Wer sich als Prüferin oder Prüfer in der Berufsausbildung engagiert, profitiert meist auch für die eigene berufliche Tätigkeit – und bereichert sein Leben mit inspirierenden Begegnungen.
Im Herbst sucht die Handelskammer Bremen neue Prüferinnen und Prüfer für die 168 Ausbildungsberufe und Fortbildungen auf Bachelor -und Masterniveau. Der Zeitbedarf wird meist auf insgesamt 7 bis 10 Tage pro Jahr geschätzt – eine Investition, die sich lohnt. Viele Prüferinnen und Prüfer üben das Amt daher bereits über mehrere Jahrzehnte aus.
Eine davon ist Birgit Köhler, die sich seit mehr als 20 Jahren für den Beruf des/der geprüften Personalfachkaufmanns/Personalfachkauffrau engagiert. „Ich bin Personalerin mit Herzblut“, sagt sie. Das Ehrenamt als Prüferin hat sie während ihrer Zeit als Leiterin Personal bei Melitta-Kaffee in Bremen aufgenommen und auch dann noch fortgesetzt, als sie sich vor acht Jahren als Coach und Trainerin selbstständig machte, um Unternehmen in allen Personalfragen zu beraten.
Den Anschub hatte zunächst ihr damaliger Chef gegeben. Als er in Rente ging, fragte er Birgit Köhler, ob sie Lust habe, die Aufgabe bei der Handelskammer zu übernehmen. Sie musste nicht lange überlegen: „Bei Personalthemen bin ich mit Leidenschaft dabei“, berichtet sie. „Die braucht man auch für die Tätigkeit als Prüfer – man muss Begeisterung für das Thema mitbringen.“ Eine weitere wichtige Voraussetzung sei das Interesse an Menschen, da man es mit sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun bekomme, auf die individuell und sehr unterschiedlich eingegangen werden muss. In ihrer täglichen Arbeit lege sie großen Wert auf „Kommunikation auf Augenhöhe“ – und diese sei auch in Prüfungssituationen sehr wichtig.
Umgekehrt lerne sie aber auch aus der Tätigkeit als Prüferin regelmäßig Neues für ihre Arbeit, sagt Birgit Köhler. Die Auseinandersetzung mit den Themen helfe, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Darüber hinaus gebe es einen guten Austausch und ein Netzwerken innerhalb des Prüfungsausschusses. Am Ende gehe es aber nicht primär darum, selbst Profit aus der Tätigkeit zu ziehen: „Ich unterstütze es, weil es ein Ehrenamt ist, und davon bräuchten wir viel mehr in der Gesellschaft.“
Aufwand lässt sich gut planen
Bei Marco Stolle rennt sie damit offene Türen ein. Der Geschäftsführer der Agentur Werk85 engagiert sich als Prüfer gleich in zwei Berufen: Fachinformatiker/in Anwendungsentwicklung und Mediengestalter/in Digital und Print. Er selbst hat ein technisches Studium absolviert, „aber ich habe auch ein gestalterisches Herz“, sagt er. In den zweiten Ausschuss, die Fachinformatikerprüfungen, sei er zunächst nur „hineingeschlittert“, weil sehr kurzfristig ein Prüfer gesucht wurde. „Danach habe ich gesagt, dass ich es gerne weitermache“, berichtet er. „Wir sind im Prüfungsausschuss ein gutes Team und haben einen sehr befruchtenden Austausch, auch mit der Handelskammer.“ Der Aufwand sei überschaubar und lasse sich gut im Voraus planen, sagt er. Insgesamt gehe er für beide Ausschusstätigkeiten von maximal zwei Wochen pro Jahr aus.
Als Vertreter der Arbeitgeber hört Stolle gerne, was auf Seiten der Bildung und der Arbeitnehmenden in anderen Betrieben aktuell diskutiert wird. Er kenne nun beispielsweise Lehrer an der Berufsschule, die seine eigenen Auszubildenden besuchen – dies sei auch eine gute Basis, um gelegentliche Unklarheiten zu klären. Da die praktischen Prüfungen vor Ort in den Ausbildungsbetrieben stattfinden, lerne man auch andere Unternehmen kennen und komme mit den Ausbilderinnen und Ausbildern ins Gespräch. „Ich kann das total empfehlen“, sagt er über die Prüfer-Tätigkeit. „Man baut ein tolles Netzwerk auf.“ Wichtig sei jedoch auch der ideelle Aspekt: „Ohne uns Ehrenamtliche würde das ganze System Duale Ausbildung nicht funktionieren. Ich halte es weiter für ein gutes System, um im Beruf durchstarten zu können.“
Prüferinnen und Prüfer gesucht!
Wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme in einen Prüfungsausschuss ist, dass die Person im entsprechenden Fachgebiet sachkundig ist. Die Handelskammer legt auch Wert auf die nötige menschliche Reife, um sich gut in Prüflinge hineinversetzen zu können. Zwei bis drei Jahre Berufserfahrung sind das Minimum. Wer Interesse hat, kann erst einmal unverbindlich hospitieren.
Weitere Informationen:
handelskammer-magazin.de/pruefer-werden
Martin Kasten
Handelskammer Bremen
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