Die Stadthalle Bremerhaven ist fast 50 Jahre alt und entspricht nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Arena. Geschäftsführer Othmar Gimpel plädiert für einen Neubau, um zeitgemäße Produktionen anbieten zu können und den Bedarf an Zuschüssen zu reduzieren.
Die Uhr tickt – der Veranstaltungsbetrieb in der Stadthalle Bremerhaven ist nur noch bis Ende des nächsten Jahres genehmigt. Die Arena entspricht nicht mehr den aktuellen Sicherheitsanforderungen, insbesondere wenn es um die Fluchtwege und den Brandschutz geht. Aber auch in vielfacher anderer Hinsicht besteht Handlungsbedarf. In den kommenden Monaten muss die Bremerhavener Politik daher eine Entscheidung fällen, wie es für die Stadthalle weitergehen soll. Die Zeichen stehen auf Abriss und Neubau – zu dieser Empfehlung gelangte jedenfalls eine Machbarkeitsstudie im vergangenen Jahr.
Für die heutige Stadthalle wäre damit nach einem halben Jahrhundert das Ende gekommen. Im Jahr 1972 wurde die Betreibergesellschaft Stadthalle Bremerhaven Veranstaltungs- und Messe GmbH gegründet – zwei Jahre später war der Bau vollendet und die Stadthalle wurde eröffnet. Die GmbH betreibt mittlerweile auch die 2011 eröffnete Eisarena, in der die Fischtown Pinguins ihre Heimspiele der Deutschen Eishockey-Liga austragen.
„Wettrüsten“ in der Event-Branche
In den ersten Jahrzehnten profitierte die Stadthalle von einem äußerst fruchtbaren Umfeld. Den Werften ging es noch gut und das US-Militär war in der Stadt – die Soldaten kurbelten nicht nur das Nachtleben an, sondern sorgten auch dafür, dass so manche Top-Stars nach Bremerhaven kamen. Heute würden diese sich schon deshalb nicht mehr blicken lassen, weil die baulichen Voraussetzungen nicht mehr ausreichen. Megastars reisen jetzt oft mit zehn bis 15 Trucks an und benötigen riesige Bühnen, um ihre Produktionen umsetzen zu können. Der Geschäftsführer der Stadthalle Bremerhaven, Othmar Gimpel, bezeichnet den Trend als „eine Art Wettrüsten“, dessen Ende noch nicht abzusehen sei. Ein Neubau müsse daher eine wesentlich komplexere Event-Infrastruktur vorhalten, um wieder attraktiver für Veranstalter zu werden. „Das Größer-Größer-Größer wird allerdings nicht der Weisheit letzter Schluss sein“, sagt er.
Neben den Sicherheitsbedenken und den eingeschränkten Kapazitäten lasten vor allem die Betriebskosten auf dem Unternehmen. „Anfang der 70er hat man sich über Energieeffizienz noch keine Gedanken gemacht“, so Gimpel. Zurzeit würden jährlich rund 500.000 Euro für Energie ausgegeben – mit den aktuellen Preissteigerungen werde es wohl noch teurer. Ein Neubau könne nicht nur diesen Betrag spürbar senken und eine deutliche Reduzierung der städtischen Zuschüsse ermöglichen.
Gimpel möchte jedoch nicht einfach eine neue Halle hinstellen, sondern gemeinsam mit der Stadt und den Nutzern ein überzeugendes Konzept entwickeln. Neben der finanziellen Verlässlichkeit sei auch die Steigerung der Vermarktungsmöglichkeiten wichtig, beispielsweise durch zusätzliches Sponsoring, VIP-Logen und Business Seats. Um die Auslastung zu erhöhen, sollten flexiblere Veranstaltungsformate angeboten werden können – vom Geschäftstreffen über den Kongress bis zum Konzert mit über 5.000 Menschen. Und dann soll es noch einen besonderen Clou geben: ein Alleinstellungsmerkmal, das die neue Arena von allen anderen abhebt. Gimpel hält sich bei diesem Thema noch bedeckt, sieht aber eine Chance, „über die Region hinaus zu strahlen“.
Mobilitätskonzept soll die Anreise per ÖPNV attraktiver machen
Deutlich weiter ist schon das Mobilitätskonzept, das den Publikumsverkehr der Stadthalle in eine nachhaltigere Bahn lenken soll und sich schon in der Umsetzung befindet. Zurzeit reisen noch rund 80 Prozent der Besucher mit dem Auto an – „das ist radikal zu viel“, betont Gimpel. Er regt beispielsweise an, Veranstaltungstickets künftig auch als ÖPNV-Fahrkarten nutzen zu können, auch für die Gäste aus Bremen.
Die Künstler selbst müssen vielleicht bald gar nicht mehr persönlich nach Bremerhaven kommen, um ein Konzert zu geben. Gimpel rechnet damit, dass die Virtual-Reality-Technologie in zehn Jahren so weit sein wird, dass die Megastars in der Stadthalle auf der Bühne zu sehen sind, in Wirklichkeit aber auf ihrer Ranch in den USA sitzen. Das Publikum werde trotz Virtual Reality kommen, glaubt er: „Solange der Mensch ein soziales Wesen ist, wird er Veranstaltungen besuchen und gemeinsam Sport treiben. Aber das heißt nicht, dass die Veranstaltungen in Zukunft genauso bleiben werden wie heute.“