Erfolgreich in die Ausbildung gelotst

Beim Regionalworkshop in Bremen haben sich die Willkommenslotsen Nord im Oktober über das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz und über ihre Erfahrungen ausgetauscht. Darüber hinaus diskutierten sie auch intensiv die Erfolgsbeispiele der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Ganz vorne mit dabei: das Bremer Unternehmen Energy Grid Service GmbH.

Wer sich mit anderen austauscht, kann von deren Erfahrungen profitieren: Das gilt auch für die Willkommenslotsen aus dem norddeutschen Raum, die sich im Oktober zu einem zweitägigen Regionalworkshop im Haus Schütting trafen. Im Mittelpunkt stand dabei das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, dessen wesentliche Inhalte zunächst Kai von Lengerke vom Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge zusammenfasste. Anschließend diskutierten die Teilnehmenden über aktuelle Anforderungen aus betrieblicher Sicht und besprachen Praxisfälle sowie Beratungsschwerpunkte.

„Wir sind in der Praxis unterwegs und müssen da immer auf dem Laufenden sein, was sich auf gesetzlicher Seite verändert“, berichtete nach der Veranstaltung Naji Chehade, Willkommenslotse in der Handelskammer Bremen in Kooperation mit dem RKW Nord e.V. „Darum ist es wichtig, dass wir uns regelmäßig schulen und voneinander lernen.“

Unternehmen für die Möglichkeiten der Fachkräftesicherung aus dem Kreis der Geflüchteten zu öffnen und sie in allen praktischen Fragen der betrieblichen Integration zu beraten: Das sind die zentralen Aufgaben der Willkommenslotsen. Dass das häufig schon hervorragend funktioniert, wurde anhand verschiedener Erfolgsbeispiele deutlich. So berichtete Chehade während des Workshops unter anderem vom Bremer Unternehmen Energy Grid Service GmbH, Dienstleister für die elektrische Infrastruktur und Services für Erneuerbare-Energien-Anlagen.

Unterstützung vom Willkommenslotsen

Der dortige Ausbildungsleiter Carsten Struß hatte den Bremer Willkommenslotsen im Februar beim Ausbilderfrühstück der Handelskammer kennengelernt. „Damals hatte ich schon so eine Vermutung, dass sich da etwas ergeben könnte, weil über Stepstone seit einer Weile viele Bewerbungen aus Flüchtlings- und Drittländern reinkommen“, erzählt Struß. Da sein Unternehmen ausländischen Mitarbeitenden sehr offen gegenüberstehe, war für ihn bald klar, dass dieses Jahr auch ausländische Bewerber Ausbildungsverträge erhalten sollten. Aber welche rechtlichen Regelungen sind dabei zu beachten? Wie sieht es mit dem Aufenthaltsstatus aus? Und wie sind die ungewohnten Zeugnisse zu interpretieren?

Mit all diesen Fragen wandte sich Struß an Naji Chehade. Der beriet den Ausbildungsleiter nicht nur zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, sondern prüfte mit Einverständnis der Bewerber auch deren Unterlagen. Nach kurzer Zeit war klar: Der Daumen geht hoch. „Unser Glück war, dass die beiden zu der Zeit schon in Deutschland waren“, berichtet Struß. Um die Ernsthaftigkeit ihrer Bewerbung zu überprüfen, lud er sie zum Vorstellungsgespräch nach Bremen ein. Auch da überzeugten Oussama Bourkouz (23) aus Marokko und Ben N`Sapu M`Vumbi (21) aus der Demokratischen Republik Kongo, die beide in ihren Heimatländern technische Schulen besucht hatten.

Motiviert vom ersten Tag an

Die jungen Männer starteten im August ihre Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik und waren vom ersten Tag an überdurchschnittlich engagiert, wie Struß sagt. „Beide sind unheimlich motiviert, haben sich selbst in Bremen eine Unterkunft gesucht und über unser Blended-Learning-Tool in einem Monat mehr gelernt als andere in einem halben Jahr.“ Mit Blick auf die schriftlichen Abschlussprüfungen in gut drei Jahren sieht der Ausbildungsleiter lediglich die Deutschkenntnisse seiner beiden Azubis als größere Herausforderung. Auf Empfehlung von Naji Chehade holte er daher die RKW Servicestelle Deutsch am Arbeitsplatz mit ins Boot, die nun eine passgenaue Unterstützung entwickelt.

Dem Willkommenslotsen war es wichtig, nicht nur das Unternehmen, sondern auch Oussama Bourkouz und Ben N`Sapu M`Vumbi kurz nach deren Einstellung persönlich kennenzulernen. „Denn nur eine Beratung, die gezielt und individuell auf Betrieb und neue Mitarbeiter eingeht, kann wirklich helfen“, macht Chehade deutlich. Daher stehe er auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. „Wenn ein Unternehmen weiß, dass es bei der betrieblichen Integration Unterstützung bekommt, ist es häufig eher bereit, Geflüchtete einzustellen“, hat er festgestellt. Auch er erlebt, dass viele Bewerberinnen und Bewerber nicht nur hochmotiviert sind, sondern auch geeignet für Berufe mit längeren Ausbildungszeiten. „Es ist toll, wie offen viele Bremer Unternehmen grundsätzlich sind“, betont er. „Aber es wäre schön, wenn sie den jungen Geflüchteten noch etwas mehr zutrauen würden.“

Kontakt:
Naji Chehade, Tel. 0421 3637-421
chehade@handelskammer-bremen.de

handelskammer-magazin.de/willkommenslotse