Digitale Modelle unterstützen die Gebäuderenovierung

ATB Institut entwickelt Softwarelösungen und 3D-Visualisierungen für den energiesparenden Umbau von Gebäuden

Der Bestand an Wohngebäuden in der EU altert schnell: Mehr als 40 Prozent wurden vor 1960 gebaut, rund 90 Prozent vor 1990. Ihr Energieverbrauch entspricht in Zeiten des Klimaschutzes meist nicht mehr den Anforderungen. Für die EU ist dies ein erhebliches Problem, weil Wohngebäude für rund ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Das ATB Institut für angewandte Systemtechnik Bremen entwickelt daher als Konsortialführer mit elf europäischen Partnern ein System, das ökologische Renovierungen deutlich effizienter und kostengünstiger machen soll.

Die Partner führen Fachleute aus Bereichen wie 3D-Modellierung, Künstliche Intelligenz (KI), Bilderkennung und Energieeffizienz zusammen, um eine KI-basierte BIM-Lösung (Building Information Modelling) zu entwickeln, die sich gezielt für Renovierungen eignet. Aktuell verfügbare BIM-Systeme sind vorrangig auf Neubauten ausgerichtet.

„Von älteren Gebäuden gibt es meistens Zeichnungen, aber keine digitalen Modelle“, erklärt Projektkoordinator Sebastian Scholze. „Wir entwickeln eine Lösung, die es ermöglicht, solche Modelle nachträglich automatisch oder semi-automatisch zu erstellen.“ Dabei kommen unter anderem Drohnen zum Einsatz, die bei der Vermessung eines Gebäudes helfen.

„Digitaler Zwilling“ des Gebäudes wird mit Datenbanken verknüpft

Die erzeugten „digitalen Zwillinge“ von den Räumlichkeiten können dann mit weiteren Informationen verknüpft werden, um verschiedene Umbau- und Nutzungsszenarien zu simulieren. „Wenn man zum Beispiel ein Fenster oder einen Heizkörper tauschen möchte, stehen unendlich viele Varianten zur Auswahl“, so Scholze. „Man weiß aber oft nicht genau, welche Konsequenzen sie konkret haben werden.“ Mit dem BIM-System soll sich der Einbau in Zukunft vorab simulieren lassen. Dabei können die technischen Daten des jeweiligen Fensters mit Informationen zu den klimatischen Bedingungen vor Ort oder der Nutzung der Räumlichkeiten verknüpft werden – sowie mit den Erfahrungsdaten aus ähnlichen Projekten.

Ein weiteres Ziel des Vorhabens besteht darin, alle Beteiligten eines Umbaus über eine einheitliche Plattform kommunizieren zu lassen. Die beauftragten Handwerker können auf der webbasierten Plattform beispielsweise detailliert sehen, was erledigt werden muss.

Das komplett integrierte System, das den gesamten Projektzyklus eines Umbaus von der Datenerhebung bis zur Übergabe abdecken wird, soll im Herbst dieses Jahres evaluiert und im kommenden Jahr bereit für die kommerzielle Nutzung sein. Zentrale Komponenten werden für alle Interessierten als Open-Source-Software frei verfügbar bereitgestellt.

Weitere Informationen:
Projekt Encore
ATB Institut