Der frühere Bremer Unternehmer Ludwig Roselius Junior starb kürzlich in Bern. Er hatte deutlich weniger in der Öffentlichkeit gestanden als sein Vater, hinterließ Bremen jedoch ein dauerhaftes kulturelles Erbe.
Der Name Ludwig Roselius ist in Bremen vertraut: Der Kaffeehändler und Gründer von Kaffee HAG (1874 bis 1943) machte sich mit dem Aufbau der Böttcherstraße als Kunstwerk und mit der Einbindung und Förderung von Künstlern wie Bernhard Hoetger nicht nur in seiner Heimatstadt unsterblich. Weniger bekannt ist das Wirken seines 1929 geborenen Sohnes Ludwig Roselius Junior, der aber ebenfalls eine wichtige Rolle in der Geschichte der Böttcherstraße spielte – auch hinsichtlich des Kunstpreises der Böttcherstraße. Ludwig Roselius Junior starb jetzt in Bern.
Bundesverdienstkreuz für das Engagement
„Er war ein sehr zurückhaltender und großzügiger Mann, der sich nie in den Vordergrund stellte“, sagt der Bremer Kunsthändler Wolfgang Werner, der Roselius Junior mehrfach traf. Dies ist auch einer der Gründe dafür, dass er – anders als sein Vater – heute in seiner Heimatstadt kaum präsent ist; zu Unrecht, wie nicht nur Werner findet. Immerhin: Im Jahre 1972 bekam Ludwig Roselius Junior aus den Händen des damaligen Senats-Präsidenten und Bürgermeisters Hans Koschnick in der Güldenkammer des Bremer Rathauses das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Der promovierte Chemiker, der zum Zeitpunkt seiner Auszeichnung als Vorstandsvorsitzender der Kaffee HAG und auch als Konsul der Republik Costa Rica wirkte, setzte das jahrzehntelange mäzenatische Wirken seines Vaters fort. In der Nachkriegszeit ließ er die zerstörte Böttcherstraße wieder aufbauen, ohne dabei auf Hilfen durch die Stadt zurückgreifen zu können.
Kunstpreis der Böttcherstraße initiiert
Im Jahre 1954 rief er den „Kunstpreis der Böttcherstraße“ ins Leben, der ein Jahr darauf erstmals und fortan jährlich an junge Maler, Bildhauer oder andere Künstler aus Deutschland verliehen wurde. 1983 wurde der Preis unter seinem alten Namen „Kunstpreis der Böttcherstraße“ zum letzten Mal vergeben, weil die Besitzrechte der Kaffeerösterei wechselten und sich Roselius zurückzog. Unter dem neuen Namen „Kunstpreis der Böttcherstaße in Bremen“ wurde der Preis fortan nur noch alle zwei Jahre vergeben, von einem Stifterkreis, der sich aus Mitgliedern des Kunstvereins Bremen zusammensetzt.
Die Preisträgerliste liest sich wie ein „Who is who“ der deutschen Kunstgeschichte – viele später sehr wichtige Künstler haben ihn bekommen, sagt Werner. Bis 1983 waren es unter anderem Hans Meyboden, Uli Pohl, Max Kaminski oder Rebecca Horn, danach auch Martin Disler, Stephan Balkenhol oder Ulla von Brandenburg. Nach wie vor gilt er als einer der bedeutendsten Preise für junge Kunst in Deutschland. Auch in diesem Jahr wird er wieder vergeben: Vom 27. August bis zum 30. Oktober sind die Werke von neun nominierten Künstlerinnen und Künstlern aus dem deutschsprachigen Raum in der Kunsthalle zu sehen.
Böttcherstraße wieder aufgebaut
Der Rückzug von Ludwig Roselius hatte natürlich Gründe – „er fühlte sich nicht richtig wertgeschätzt“, sagt Susanne Gerlach, die Geschäftsführerin der Böttcherstraße GmbH. Aber was er bis dahin für die Böttcherstraße getan habe, sei nicht hoch genug zu bewerten. „Er fühlte sich dem Erbe verpflichtet und hat die Straße in firmenbewährter Manier wieder aufgebaut.“
Roselius habe das großartige Häuser-Ensemble mit unterschiedlichen Institutionen und Veranstaltungen neu aufgestellt, so Gerlach. Da Bremen zu dieser Zeit noch keine Universität hatte, war es ihm ein Bedürfnis, durch die „geistigen Begegnungen in der Böttcherstraße“ international bekannte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst für Vorträge nach Bremen einzuladen.
Abschied aus Bremen
Im Jahre 1978 verkaufte Roselius die Firma Kaffee HAG mit allen Tochtergesellschaften inklusive der Gebäude der Böttcherstraße – diese kaufte er später aber wieder zurück. Schließlich kam es aber zum endgültigen Bruch mit der Stadt und dem erneuten Verkauf der Häuser. „Der Versuch der Kulturbehörde, um 1980 die gesamten Kunstsammlungen der Böttcherstraße samt Inhalt unter Denkmalschutz zu stellen, statt sein großes kulturelles Engagement anzuerkennen, hat ihn sehr getroffen“, sagt Werner.
Roselius suchte für die Böttcherstraße eine tragfähige und dauerhafte Lösung und verkaufte die Immobilien 1988 an die Sparkasse Bremen. Die Paula-Modersohn-Becker-Gemälde sowie die weiteren Kunstsammlungen erwarben die Stadt und der Bund. 1981 zog Ludwig Roselius in die Schweiz, wo er fortan lebte und im März dieses Jahres mit 92 Jahren verstarb.