Gegen den Fachkräftemangel: Frauen und IT-Unternehmen füreinander begeistern

Eine IT-Standortstudie hatte im Sommer 2020 ergeben, dass nur ein Drittel der Beschäftigten der Bremer IT-Branche weiblich ist. Das soll sich ändern, schließlich ist der Fachkräftebedarf gerade in der IT hoch. Inzwischen gibt es verschiedene Initiativen, Projekte und Angebote, die Frauen und IT-Unternehmen in Bremen zusammenbringen.

Der IT-Branchenverband Bremen Digitalmedia stellte vor drei Jahren die Ergebnisse einer Studie über Stärken und Perspektiven der IT-Branche vor: Die Branche bildet mit Blick auf die Beschäftigten den drittgrößten Wirtschaftscluster des Landes Bremen und wächst stetig weiter. Der Anteil an weiblichen Beschäftigten liegt allerdings bei lediglich 28 Prozent. Gleichzeitig gaben 72 Prozent der Befragten an, dass sie Schwierigkeiten haben, freie Stellen für IT-Fachkräfte zu besetzen.

Diese Ergebnisse nahmen insbesondere Bremen Digitalmedia und die Wirtschaftssenatorin als Auftrag, mehr Frauen für die IT zu begeistern und IT-Unternehmen dabei zu unterstützen, sich als attraktive Arbeitergeber auch für Frauen zu präsentieren.

Avanja: Motivation und Unterstützung für Unternehmen
So hat Bremen Digitalmedia im Sommer 2021 die Initiative Avanja gegründet. Zunächst als digitale Plattform, die Unternehmerinnen und Unternehmer, HR-Verantwortliche und IT-Beschäftigte motiviert und konkret unterstützt, mehr Frauen für die IT zu gewinnen. In den vier Kategorien Nachwuchs, Recruiting, Bindung und Führung bietet die Plattform ein breites Angebot aus Interviews, Role Models, Best-Practice-Beispielen und Checklisten zum direkten Download.

Eine, die Avanja initiiert und mit viel Herzblut begleitet, ist Franca Reitzenstein. Die Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Team Neusta wurde im Februar 2023 zur 2. Vorsitzenden von Bremen Digitalmedia gewählt. „Mit Avanja stehen die Themen Frauen und Vielfalt in der IT bei uns im Verband seit zwei Jahren deutlich im Fokus. Das wollen wir weiter vorantreiben und entwickeln“, sagt Reitzenstein. „Genauso wichtig ist auch, dass wir die Sichtbarkeit der Bremer Digitalbranche erhöhen, da geht noch deutlich mehr“, ergänzt der 1. Vorsitzende Björn Portillo. „Nur so können wir Fachkräfte und Nachwuchs auch außerhalb Bremens für uns gewinnen.” Gemeinsam wollen beide diese Themen weiter vorantreiben.

Recruiting Challenge für ein ehrliches Feedback
Ein Baustein ist dabei die Avanja Recruiting Challenge, die jetzt in die zweite Runde geht. Im Herbst 2022 hatte Avanja erstmals acht Unternehmen und vier Frauen zusammengebracht. Als verdeckte Bewerberinnen prüften sie den Recruiting-Prozess der teilnehmenden Unternehmen und gaben ihnen ein ehrliches Feedback. Gleichzeitig gab es auch konkrete Rückmeldungen von den Unternehmen an die Bewerberinnen. Das kam auf allen Seiten so gut an, dass die Avanja Recruiting Challenge künftig regelmäßig stattfinden soll. „Zu wenig Frauen fühlen sich von Stellenausschreibungen im IT-Bereich angesprochen”, sagt Eva Koball, Geschäftsstellenleiterin von Bremen Digitalmedia. „Wir bringen Unternehmen und junge Frauen zusammen, damit sie gemeinsam herausfinden, woran das liegt.”

Bei der gesamten Recruiting Challenge wurden die Unternehmen und Bewerberinnen von Katrin Kärner, Expertin für Mixed Leadership und Gender Diversity, begleitet. „Man merkt, dass die Bewerberinnen durchaus selbstbewusst und anspruchsvoll in den Prozess gegangen sind”, sagt Kärner. “Sie haben zum Beispiel bewusst auf die Bildsprache in den Anzeigen und auf den Websites geachtet. Dabei ist ihnen aufgefallen, wie häufig auf den Bildern Männer agieren und Frauen eher über die Schulter gucken.” Die nächste Runde der Avanja Recruiting Challenge beginnt am 14. Juni – interessierte Unternehmen können sich noch kurzfristig dafür unter www.avanja.de/recruiting-challenge anmelden.

Projekt F.IT für Quereinsteigerinnen
Während Avanja überwiegend aus der Perspektive der Unternehmen agiert, gibt es weitere Angebote und Projekte, die sich auf Frauen fokussieren. Ende 2021 ist das Projekt F.IT Frauen in IT gestartet. Durch gezielte Aus- und Weiterbildungsangebote soll das von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa geförderte Modellprojekt für Frauen die Möglichkeit eines Quereinstiegs in die Branche schaffen. Unternehmen, die das Projekt unterstützen wollen, können sich auf der Anfang des Jahres eingerichteten Website https://bremerinnen-in-it.de/ kostenlos registrieren. Im Online-Portal F.ITranet finden sie Informationen zu Förderungen und Möglichkeiten, wie sie sich konkret an dem Projekt beteiligen können – zum Beispiel, indem sie Praktika anbieten oder für Interviews zur Verfügung stehen.

Information:
www.bremen-digitalmedia.de
www.avanja.de
www.bremerinnen-in-it.de

Foto oben:
Franca Reitzenstein (l.), 2. Vorsitzende, und Eva Koball, Geschäftsstellenleiterin von Bremen Digitalmedia.