Ein Modellauto zum Abschalten

Gabriele Greger-Gleitze betreibt den Findorffer Weinladen. Zu ihren gefragtesten Kompetenzen zählen – neben dem Fachwissen über Weine – das Zuhören und Reden.

Gabriele Greger-Gleitze, 46 Jahre alt
Findorffer Weinladen
Inhaberin
3 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Es war ein anstrengender Arbeitstag als Sozialpädagogin in der Jugendhilfe. Auf dem Weg nach Hause ging Gabriele Greger-Gleitze in den Findorffer Weinladen, kam mit der Inhaberin ins Gespräch – und wurde ein Jahr später ihre Nachfolgerin. Das war 2009. Reden und zuhören. Das ist es, was die 46-Jährige damals gebraucht hat und was sie heute in ihrem eigenen Weinladen lebt und liebt.

„Meine Kunden kommen mit dem schönen Bedürfnis nach Genuss zu mir“, sagt Gabriele Greger-Gleitze. „Oft erzählen sie mir, für wen oder warum sie Wein kaufen. Wenn ich ihnen einen Wein empfehle, dann aus dem Bauchgefühl heraus – und meistens passt es.“

Es gibt aber noch andere, intensivere Gespräche, die mit Wein so gar nichts zu tun haben. „Dann erzählen meine Kunden mir ihre Geschichte. Der eine hat Angst vor der Impfung, der andere Stress in der Beziehung oder freut sich einfach auf seinen Urlaub.“ Die Weinhändlerin hört zu, leidet mit, tröstet. Oder sie freut sich einfach für ihre Kunden. „Jeder darf bei mir im Laden so sein wie er ist.“ Jeden Sommer bittet sie ihre Kunden, ihr Postkarten aus dem Urlaub zu schicken. Mehr als 800 Karten sind seitdem angekommen. Mehr als 800 Mal Dankeschön fürs Reden und Zuhören.

Für Gabriele Greger-Gleitze ist es einfach eine Herzensangelegenheit. Auch als stellvertretende Vorsitzende des Findorffer Geschäftsleute e.V. „Es ist mir wichtig, dass sich die Menschen in meiner Umgebung wohlfühlen. Wir Einzelhändler haben auch unsere Momente, in denen wir aufgefangen werden wollen.“ Wie so oft im Januar, wenn nach dem stressigen Weihnachtsgeschäft die Flaute kommt. „Man muss erstmal akzeptieren, dass gar kein Kunde kommt. Dann ist es gut, wenn man seinen Frust einfach mal bei jemandem abladen kann.“

Die Weinhändlerin ist da. Hört zu und redet. Aber auch sie braucht einen Ausgleich: Jedes Jahr zu Weihnachten wünscht sie sich einen Bausatz für ein Lego-Modellauto. Über die Feiertage baut sie einen Porsche mit mehr als 4.500 Teilen zusammen. Einfach mal nicht reden, nicht zuhören. Nur bauen.