen über ihr Auslandsengagement gesellschaftlichen Mehrwert schaffen?“ am 24. März im Schütting. „Es geht aber auch um viel mehr. Ich selbst habe das auf meinen vielen Reisen immer wieder miterlebt. Man lernt andere Kulturen kennen; man lernt sie vor allem auch zu respektieren. Ich halte das für ganz, ganz wichtig.“

Zunächst drückte der Präses jedoch noch einmal seine Anteilnahme für die Menschen in der Ukraine aus, die unter dem Krieg leiden. Das Thema der unternehmerischen Verantwortung im Ausland habe dadurch noch einmal besondere Brisanz erhalten. Er sehe zurzeit, wie viele Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland beispielsweise Lkws mit Hilfsgütern auf den Weg bringen, Geld spenden oder anderweitig versuchen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort zu helfen. Gleichzeitig gehe es jetzt darum, Arbeitsplätze für Flüchtlinge bereitzustellen. Dabei betonte er jedoch auch im Namen der Handelskammer: „Wir sagen jetzt nicht, dass dies die Chance ist, Fachkräfte zu bekommen. Das ist nicht das Thema. Das Thema ist, diesen Menschen hier eine sinnvolle Beschäftigung zu geben.“

Im Zentrum der Veranstaltung stand jedoch Südafrika – und dort kann die Handelskammer selbst auf ein erfolgreiches Engagement im Bereich der Beschäftigungssicherung verweisen: Gemeinsam mit der dortigen Auslandshandelskammer hat sie zwei Ausbildungsgänge geschaffen, die in einen deutschen DIHK-Abschluss münden. Er finde es wichtig, die „deutsche Erfolgsstory“ der dualen Ausbildung ins Ausland zu bringen, so Dubbers-Albrecht.

Eindringen in die Kultur des Landes unerlässlich

Auch Franz-Peter Falke, geschäftsführender Gesellschafter der Falke KGaA, sieht in der Aus- und Weiterbildung den entscheidenden Weg, „der Bevölkerung Hilfe zur Selbsthilfe zu geben“. Das Familienunternehmen, das vor allem für seine Strumpfwaren bekannt ist, betreibt bereits seit mehr als 50 Jahren eine Niederlassung in Kapstadt.

„Investitionsentscheidungen, insbesondere in mittelständisch geführten Unternehmen, werden selten ausschließlich rational getroffen“, sagte Falke. „Immer sind auch das Herz und der Bauch dabei. Die Entscheidung unserer Familie, sich 1969 in Südafrika zu engagieren, waren nicht in erster Linie kurzfristige profitorientierte Interessen, sondern die überwältigende Faszination dieses Landes sowie das langfristige Vertrauen in Land und Leute.“ Auf dieser Basis habe die Familie eine langfristige Perspektive für ein „wohlkalkuliertes unternehmerisches Risiko“ gesehen.

Das Unternehmen beschäftigt vor Ort zurzeit rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und es bildet kontinuierlich mehr Menschen aus als es selbst braucht. Allerdings sieht Falke dies nicht als Wohltätigkeit an: „Das oberste Ziel für die Nachhaltigkeit des Unternehmens ist die Sicherstellung seiner Lebensfähigkeit“, betonte er in seinem Impulsvortrag. Bei der Aus- und Weiterbildung gehe es um die Sicherstellung der Produktqualität. Zufriedene Kunden seien die Basis, um Mehrwerte wie Steuerzahlungen und Ausbildungsplätze zu schaffen.

