„Für uns als Unternehmen sind diese Kooperationen spannend“

Shieldex bietet Programme für Start-ups und Studierende an. Daraus entstehen neue Anwendungsfälle, Partnerschaften und Produkte.

Als Hersteller von metallisierten Textilien ist das Bremer Unternehmen Shieldex selbst ein sehr innovativer Betrieb, obwohl es bereits 1978 gegründet wurde. Ein weltweit einzigartiger chemischer Prozess macht die Eigenschaften von Silber, Kupfer, Nickel und Zinn in textiler Form nutzbar. Neue Ideen sind weiterhin jederzeit willkommen, daher hat Shieldex die Programme „Shieldex for Studies“ und „Shieldex for Start-ups“ aufgelegt. „Unsere Unterstützung erfolgt vor allem durch innovative Materialien und unser Know-how in der Anwendungstechnik“, erklärt CEO Robert Erichsen. „Gerade in Bereichen wie Medizintechnik, Sensorik oder smarte Textilien bieten wir jungen Unternehmen die Möglichkeit, mit Shieldex-Produkten neue Lösungen zu entwickeln. Für uns als Unternehmen sind diese Kooperationen spannend, weil wir innovative Anwendungsfälle kennenlernen und den Markt besser verstehen. Manchmal entstehen daraus langfristige Partnerschaften oder sogar neue Produkte.“

Wiederverwertbare Augenpads

Gelegentlich kommen auch junge Menschen mit einer Geschäftsidee auf Shieldex zu, beispielsweise die Gründerin von Sye Cosmetics, Pia-Lena Kleiner. Sie hatte die Idee, den Markt der Augenpads zu revolutionieren, in dem sie Alternativen zu Wegwerfprodukten anbietet. „Ihr Ziel war es, aus unserem Material eine nachhaltige Lösung zu schaffen, die nicht nur langfristig nutzbar ist, sondern durch die versilberte Textilstruktur auch weitere Benefits für die Haut liefert. Wir fanden ihre Idee grandios und haben uns kurzerhand mit ihr und ihrem Partner zusammengesetzt und die Idee ausgegründet“, so Erichsen.

Shieldex hält einen kleinen Anteil an Sye Cosmetics, liefert Material und hat auch bei der Entwicklung des Produkts Unterstützung geleistet. In der Anfangsphase war die Gründerin zwei Jahre in Bremen und hat das Unternehmen aufgebaut, inzwischen ist sie jedoch in ihre Heimat Schleswig-Holstein zurückgekehrt und betreut das Unternehmen von dort aus. Parallel ist sie weiterhin auch in anderen Funktionen für Shieldex aktiv. „Ein wirklich tolles Konzept, das hier gemeinsam entwickelt wurde und nach wie vor erfolgreich besteht und wächst“, betont Erichsen. Shieldex hält auch Beteiligungen an den Start-ups Silverell (Strahlungsschutz in Kleidung und Gegenständen) und Sköna (Foliendesigns für Ikea-Möbel).

Nähe zur Wissenschaft als Bremer Vorteil

Grundsätzlich hält Erichsen die Bundesrepublik nicht für einen gründerfreundlichen Standort, allerdings habe Bremen „dank einiger engagierter Menschen wie beispielsweise Jan Wessels eine lebendige Gründerszene mit starken Netzwerken und einer guten Unterstützung durch Institutionen wie die WFB oder BAB“. Besonders positiv sehe er die Nähe zur Wissenschaft und die Offenheit für Technologie-Start-ups im Bereich Luft- und Raumfahrt. „Was oft noch fehlt, ist die Anschlussfinanzierung“, so Erichsen. „Viele gute Ideen kommen aus Bremen, aber wenn es um Skalierung geht, wandern Start-ups oft in größere Metropolen ab, weil dort Investoren einfacher zu finden sind.“

Die Start-up Factory (S. 22-25) sei eine vielversprechende Initiative. Eine strukturierte Begleitung und die richtigen Netzwerke könnten den Übergang von Forschung in die Praxis erheblich erleichtern, sagt Erichsen. „Entscheidend wird sein, wie stark die Bremer Wirtschaft eingebunden wird. Mit praxisnahen Kooperationen und Kapitalgebern an Bord kann die Factory ein echter Katalysator für innovative Gründungen in Bremen werden. Gerade im industriellen Bereich sehe ich hier großes Potenzial für Bremen.“

Betriebswirtschaftliche Kenntnisse früh vermitteln

Der Shieldex-CEO sieht auch in einem weiteren Feld Handlungsbedarf: der betriebswirtschaftlichen Bildung. „Start-ups sind oft sehr technologiegetrieben, aber der Marktzugang wird unterschätzt“, hebt er hervor. „Die besten Ideen nützen nichts, wenn sie nicht kommerziell umsetzbar sind. Deshalb wäre es sinnvoll, in Bremen nicht nur die technischen, sondern auch die vertrieblichen und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen von Gründern zu fördern. Unter anderem bieten die Wirtschaftsjunioren auch spannende Programme für Gründer an. Ebenso fände ich es wichtig, betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse in der Schulzeit zu vermitteln, um diese Ideen und Ansätze zu stärken.“