Der Hemelinger Hafen ist nicht so groß und so bekannt wie die Überseehäfen, aber mit ihm verfügt Bremen über einen veritablen Binnenhafen – vor allem für Massengut. Mit dem Gewerbepark Allerkai 4 ist zu sehen, welches wirtschaftliche Potenzial das Areal auch langfristig bietet.
An einem sonnigen Frühlingsabend bietet sich an der Weser im Süden Bremens ein idyllisches Bild. Am Ufer haben sich einige Angler auf die nächsten Stunden und einen hoffentlich guten Fang eingerichtet. Auf dem Wasser kreuzen Segelboote. Doch die Kulisse zeigt, dass hier eigentlich ein ganz anderes Geschehen den Takt angibt. Zwischen dem SWB-Kraftwerk im Norden und der Autobahn A1 im Süden erstreckt sich entlang des östlichen Weserufers ein Industrie- und Gewerbegebiet, das in Bremen eine besondere Bedeutung hat: Der Hemelinger Hafen ist der einzige Hafen in der Hansestadt, der ausschließlich der Binnenschifffahrt gewidmet ist. „Binnenschiffe haben derzeit vielleicht nicht die Bedeutung wie in früheren Jahren“, sagt Christoph Peper, geschäftsführender Gesellschafter des Immobilienentwicklers Peper und Söhne, „aber trotzdem ist dieser Hafen für die Wirtschaftsstruktur Bremens unverzichtbar.“
Rund 800 Schiffe legen jährlich an
Seit 1968 ist die Dreierkombination aus Aller-, Fulda und Werrahafen die erste Anlaufstation für Binnenschiffe, die weserabwärts nach Bremen steuern. Rund 800 Schiffe legen hier jährlich an. Mittlerweile fahren viele der Schiffe noch ein Stück weiter, zum Beispiel, um Getreide in den Fabrikenhafen oder Container zu den Terminals in Bremerhaven zu transportieren. Doch das Kerngeschäft – der Massengutumschlag – ist in Hemelingen geblieben.
„Baustoffhandel und Metallrecycling gehören nach wie vor zu den wichtigen Branchen hier“, berichtet Peper. Zusätzlich haben sich im Laufe der Jahrzehnte die JDE-Kaffeerösterei (Jacobs) sowie große Logistikbetriebe angesiedelt, die sich vor allem auf einen Großkunden konzentrieren: das nur wenige Kilometer entfernte Mercedes-Werk Bremen.
Grundstück komplett umgekrempelt
Dass sich Christoph Peper im Hemelinger Hafen so gut auskennt, hat einen Grund: Die Peper & Söhne GmbH, die sich auf die Entwicklung von Gewerbeimmobilien fokussiert, ist selbst dort ansässig. Vor gut neun Jahren kaufte das Unternehmen das Gelände Allerkai 4 und krempelte es komplett um, sodass mittlerweile ein moderner Gewerbepark mit vielfältiger Nutzerstruktur entstanden ist. „Wir bieten hier eher kleineren Firmen eine unternehmerische Heimat, zum Beispiel Handwerkern, mittelständischen Unternehmen und dezentralen Konzernstandorten“, erläutert Christoph Peper. Ihr gemeinsamer Nenner: Sie alle suchen kleinere Gewerbeflächen, die auch in Bremen eher selten sind.
Das Beispiel des Wandels vom alten Logistikgrundstück mit Wasseranschluss zum Gewerbepark Allerkai 4 zeigt das Potenzial des Hemelinger Hafens auch ohne Binnenschiffe. Es gab in der jüngeren Zeit Stimmen, die dem Gewerbe- und Industriegebiet eine völlig andere Prägung geben wollten. Der Beirat Hemelingen forderte Mitte August 2019, dass der Hafenbetrieb mittelfristig beendet und durch eine Mischung aus Wohnen und „nicht schädlichem Gewerbe“ ersetzt werden sollte. Zur Erleichterung der ansässigen Unternehmen winkte der Senat allerdings sofort ab. Die Landesregierung rechnet damit, dass die Binnenschifffahrt sich in Zukunft stärker entwickeln wird.
Einzigartiges Potenzial
Ein Gewerbegebiet wie der Hemelinger Hafen sei für einen Wirtschaftsstandort wie Bremen unverzichtbar, ist Christoph Peper überzeugt. Auch wenn auf absehbare Zeit keins der alteingesessenen Unternehmen das Hafengebiet verlassen will, besitzt der Hafen ein einzigartiges Potenzial. „In unmittelbarer Nähe zur Innenstadt und zugleich mit eigenem Autobahnanschluss an der A1 gelegen – und dann noch auf dem Wasserweg direkt mit dem Binnenland und den Welthäfen verbunden – das ist doch einmalig“, ist der Experte für Gewerbeimmobilien überzeugt. Und wenn abends in den Betrieben langsam Ruhe einkehrt, zeigt der Hemelinger Hafen sein zweites Gesicht – das einer stadtnahen Idylle.