Falke sagte, er sei schon mit diesen Werten aufgewachsen. „Eine Unternehmenskultur kann nur entstehen, wenn sie auf Vertrauen basiert“ – das sei schon immer die Überzeugung seiner Familie gewesen. Das Vertrauen von Kunden, Beschäftigten, Politik und Medien müsse durch Integrität erworben werden. Im Ausland sei auch ein tiefes Eindringen in die Kultur des Landes unerlässlich – „ein Zuhören, um in den konstruktiven Austausch zu gehen“. Zusammenfassend sagte er: „Wir engagieren uns als Familie und als Unternehmen voller Optimismus für das Land und für seine Menschen, weil das Sinn macht und Sinn gibt.“

Ausbildungszentrum für Gerüstbauer

Ein weiteres Unternehmen, das sich bereits seit vielen Jahren in Südafrika engagiert, ist Kaefer SE (ehemals Kaefer Isoliertechnik) – ein traditionsreiches und gleichzeitig multikulturelles Bremer Unternehmen mit rund 30.000 Beschäftigten weltweit. Eine besondere Motivation, sich über die normale Geschäftstätigkeit hinaus zu engagieren, ergab sich durch die HIV-Epidemie: „Über 30 Prozent unserer Mitarbeiter waren infiziert“, berichtete Francisca Gorgodian, Leiterin Corporate Social Responsibilty & Communications bei Kaefer. Im Rahmen eines Projekts mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit entwickelte das Unternehmen ein Angebot für die gesundheitliche Beratung und Betreuung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Baustellen. „Das hat einen richtigen Impact gehabt“, sagt sie.

Auch im Bereich der Qualifizierung engagiert Kaefer sich. Beispielsweise errichtete das Unternehmen ein eigenes Ausbildungszentrum für Gerüstbauer, in dem die neuen Beschäftigten einen dreimonatigen Lehrgang durchlaufen. Bewährt habe sich ebenfalls ein Programm, in dessen Rahmen jedes Jahr Auszubildende aus Deutschland nach Südafrika geschickt werden und eine Weile in den Townships leben und arbeiten. Trotz der einfachen Lebensverhältnisse vor Ort sei die Zahl der Bewerber jedes Mal sehr groß.

Dass die bisherigen Aktivitäten der deutschen Wirtschaft in Südafrika noch deutlich ausgebaut werden könnten, betonte Stefan Hippler, Vorsitzender der Stiftung Hope Cape Town, die mit vielen deutschen Unternehmen und Einrichtungen kooperiert. Vor allem forderte er mehr Offenheit bei der Entwicklung von Ausbildungsangeboten – es müsse nicht immer das dreijährige deutsche Modell sein, denn damit erreiche man nicht genug Menschen. Die Deutsche Auslandshandelskammer sei die größte in Südafrika, so Hippler. „Wenn alle Firmen an einem Strang ziehen würden, könnte das einen fundamentalen Effekt haben.“

Südafrika: Chancenreich, aber herausfordernd

Volker Schütte, Honorarkonsul der Republik Südafrika im Lande Bremen und Vorstandsmitglied des Afrika Vereins der Deutschen Wirtschaft e.V., zeichnete ein vielschichtiges Bild von der aktuellen Entwicklung Südafrikas. Mit 60 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von rund 400 Milliarden Dollar im Jahr 2021 sei es die industriell am weitesten entwickelte Wirtschaftsnation in Afrika und das einzige afrikanische Land in der G20. Die Stadt Johannesburg sei auch ein sehr guter Standort, um die Nachbarländer zu erschließen.

Das Land sei politisch stabil, so Schütte – der African National Congress (ANC) bildet seit 1994 die Regierung. Die Währung, der Rand, sei zwar volatil, insgesamt aber ebenfalls stabil. Auch die vergleichsweise gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sei ein Plus. Schwierigkeiten gebe es dagegen bei der Bildung und insbesondere bei der Energieversorgung – man müsse schon einiges tun, um sie für sein Unternehmen sicherzustellen. Dies werde sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern.

Aufgrund der Herausforderungen habe das Wirtschaftswachstum seit 2009 durchgehend bei rund 2,5 Prozent gelegen, obwohl das Potenzial deutlich mehr erwarten lasse, sagte Schütte. Schwerpunkte der Wirtschaft lägen in den Bereichen Bergbau, Landwirtschaft, Tourismus und Kfz-Industrie.